Bei der Vollversammlung des größten Bio-Verbandes der Steiermark in Kobenz standen die Entwicklung des Bio-Marktes und seine Zukunftsperspektiven im Fokus. Obmann Thomas Gschier dankte den über 2.000 Mitgliedsbetrieben für ihren unermüdlichen Einsatz für eine zukunftsfähige Landwirtschaft. Gleichzeitig betonte er die Notwendigkeit von Rahmenbedingungen, die nachhaltiges Wirtschaften im Bio-Sektor ermöglichen. „Der Bio-Markt hat in den letzten Monaten spürbar an Dynamik gewonnen. Die Nachfrage nach Bio-Produkten steigt – in einigen Bereichen sogar so stark, dass die Nachfrage nicht mehr vollständig bedient werden kann. Das birgt Risiken, denn wenn Bio-Produkte nicht verfügbar sind, könnten Konsumenten auf konventionelle Alternativen ausweichen. Wir müssen daher den Druck auf die Politik erhöhen, um diesen Zukunftsmarkt gezielt zu stärken“, so Gschier.
Die aktuelle Marktentwicklung zeigt positive Tendenzen. Laut RollAMA stieg 2024 der Absatz von Bio-Lebensmitteln im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) mengenmäßig um 5,5 Prozent, während der Umsatz um 3,7 Prozent zunahm. Besonders im Niedrigpreis-Segment wuchs die Nachfrage. Zusätzlich verringerte sich die Preisdifferenz zwischen Bio und konventionellen Produkten, weswegen die Umsätze nicht im gleichen Ausmaß wie die Menge wuchsen. Michael Riegler, Geschäftsführer der Obersteirischen Molkerei, berichtete von positiven Entwicklungen im Bio-Milchmarkt. Nach einem Rückgang nach dem Corona-Peak stabilisierte sich der Bio-Absatz im Jahr 2024. Das Jahr 2025 begann mit einem leichten Plus. Auch in Deutschland wächst die Nachfrage nach Bio-Milch.
Die letzten Jahre waren für die heimische Bio-Landwirtschaft herausfordernd. Zwischen 2023 und 2024 sank die Zahl der Bio-Betriebe in der Steiermark um zwei Prozent, die Bio-Flächen verringerten sich um 1,4 Prozent. Trotz dieser Entwicklungen bleibt die Zukunftsperspektive stabil. Eine interne Umfrage zeigt, dass über 90 Prozent der Betriebe in den nächsten fünf bis zehn Jahren weiterhin auf biologische Landwirtschaft setzen wollen.
Andreas Steinegger, Präsident der LK Steiermark und selbst Bio-Bauer, betonte die Notwendigkeit einer Entlastung der Landwirtschaft und verwies auf die überbordende Bürokratie. Laufende Gespräche auf Landes- und Bundesebene sollen Vereinfachungen bringen. Bio-Austria-Obfrau Barbara Riegler unterstrich im Laufe des Abends ebenso die Bedeutung passender politischer Rahmenbedingungen und sagte: „Die Ansagen der EU-Kommission zur zukünftigen Agrarpolitik zeigen ein paar vielversprechende Ansätze, um Ökonomie und Ökologie zusammenzubringen. Doch es gibt auch Risiken, da sie beispielsweise auf einfache Lösungen durch neue Gentechniken hofft. Die Ratsposition zur neuen Gentechnik untergräbt jedoch die Wahlfreiheit der Konsumenten, gefährdet die Existenz der gentechnikfreien Landwirtschaft und lässt Bäuerinnen, Bauern sowie Züchter ohne rechtlichen Schutz vor Patentstreitigkeiten zurück. Die biologische Landwirtschaft hingegen hat sich längst als bewährtes Modell für nachhaltige Ernährungssicherung etabliert und das ganz ohne Gentechnik. Es ist daher unerlässlich, dass wir alle von der Politik klare Weichenstellungen einfordern, damit die biologische Landwirtschaft als gentechnikfreier Innovationstreiber unterstützt und vor dem Eintrag neuer Gentechnik geschützt wird.“
Der Verlust an Artenvielfalt schreitet voran und die Landwirtschaft als Mitverursacher ist in den letzten Jahren stark in den Fokus gerückt. Die biologische Landwirtschaft spielt hier eine zentrale Rolle im Schutz der Artenvielfalt. Mit dem Bio-Austria-Biodiversitätsrechner können Mitgliedsbetriebe seit 2022 ihre Biodiversitätsleistungen sichtbar machen. Der Verband setzt darauf, Biodiversität in den Jahren 2025 und 2026 verstärkt zu kommunizieren und Biobäuerinnen und Biobauern als Vorreiter einer nachhaltigen Landwirtschaft zu positionieren.
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