Tröpfchenbewässerung ist auf dem Vormarsch. Bei genereller Wasserknappheit und hohen Energiekosten wird sie zunehmend zu einer Alternative für die üblichen Rohr- oder Trommelberegnungsanlagen. Wir haben mit dem Bewässerungsfachmann Christoph Wenzel von der Parga Park- und Gartentechnik GmbH zu Pro und Kontra der Tropfbewässerung gesprochen.

Niedriger Druck, unempfindlich bei Wind

ProHektar: Welche Vorteile bietet die Tropfberegnung?
Wenzel: Netzberegnung mit Rohren und Regnern sowie Trommelberegnung mit Großregnern haben in Österreich Tradition und gehören zur „Grundausstattung“ im Ackerbau der Trockenlagen. Die Tropfberegnung wurde durch technische Innovationen eine ernstzunehmende Alternative. Sie bietet unabhängig vom Wind eine sehr gute Wasserverteilung bei minimalen Verlusten, z. B. durch Verdunstung. Der Wasserbedarf beträgt rund 30 m3 pro Hektar und Stunde bei nur 1,5 bar. Dadurch sind die laufenden Kosten vergleichsweise gering. Das Verlegen der Schläuche ist anhand neuer Geräte mit der Aussaat kombinierbar. Die Netzberegnung ist demgegenüber zwar einfach zu installieren und lange haltbar. Allerdings ist die Wasserverteilung ungleichmäßig. Ein Wasserbedarf von 50 m3 pro Hektar und Stunde und ein Anlagendruck von etwa fünf bar vergrößern den Energiebedarf. Eine Trommelberegnung ist vielseitig einsetzbar. Ihr größter Vorteil ist der schnelle Flächenwechsel. Dem stehen hohe Anschaffungskosten und bei 60 m3 Wasser pro Hektar und Stunde sowie neun bar Druck ein hoher Energiebedarf gegenüber.

Lässt sich mit den Tropfschläuchen bei den immer heißeren Tagestemperaturen ausreichend Wasser in die Kulturen bringen?
Da die Regengaben effizient erfolgen ist eine Unterversorgung kein Thema. Die zentrale Frage dreht sich um die richtige Menge zur richtigen Zeit. Es gilt ja auch, ein Überangebot an Wasser zu vermeiden. Mit Hilfe verschiedener Sensoren, beispielsweise zur Bodenfeuchte, kann gerade die Tropfbewässerung besonders effizient betrieben werden.

Wie steht es um die Anschaffungskosten einer Tröpfchenbewässerung?
Hier fallen vor allem die Kosten für die Tropfschläuche ins Gewicht. Abhängig von Kulturart und Anbauvarianten ist aktuell mit knapp 1.000 Euro pro Hektar zu kalkulieren. Diese Kosten fallen jährlich an, denn die gebrauchten Tropfschläuche werden am Ende der Saison eingesammelt und recycelt. Die Anschaffungskosten für Pumpe, Filter und Verteilleitungen liegen beispielsweise bei drei Hektar Bewässerungsfläche in der Größenordnung von rund 7.000 Euro. Diese Anlagenteile sind mehrjährig verwendbar.

In welchen Ackerkulturen ist die Tröpfchenbewässerung auf dem Vormarsch?
Die größte Nachfrage besteht im Moment im Zwiebel- und Kartoffelanbau. Zunehmend werden auch Kulturen wie Salat, Süßkartoffeln, Karotten und Sellerie mit Tropfschläuchen bewässert. Grundsätzlich ist das Verfahren für jede Reihenkultur geeignet.

Auch in der Landwirtschaft kommen zunehmend Wasserspeicher in Diskussion. Sind solche Reservoire wirtschaftlich darstellbar?
Ja, eine Wasserspeicherung für die Bewässerung ist wirtschaftlich darstellbar. Das Problem der ungünstigen Niederschlagsverteilung wird ja immer größer. Ein Speicher bietet die Möglichkeit, Wasser aus sonst nicht nutzbaren Niederschlägen (Stark­regen, Winter) zu speichern und dann zu verwenden wann es gebraucht wird. Weiters gibt es immer mehr Brunnen, die nicht die erforderliche Wassermenge zur Bewässerung liefern, mit denen man aber ein Reservoir füllen kann. Damit wird das Wasser bei Bedarf abrufbar. Ob die Speicherung in einem Bewässerungsteich mit Folie oder in einem Wassersilo erfolgt, hängt von verschiedenen Faktoren ab und muss individuell geprüft werden.


