Was noch für Fleisch spricht. Gedanken dazu

Kommentar von Thomas Weber,
Herausgeber von Biorama und Buchautor.

Wir kennen das Argument: Zwei Drittel der weltweiten landwirtschaftlichen Flächen sind nur über den Umweg von Wiederkäuermägen für die Produktion von Lebensmitteln nutzbar. Das gilt für Steppen und Savannen, auch für unsere Almen und tiefer gelegenes Dauergrünland. Es ist das einzige Argument, das künftig noch für Fleischkonsum zählen wird. Auch, weil Beweidung und Bewirtschaftung die besonders artenreiche Kulturlandschaft vor Verbuschung und Verwaldung bewahrt. Alles andere ist letztlich Folklore und wird unter den Notwendigkeiten des Klimaschutzes angepasst werden – schneller als die meisten jetzt noch für möglich halten.
Wenn wir das Argument allerdings ernst nehmen und nicht bloß zum möglichst langen Aufrechterhalten des Status quo mißbrauchen, dann müssen wir uns auch hierzulande fragen: Wie viele Rinder braucht Österreichs Kulturlandschaft? Und konsequenterweise den gesamten Rindersektor von Getreide und Soja befreien.
Pi mal Daumen bedeutet das unter der Annahme, dass durchschnittlich jedes Hektar eine Großvieheinheit (GVE) ernährt, bei insgesamt 1,34 Mio. Hektar Grünland (Quelle: Grüner Bericht 2021), dass ein Bestand von etwa einer Million Rindern nachhaltig wäre. Schafe und Ziegen gibt es schließlich auch noch. 2020 wurden 1,86 Mio. Rinder, 393.764 Schafe und 92.758 Ziegen gehalten.
Ja, nicht nur Stiermast wird dann nicht mehr argumentierbar sein. Auch die Rolle von Huhn und Schwein muss wieder jene des Abfallverwerters sein – um die Pressrückstände der veganen Soja- und Haferdrinks zu veredeln. Derzeit werden unsere Hühner und Schweine mit viel zu viel hochwertigem Protein gefüttert. Dieser Wahrheit muss sich auch Bio stellen.

weber@biorama.eu

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  • Weber Thomas: Michael Mickl
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