Was war das zuletzt für eine Aufregung, als ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner in den späten Abendstunden des 7. Jänner via TV säuerlich erklärte, Erwin Pröll stehe als Bundespräsidentschafts-Kandidat nicht zur Verfügung. Jener Erwin Pröll, dem Andreas Khol erst Stunden zuvor in Sachen Hofburg noch blumig bescheinigte, dass ihm “die ÖVP zu Füßen liegt”. Es fielen viele vor Schreck sprichwörtlich vom Sessel. Schwarze Parteigranden sowieso, aber auch viele in den Redaktionsstuben dieser Republik. Die schwarze Blamage, was innerparteiliche Kommunikation und Leadership angeht, war perfekt. Ebenso wie das publizistische Versagen fast aller Medien, die Pröll zuletzt tagelang schon als “fix” meldeten. Um sich dann prompt über seine “Absage” zu empören. Allein: Pröll hatte, was die Hofburg angeht, zu keinem Zeitpunkt eine “Zusage” gegeben. Im Gegenteil: Hätte man ihm nur genau zugehört, Stichwort: Lebensplanung, dann wäre seit Langem klar gewesen, dass die Hofburg am Ende des Tages keine Option für ihn ist. Bei ZiB-2-Anchorman Armin Wolf ließ er das schon im Mai 2015, verlauten. Der TV-Star verlor nun dementsprechend seine Wette, eine Flasche edlen Weins an ihn. Fazit: Pröll führte sie alle vor. Seine Partei, die ihn als einzigen “Siegläufer”, den sie noch hat, für einen regierungspolitisch nicht übermäßig wichtigen Wahlsieg einsetzen wollte. Und darüber hinaus weite Teile der veröffentlichten Meinung, die offenbar verlernt hat, Persönlichkeiten professionell “lesen”, sprich: einschätzen zu können. Somit unterlag man da wie dort dem Mechanismus herber Selbsttäuschungen.
Von herben Selbsttäuschungen
Gastkommentar von Prof. Hubert Wachter, Publizist
- Werbung -