Die Anlage richtig planen

Auch bei einer Tropfbewässerung kommt es auf ein passend abgestimmtes Zusammenwirken der wesentlichen Teile der Anlage an, damit der Betrieb effizient und kostensparend möglich ist. Pumpe, Leitungen, Filter und die Tropfschläuche selbst sollten auf einen hohen Wirkungsgrad hin optimiert sein.

Tropfsysteme sind immer Niederdruck- und Niederflusssysteme. Entsprechend ist der Energiebedarf zur Bewässerung und Nährstoffversorgung einer Anbaufläche deutlich niedriger als bei der Beregnung mit herkömmlichen Bewässerungsarten. Um einen effizienten Betrieb zu gewährleisten, müssen aber auch die Einzelkomponenten der Tropfbewässerungsanlage passend aufeinander abgestimmt sein. Die wesentlichen Teile einer Tropfbewässerung sind:

  • die Wasserversorgung mit Pumpe,
  • die Hauptleitung,
  • eine Filter- und optional auch Düngestation,
  • Verteilleitungen und Reihenanschlüsse,
  • die Tropfschläuche und nicht zuletzt
  • die Steuerung.
Vorhandene Pumpen weiterverwenden

Bei der Pumpenausstattung einer Tropfbewässerung können alle gängigen Pumpenarten eingesetzt werden – beispielsweise Unter- oder Oberwasserpumpen, angetrieben mit Benzin, Diesel oder Strom. Auch am Betrieb vorhandene Pumpen können in einer Tropfbewässerung weiterverwendet werden. Dabei wird der zur Tropfanlage passende Betriebspunkt mit niedrigerer Drehzahl und dem passenden Druck neu eingestellt. Die an die Pumpe anschließende Hauptleitung dient der Wasserversorgung der einzelnen Bewässerungssektoren. Auch hier sind alle marktgängigen Produkte einsetzbar (PE-, PVC- oder Metall-Rohre sowie auch Flachschläuche). Wichtig ist die passende Dimensionierung. Entscheidend für einen reibungslosen Betrieb einer Tropfbewässerung ist die passende Filtereinheit. Die Filtereinheit ist auf die Anlagengröße und die Qualität des Gießwassers abzustimmen. Gleich hinter dem Filter ist auch eine Düngereinspeisung installierbar. Über Druckregler und Verteilleitungen geht es schließlich zu den Reihenanschlüssen der Tropfschläuche. Die Tropfschläuche können ober- und unterirdisch verlegt werden. In Kartoffeldämmen sind Ablagetiefen bis zu 12 cm möglich. Zum arbeitsaufwendigen Ausrollen stehen Legegeräte zur Verfügung. Damit ist das Schlauchlegen mit der Aussaat kombinierbar. Bei Ackerkulturen wie Zwiebel oder Erdäpfel werden die Tropfschläuche nur über eine Saison verwendet und nach dem Einrollen wiederverwertet.

Bei mehrjährigen Kulturen (Wein, Obst) werden Schläuche mit bis zu zehn Jahren Lebensdauer verwendet. Die Schläuche sollen robust gegen Beschädigungen durch Schädlinge sein. Je nach Kultur und Wasserbedarf können unterschiedliche Tropfabstände (30, 50, 80 und 100 cm) gewählt werden mit unterschiedlicher Wasserabgabe (von 1,0 bis 3,5 l pro Stunde und Tropfer). Druckkompensierend ausgeführte Tropfer gewährleisten eine gleichmäßige Wasserabgabe im Bereich von 0,5 bis 4,0 bar Anlagendruck. Damit ist die Tropfbewässerung auch für Hanglagen mit bis zu 40 m Höhenunterschied geeignet bzw. sind auch Tropfschlauchlängen von mehr als 500 m möglich. Zur Steuerung der Anlagen stehen Bluetooth-Lösungen mit Smartphone-App zur Verfügung bis hin zu vollautomatisierter Regelung.

Quelle: PARGA
Verteilnetz einer Tropfbewässerung. Die richtige Dimensionierung der Anlage ist entscheidend für die Wirtschaftlichkeit.

- Bildquellen -

  • Verteilnetz: PARGA
  • Künstliche Bewässerung: PARGA
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AUTORHans Maad
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