Rücksichtnahme sichert das Überleben von Wildtieren

Die weiße Pracht lockt Naturbegeisterte und Wintersportler nach draußen in die „Wohnzimmer der Wildtiere“. Für letztere bedeutet das verstärkte Freizeitnutzer-Aufkommen Stress in einer Notzeit.

Ein Rehbock flüchtet durch das Unterholz: Das Ruhebedürfnis der Wildtiere ist jetzt im Winter insbesondere bei tiefen Temperaturen und Schneelage sehr groß.

Frau Holle hat es zuletzt gut gemeint und eine weiße „Decke“ über das gesamte Land gebreitet. Die winterliche Landschaft begeistert vor allem Naturliebhaber und Wintersportler. Ein verstärktes Freizeitnutzer-Aufkommen bedeutet aber auch einen enormen Stress für Wildtiere. Abseits der Hobbysportler-Spuren im Schnee spielen sich im Tierreich mitunter echte Dramen ab. Denn für viele Wildtiere ist die kalte Jahreszeit eine „Notzeit“ und unnötige Störungen können zur Lebensgefahr werden. „Es geht darum, die Interessen aller Raumnutzer und ihre Ansprüche in der Natur aufzuteilen“, so Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner. Die Natur werde nicht mehr, „aber es gibt gerade jetzt mehr Nutzer. Das spüren die Wildtiere besonders“. Ruhe sei insbesondere im Winter für die Wildtiere nun besonders wichtig.

Minusgrade und Schnee

Wildtiere reagieren auf die für sie ungewohnten Störungen mit panikartiger Flucht. „Diese Stresssituation kostet die Wildtiere enorm viel an Energie und nicht selten haben sie dabei Todesangst“, erläutert Christopher Böck, Wildbiologe und Geschäftsführer des OÖ. Landesjagdverbandes. Muss ein Reh durch hohe Schneemassen flüchten, verbraucht es bis zu 15 Mal so viel Energie wie im Normalzustand. Insbesondere in der kalten Jahreszeit, wenn das Nahrungsangebot ohnehin niedrig ist und eventuell durch Eis und Schnee verschärft wird, könne eine zusätzliche, massive Stressbelastung im Extremfall auch zum Tod durch Erschöpfung führen.

„Das Rot- und Rehwild steht im Winter meist bei den Fütterungen oder in unmittelbarer Nähe. Jede Störung durch Menschen vertreibt die Tiere von dort und zwingt diese, sich anderswo Futter zu suchen, meistens in Form von Baumwipfeln oder Baumrinde. Dadurch entstehen nicht selten gravierende Wildschäden am Wald“, erklärt Wildbiologe Böck. Er appelliert an die Naturgenießer und Freizeitsportler die Futterbereiche und Wildeinstände daher jetzt in der kalten Jahreszeit großräumig zu umgehen, damit Hirsche und Rehe, aber auch Feldhasen und Fasane in Ruhe Nahrung aufnehmen können.

Wer auf zwei Brettl‘n oder mit Schneeschuhen die Landschaft genießt, sollte sich vorab über die örtliche Lage genau erkundigen. „Eine gute Ausrüstung ist oft eine Selbstverständlichkeit. Zur Vorbereitung eines ausgedehnten Spaziergangs oder einer Tour gehört aber auch das Einholen einer Information über die örtlichen Gegebenheiten wo befinden sich zum Beispiel ausgewiesene Ruhezonen, die es dann unbedingt zu meiden gilt“, so Landesjägermeister Sieghartsleitner.

Quelle: OÖLJV
Feldhase im Versteck: Für nicht angeleinte Hunde leichte Beute.

Hunde an die Leine

Ein heikles Thema seien auch immer wieder Hunde bzw. deren Besitzer, die sich zu wenig umschauen und der vierbeinige Liebling dann Wildtiere hetzt. Hier komme es immer wieder zu Dramen in der Natur, wenn Rehe oder Hasen schwer verletzt oder sogar getötet werden. Im „Wohnzimmer der Wildtiere“ wie beispielswiese in Wäldern sollten Hunde daher an der Leine geführt werden.

Ziel müsse es sein, das Pendel zwischen Natur, Mensch und Tier im Lot zu halten. „Ein gutes Miteinander ist möglich, wenn jeder Naturnutzer ein entsprechendes Maß an Rücksichtnahme in den Wanderrucksack packt“, so die Vertreter der Jägerschaft.

- Bildquellen -

  • PA Rücksichtnahme Sichert Überleben Von Wildtieren Feldhase: OÖLJV
  • PA Rücksichtnahme Sichert Überleben Von Wildtieren Rehbock: OÖLJV
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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