Geeignete Sojastandorte verfügen über ein ausreichendes Wärme- und Wasserangebot. Langfristig zählt Sojabohne in Gebieten mit guten Niederschlagsmengen, aber eher kühlen Temperaturen zu den Gewinnern des Klimawandels. In den wärmeren Anbaulagen im Osten Österreichs wird dagegen die Trockenheitstoleranz der Sorten oder die Auswahl tiefgründiger Standorte für den Anbau immer wichtiger. Die Bedeutung einer guten Wasserversorgung zeigen auch die regionalen Durchschnittserträge aus dem teils sommertrockenen Jahr 2022 (Statistik Austria):

  •  OÖ: 34,9 dt/ha,
  • NÖ: 24,3 dt/ha,
  • Bgld: 19,9 dt/ha

Ab Blühmitte und während der gesamten Hülsenfüllung ist die Wasserversorgung besonders ertragsrelevant. Böden mit guter Struktur und Wasserkapazität können zeitweilige Niederschlagsdefizite besser ausgleichen. Neben dem geringeren Dünger- und Pestizidbedarf, den aktuell attraktiven Erntegutpreisen begünstigt auch eine reichhaltige Sortenauswahl die Entscheidung für den Sojaanbau. Nahezu 90 Sojabohnen-Sorten sind in der österreichischen Sortenliste eingetragen mit relevanten Unterschieden in der Jugendentwicklung, Reifezeit, Standfestigkeit, den Krankheitseigenschaften, regionalen Ertragsleistungen und im Qualitätsprofil (hoher Protein- oder hoher Ölgehalt).

Speisesoja gewinnt an Bedeutung
Sojabohne gewinnt auch als heimischer Nahrungsmittelrohstoff zunehmend an Bedeutung. Für Speisesoja günstige Sorteneigenschaften sind hohe Proteingehalte, gute Kornausbildung, heller Nabel und wenig Samenflecken. Von Vorteil ist dabei auch eine gute Standfestigkeit. Damit verringert sich das Risiko von verpilzten Körnern aus Bodennähe und von Staub- und Erdanteilen im Erntegut.

 In den niederschlagsreicheren Anbaulagen sind eine gute Standfestigkeit, Widerstandsfähigkeit gegenüber der Sklerotinia-Krankheit und die rechtzeitige Abreife wichtig. Hier ist mehr auf die Langwüchsigkeit der Sorten zu achten. Bereits Ende Juli hüfthohe Bestände gehen dann bis zur Ernte oft noch ins Lager. Die amtlichen Sortenwertprüfungen werden bei Sojabohne in Versuchsserien für die Reifegruppen 000, 00 und 0 durchgeführt. Die Ertragsgrafiken wurden für die relevanten Anbauregionen erstellt. Die Sortenunterschiede innerhalb einer Reifegruppe liegen bei sieben bis zehn Tagen bei durchschnittlicher Abreifewitterung, in einem feuchten Herbst kann diese Zeitspanne auch deutlich länger werden. Die Neuregistrierungen sowie aktuelle Sorten werden getrennt nach Reifegruppen in ihren Leistungen und Wertmerkmalen beschrieben.

