Gerade bei Milch- und Milchprodukten fällt mir kein Grund ein, weshalb man nicht zu Tiroler Produkten greifen sollte”, betont der Lienzer Bezirksbauernobmann Martin Mayerl. “Unsere Bauern erhalten und pflegen unseren Lebens- und Erholungsraum und sorgen für die gepflegte und weltbekannte Kulturlandschaft. Jeder Tiroler Hof sichert nicht nur die Existenz der bäuerlichen Familie, sondern drei weitere Arbeitsplätze in der Region. Die Tiroler Land- und Forstwirtschaft ist von enormer Bedeutung für die Wirtschaft und für den Tourismus – leider wird noch immer viel zu oft der regionale Wirtschaftsmotor Landwirtschaft unterschätzt”, ist sich Mayerl, selbst Bauer in Dölsach, sicher. “Luft nach oben” sieht der Bezirksbauernobmann noch in der Abstimmung von Angebot und Nachfrage im Bezirk. “Wir haben bereits viele Bauern in Osttirol, die ihre Fühler ausstrecken und interessante Produktionszweige für sich entdecken. Dennoch brauchen unsere Bauern darin eine noch intensivere Beratung und Unterstützung, wenn es darum geht, Nischen zu finden.” Konkret brachte Mayerl z. B. den Anbau von Getreide und Gemüse zur Sprache. “Während im Bereich Milch und Milchprodukte die Selbstversorgungsrate sehr gut ist, liegt dieser bei Getreide bei lediglich 0,5 Prozent.”
Gesundheit oberstes Ziel
“Gerade wenn es um den Pflege- und Gesundheitsbereich geht, kann es nicht sein, dass bei der gesunden Ernährung gespart wird”, findet der Bezirksbauerobmann ernste Worte. “Unsere Osttiroler Bauern produzieren strengstens kontrollierte Lebensmittel von höchster Qualität. Unsere Lebensmittel sind zu 100 Prozent gentechnik- und hormonfrei aus gekennzeichneter Herkunft”, und genau diesen Mehrwert dürfe man nicht unterschätzen. “Es gibt wohl weltweit kein Land, in dem Tierschutz-, Produktions- und Umweltstandards so hoch sind wie in Tirol”, führt Mayerl weiter an.
Bewusste Konsumenten
Was Bezirksbäuerin Michaela Pitterl und Martin Mayerl besonders hervorheben, ist die Tatsache, dass der durchschnittliche Konsument in Tirol sehr bewusst einkauft. “Die Aufklärungsarbeit der letzten Jahre fruchtet. Da wurde Gott sei Dank sehr viel geleistet und die Menschen in Tirol achten darauf, was sie einkaufen, und sind sich durchaus der direkten Zusammenhänge von Konsum und Wohlergehen der heimischen Landwirte bewusst”, so Pitterl. “Dennoch dürfen wir nicht aufgeben und müssen dranbleiben, auf Wichtigkeit und Wertigkeit der heimischen Landwirtschaft und Produkte hinzuweisen. Da meine ich nicht nur Konsumenten und den Handel, da sprechen wir gleichermaßen auch Leute aus den eigenen Reihen an. Unsere Bauern, Bäuerinnen und Jungbauern müssen noch mehr lernen, Botschafter ihrer Produkte zu sein. Wir haben da sicherlich noch Luft nach oben, was die Vermarktung unserer eigenen Arbeit und Produkte angeht, aber wir sind gut unterwegs”, so Pitterl, die durchaus selbstkritisch die Lage beäugt. “Es geht darum, die Geschichte, Herkunft und den Mehrwert unserer Produkte für das ganze Land zu erklären und begreifbar zu machen.”
Lebensmittel der Region
In öffentlichen Küchen werden besonders große Mengen an Lebensmitteln verarbeitet. 6000 Altersheimplätze heißt jährlich je zwei Millionen Frühstücke, Mittag- und Abendessen. Mehr als 30.000 Essen am Tag werden in den 20 Landesschulen mit eigener Küche ausgegeben. Die öffentlichen Krankenanstalten in Tirol zählen mehr als eine Million Belegstage im Jahr. Allein am Landeskrankenhaus Innsbruck werden täglich fünf Tonnen Lebensmittel verarbeitet. Pro Woche werden am LKH 2.400 Liter Milch gebraucht. “Der Großteil stammt bereits jetzt aus Tirol. Da hat sich in den vergangenen Jahren nicht zuletzt auch durch die Initiative der AMT sehr viel bewegt. Im Jahr 2010 hat damals auf Initiative von Bauernbundobmann LHStv. Toni Steixner mit Beschluss der Landesregierung das “Bewusst Tirol” Großküchenprojekt gestartet, das sich mittlerweile sehr gut etabliert hat”, erklärt Bauernbunddirektor Dr. Peter Raggl. “Mittlerweile sind sehr viele Betriebe bereit, Taten zu setzen und tatsächlich zu heimischen Produkten wie Milch, Butter, Käse, Rahm und Joghurt zu greifen”, so Raggl und er meint abschließend: “Der Preisunterschied ist nämlich gering. Der Mehrwert an Gesundheit, Qualität und Geschmack jedoch enorm.”
Vorzeigepartner im Bezirk
Werner Greil, Wirtschaftsleiter des Wohnheimes Lienz, und Mag. Helene Brunner, Verwaltungsleiterin des BKH Lienz, beziehen den Großteil ihrer Nahrungsmittel aus der Region. Beide Betriebe sind annähernd gleich groß und produzieren in ihren Küchen je bis zu 900 Essen täglich. “Gebäck, Fleisch, Wurst und Milch beziehen wir zu 100 Prozent aus der Region”, so Brunner in ihren Ausführungen. “Dass heimische Lebensmittel, die unseren BewohnerInnen schmecken und für sie gesund sind, auf unseren Tellern landen, hat sich bereits über Jahrzehnte etabliert”, so Greil. “Hinzu kommt, dass ich noch nie Verhandlungen mit einem Bauern abbrechen musste, weil die Kosten den Rahmen der Vergaberichtlinien gesprengt hätten”, meint er weiter. “Wo wir uns noch schwer tun, genügend Lebensmittel zu erhalten, ist besonders im Bereich Gemüse und Getreide, da wäre es schön, wenn noch mehr in der Region erzeugt werden würden.”