Neben der wirtschaftlichen Tragfähigkeit eines Betriebes ist speziell für die junge Generation die zu erwartende Arbeitsbelastung ein wichtiges Entscheidungskriterium, also die „Work-Life-Balance“.

Die genannten Zahlen ergab eine Telefonumfrage unter mehr als 1.500 Bäuerinnen und Bauern. Sie alle bewirtschaften mindestens fünf Hektar oder wenn Wein-, Obst- oder Gemüsebau mindestens einen Hektar. Befragt wurden diese im Dezember vergangenen Jahres von einem Meinungsforschungsinstitut für das Projekt „Vision 2028+“ des Landwirtschaftsministeriums. Aktuell gibt es in Österreich rund 87.000 landwirtschaftliche Betriebe, basierend auf den Daten des AMA-Mehrfachantrages. Davon werden laut der vorliegenden Erhebung fast die Hälfte (46 %) oder 40.000 Höfe im Haupterwerb geführt. Je nach Betriebstyp (gefragt wurde nach dem „wichtigsten Betriebszweig“, Anm.) fällt der Haupterwerbsanteil bei der Aufteilung in Sparten recht unterschiedlich aus: Während drei Viertel (75 %) aller Schweine- und Geflügelhalter ihre Betriebe im Haupterwerb führen, sind es im Wein-, Obst- und Gemüsebau nur rund zwei Drittel (68 versus 66 %) und in der Milchproduktion nur sechs von zehn (61 %). Bei den Mutterkuhbetrieben wird dagegen nur jeder vierte im Haupterwerb geführt.

Strukturwandel geht weiter 

Die Betriebsführer wurden in der Studie der KeyQuest Marktforschung auch zur voraussichtlichen Bewirtschaftungsart in zehn Jahren, also 2033, befragt. Hier zeigt sich, dass der Strukturwandel in etwa mit der Geschwindigkeit der vergangenen zwei Jahrzehnte weitergehen wird. In diesem Zeitraum haben jedes Jahr 1,5 bis zwei Prozent der Betriebe ihre Produktion eingestellt. Die Befragung im Dezember 2023 ergab, dass 15 Prozent der Betriebsführer damit rechnen, dass ihr Hof im nächsten Jahrzehnt bis 2033 auslaufen wird. Damit würde die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe auf rund 74.000 schrumpfen. 

Auch der Haupterwerbsanteil dürfte weiter zurückgehen, von aktuell 46 auf etwa 42 Prozent, ergab die KeyQuest-Erhebung. Besonders markant werde der Rückgang bei den Mutterkuhhaltern, Waldbauern, Rindermästern und Milchbauern ausfallen. Eher in Richtung Haupterwerb dürfte es lediglich im Obst- und Gemüsebau und generell bei Direktvermarktern gehen, wurde ermittelt.

Mangelnde Rentabilität 

Als Hauptursache sowohl für eine Betriebsstillegung als auch für den verstärkten Wechsel in den Nebenerwerb wurde eindeutig die „mangelnde Rentabilität“ genannt. Als kritischer Punkt kristallisiere sich dabei die Hofübergabe heraus, kommentiert Johannes Mayr von KeyQuest die Zahlen. Viele potenzielle Hofnachfolger würden zwar Interesse an einer Betriebsübernahme haben. Fehle aber die wirtschaftliche Perspektive,
blieben doch viele „lieber bei ihrem außerlandwirtschaftlichen Beruf“, so Mayr.

Arbeitsbelastung entscheidend

Neben der wirtschaftlichen Tragfähigkeit eines Betriebes sei speziell für die junge
Generation die zu erwartende Arbeitsbelastung ein wichtiges Entscheidungskriterium, Stichwort „Work-Life-Balance“, also ein angestrebtes Gleichgewicht von Arbeits- und Privatleben. „Auch hier wiegen die beruflichen Perspektiven außerhalb der Landwirtschaft, wenn es um die Entscheidung zur Übernahme oder Fortführung des Betriebes im Haupterwerb geht“, so der Meinungs- und Marktforscher.

Mayr empfiehlt daher allen Landwirten, „in Zukunft noch stärker darauf zu achten, tragfähige Geschäftsmodelle für ihren Betrieb zu entwickeln. Vor allem junge Hofübernehmerinnen und Hofübernehmer brauchen Unterstützung bei der Entwicklung wirtschaftlicher und zukunftsweisender Betriebskonzepte.“ Diese könnten auch von außerhalb der etablierten Beratungsstrukturen kommen, etwa von Handelsunternehmen oder Lebensmittelproduzenten. „Am besten von jenen, die auf verlässliche Lieferanten hochwertiger Agrarprodukte angewiesen sind“, so Mayr.

- Bildquellen -

  • Bäuerliche Familie: agrarfoto.com
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AUTORBernhard Weber
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