„Alarmierend“, so das stichhaltige Fazit von ÖVP-Landwirtschaftssprecher und Bauernbund-Präsident Georg Strasser zum Ergebnis der durchgeführten Untersuchung. Insgesamt 447 Putenprodukte wurden im Lebensmitteleinzel- und Großhandel unter die Lupe genommen. Speziell im Großhandel mit verheerendem Fazit: 92 % des dort angebotenen Putenfleischs kommt nicht aus Österreich, sondern aus Polen, Italien, Ungarn oder dem Nicht-EU-Ausland obwohl der Selbstversorgungsgrad bei Putenfleisch mittlerweile jenseits der 45 % liegt.
Auch die Herkunft sei bei über 40% der Produkte nicht klar ersichtlich. Besonders im Online-Handel. „Hier sehen wir dringend Handlungsbedarf, dass geltendes EU-Recht auch umgesetzt wird“, appelliert Strasser an den Handel. Dabei sei auch in der Gastronomie Regionalität längst gefragt. „Drei von vier Österreichern wünschen sich mehr regionale Produkte im Gasthaus“, erklärt der Obmann der Geflügelwirtschaft Österreich Markus Lukas unter Berufung auf eine Studie des Landwirtschaftsministeriums und ergänzt „Dafür sind achtzig Prozent der Befragten auch bereit mehr zu bezahlen.“
Supermärkte setzen auf Qualität
Deutlich besser die Ergebnisse im Lebensmitteleinzelhandel. Von den 151 dort überprüften Produkten stammen immerhin knapp zwei Drittel aus Österreich, bei nur 12 % sei die Herkunft unklar. Bei den verarbeiteten Produkten ist der Österreich Anteil sogar schon jenseits der 80 %, wie Strasser und Lukas betonen.
Österreich nach Polen, Polen nach Österreich
Trotzdem sieht man sich derzeit mit der Situation konfrontiert, dass österreichisches Putenfleisch im Handel eher ausgelistet und durch ausländisches Billigfleisch ersetzt wird. Die Folge, die heimische Putenbranche weiß nicht wohin mit ihrer Ware, trotz „EU- und weltweit höchsten Standards“, wie man nicht müde wird zu erwähnen. „Nun stehen neue Tierwohlställe leer und die Kredite dafür können nicht bedient werden“, schildert Strasser die Situation der heimischen Mäster. Erste Betriebe seien bereits gezwungen gewesen zuzusperren, hält er fest. Gut ein Fünftel weniger werde derzeit eingestallt, erklärt Obmann Lukas die Folgen des Absatzrückgangs. Man sei auch gezwungen verstärkt Ware nach Polen oder Deutschland zu exportieren. Hochwertige, nach höchsten Standards erzeugte, österreichische Ware exportieren und dafür Billig-Produkte unklarer Herkunft einführen „das konterkariert die österreichische Qualitätsstrategie“, bringt es Strasser auf den Punkt. Dabei sei gerade im Gastrobereich der Preisunterschied je Portion marginal wie Markus Lukas vorrechnet: „Beim klassischen Putenstreifensalat sprechen wir von Mehrkosten von einem Euro und sieben Cent.“ Dafür bekomme man aber AMA-Gütesiegel-Qualität, beste Tierwohlstandards sowie garantiert keine Antibiotikarückstände, ergänzt er.
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- Puten im Außenscharrraum: AMA-MARKETING