Sojabohnenverarbeitung in Straubing in Betrieb
Für Christian Krumphuber, Leiter der Abteilung Pflanzenproduktion an der oberösterreichischen Landwirtschaftskammer, ist die neue Anlage in Straubing theoretisch auch für Österreich von Bedeutung und zumindest eine zusätzliche Option: “Entscheidend wird sein, ob man dort kostenmäßig mit den globalen Ölmühlen, die meist monströse Verarbeitungskapazitäten haben, konkurrieren kann.” Ein anderer Punkt ist, dass sich der heimische Sojamarkt völlig kon-trär zum globalen Sojamarkt entwickelt hat. “Ein großer Teil der österreichischen Sojaernte geht in die Lebensmittelindustrie,” so Krumphuber. Generell wird aus seiner Sicht die Eiweißfrage zu eindimensional diskutiert: “Im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern hat Österreich betreffend Importbedarf viel mehr getan.” Der Pflanzenbauexperte sieht den Sojaanbau in Österreich trotzdem noch nicht am Zenit angelangt. Eine leichte Steigerung der Anbaufläche auf maximal 70.000 Hektar ist für ihn realistisch.
Einsatz der Sojabohne in der Nutztierfütterung
Sojabohne eignet sich aber auch gut zur innerbetrieblichen Verwertung als Eiweißfuttermittel. Dadurch lässt sich auch eine höhere Wertschöpfung erzielen. “Vor allem vollfette Sojabohnen und daraus hergestellter Sojakuchen bieten sehr gute Möglichkeiten, selbst erzeugte Sojabohnen innerbetrieblich zu verwerten und die Eiweißversorgung landwirtschaftlicher Nutztiere leistungsgerecht sicherzustellen”, erläuterte Gerhard Bellof von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Sojabohnen und Soja-kuchen aus hiesigem Anbau weisen einen hohen Futterwert, vor allem in Bezug auf die Protein- und Energielieferung auf. “Insbesondere für den Einsatz in der Schweine- und Geflügelhaltung ist allerdings eine sachgerechte Wärmebehandlung erforderlich”, so der Fütterungsexperte. Für die Sojabohne kann der hohe Fettgehalt in der Fütterung einsatzbegrenzend wirken. Deshalb ist aus der vollfetten Sojabohne hergestellter Sojakuchen mit einem Restfettgehalt von höchstens zehn Prozent für den Fütterungseinsatz besser geeignet. Für die Schweine- und insbesondere die Geflügelfütterung ist auf die bedarfsgerechte Aminosäureversorgung, speziell mit Methionin zu achten. “Methionin ist ein begrenzender Faktor im Sojaprotein”, erklärte Bellof. “Eine Wärmebehandlung von Sojabohnen oder Sojakuchen führt außerdem zu überdurchschnittlichen UDP-Anteilen, was den Einsatz dieses heimischen Eiweißträgers ebenfalls im Milchleistungsfutter hochleistender Milchkühe interessant macht.”
GVO-Freiheit wird nicht ausreichend bezahlt
Die Sojaernte ist in Österreich bereits angelaufen. Erste Ernteergebnisse zeigen überdurchschnittliche Erträge. Problematisch ist jedoch die Tatsache, dass sich heimischer gentechnikfreies Soja preislich dem globalen Wettbewerb mit Gentechnik stellen muss. “Dem internationalen Markt können wir uns hier nicht entziehen”, so Krumphuber zu dieser Unfairness. Zudem kommt, dass heuer die weltweit höchste Sojaernte seit Menschengedenken progonstiziert wird. In Abetracht dieser Tatsache ist der Preisdruck derzeit eigentlich nicht sehr hoch. Betriebswirtschaftlich gesehen werde die Sojabohne heuer im Vergleich zu anderen Ackerkulturen positiv abschneiden. Trotzdem wird die GVO-Freiheit bei Soja nicht in dem Ausmaß bezahlt, wie es eigentlich notwendig wäre: “Alle schreien nach GVO-Freiheit, wenn es jedoch um die Bezahlung geht, hält sich die Lust in Grenzen. Das ist frustrierend”, betonte Krumphuber.
Verfahren: Behandlungen für Futtermittel
- Rösten: trockene Wärmebehandlung mittels Strahlung oder direkter Erwärmung.
- Toasten: Behandlung des Futters mittels Wasserdampf und Temperatur.
- Extrudieren: Wärme- und Druckbehandlung des Futters.
- Expandieren: vergleichbar mit dem Extrudieren (kürzere Behandlungsdauer und höherer Druck).
Thomas Mursch-Edlmayr