“Wie geht es Dir?” ist längst zu einer rhetorischen Frage verkommen. Eigentlich geht es im Kern der Frage um echte Anteilnahme, um Interesse an den Lebensgeschehnissen des anderen. Eine schöne Frage, die ihre Bedeutung leider im Alltag verfehlt. Vielmehr wird die Floskel aus reiner Höfflichkeit geäuöert und ist zugleich oft eine Art verschlüsseltes “Ich will das gar nicht hören.” Uns ist das klar, weshalb wir fast immer antworten: Danke, gut, toll, könnte nicht besser sein! Selbst dann, wenn die Dinge momentan mies sind und Tränen oder ein lauter Aufschrei die aufrichtigste und der Lebenssituation am ehesten entsprechende Antwort darauf wären, wie es uns geht. Wer wagt es schon, ehrlich und offen zu antworten? Vielleicht würde die bessere Frage stattdessen lauten: Was beschäftigt Dich gerade? Der Andere hat dann die Wahl, er kann oberflächlich antworten, wenn er möchte, oder mehr von sich preisgeben, sich öffnen, so sehr ihm eben gerade danach ist. Überlassen wir dem Gegenüber die Wahl und nehmen sie nicht durch eine gehaltlose Frage vorweg. Die veränderte Fragestellung schafft Raum, der so oder so genutzt werden kann – ohne dabei aufdringlich oder abweisend zu sein. Aber seien Sie sich bewusst, diese Variante der Frage erfordert wahres Interesse und gegebenenfalls etwas Zeit für die darauffolgende Antwort.
“Wie geht es Dir?” – Frage ohne ehrliche Antwort
Eine schöne Frage, die ihre Bedeutung leider im Alltag verfehlt.
- Werbung -