Reifegruppe 000
Agneta
(Reife 2) mit rascher Jugendentwicklung reift als frühe 000-Sorte ähnlich wie Stepa und noch vor Abaca oder Paprika. Bei mittlerer Wuchslänge ist Agneta gut standfest. Peronospora schädigt wenig. Bakteriosen können stärker auftreten. In den Ertragsmerkmalen werden Abaca und Paprika nicht erreicht, Stepa bei gleicher Reifezeit aber übertroffen.
Akuma ist in der Abreife mit Aurelina vergleichbar. Die raschwüchsige Sorte ist bei mittelkurzem Wuchs gut standfest. Akuma mit mittelhohem Proteingehalt überzeugt ertraglich vor allem im Alpenvorland, entspricht aber auch in den südlichen Anbaulagen.
Ein sehr ähnliches Abreifeverhalten zeigt Noa, ebenso raschwüchsig bei mittlerem Wuchs und guter Standfestigkeit. Die Anfälligkeit für Bakteriosen ist höher. Noa brachte vor allem im Alpenvorland überdurch schnittliche Kornerträge, die auch im sommertrockenen Jahr 2022 realisiert wurden, bei mittleren Erträgen in Südostösterreich.
Axioma mit rascher Jugendentwicklung reift als späte 000-Sorte ähnlich ab wie Acardia, RGT Salsa oder Sahara. Die kurzwüchsige Axioma besticht durch ihre ausgezeichnete Standfestigkeit. Die Krankheitstoleranzen sind überwiegend gut ausgeprägt. Axioma überzeugt mit ihren Korn- und Proteinerträgen in beiden 000-Anbaulagen. Die Sorte ist sehr kleinkörnig.
ES Collector mit mittlerer Jugendentwicklung ist ebenso eine späte 000-Sorte mit sehr guter bis guter Standfestigkeit bei einer mittleren Wuchshöhe. ES Collector verfügt über mittelgute bzw. gute Widerstandsfähigkeit gegenüber Bakteriosen und Virosen. Peronospora und Samenflecken traten nur in sehr geringem bis geringem Ausmaß auf. Die Sorte zeigte überzeugende Leistungen im Alpenvorland bei mittleren Erträgen in Südostösterreich.
Unter den früher gelisteten aktuellen 000-Sorten sind Abaca und Paprika raschwüchsige, trotz der frühen Reife (Note 2) ertragreiche Züchtungen. Paprika ist zudem gut standfest.
GL Melanie, Obelix oder Stepa mit einer noch etwas früheren Abreife sind raschwüchsig, kompakt im Wuchs und standfest. Aurelina (Reife 3), länger im Wuchs, mittelgut standfest und mit hohem Proteingehalt erreicht mittlere Kornerträge und überdurchschnittliche Proteinleistungen.

Im späten 000-Reifebereich (Reife 4) ist das Sortenangebot vielfältig: Die rasch- und langwüchsige Ancagua ist mittelgut standfest und bringt sowohl im Alpenvorland als auch in Südostösterreich und Kärnten deutliche Ertragsfortschritte. Gleiches gilt für Ascada, allerdings ist ihre Standfestigkeit (Note 6) trotz kürzeren Wuchses schwächer und der Proteingehalt ist niedrig. Acardia, Adelfia oder Apollina mit raschem Jugendwachstum erreichen in beiden Anbaugebieten deutliche Mehrerträge, Adelfia und Apollina auch in der Proteinleistung, Acardia dagegen im Ölertrag. RGT Salsa ist sehr raschwüchsig bei mittlerer Wuchshöhe und Standfestigkeit. Höhere Proteingehalte weisen in der 000-Reifegruppe z.B. Aurelina, Stepa oder besonders Tofina auf.

Reifegruppe 00
In der Reifegruppe 00 gab es Ende 2022 vier Neuzulassungen. Ameva, LID Constructor und Simpol sind eher frühe 00-Sorten, Australia reift später, alle zeigen ein rasches Jugendwachstum. Die Sortenleistungen werden im 00-Anbaugebiet getrennt für das ober- und niederösterreichische Alpenvorland, für das pannonische Trockengebiet und für Südostösterreich einschließlich Kärntner Becken ausgewiesen. Ameva reift ähnlich wie P005A74. Die mittelkurze Sorte ist sehr gut bis gut standfest. Die Toleranzen gegenüber Peronospora und Bakteriosen sind gut bis mittel ausgeprägt. Virosenbefall war kaum zu finden. Ameva erreichte deutliche Mehrerträge im Alpenvorland bei ansonsten mittleren Ertragsleistungen. Bei dem mittelhohen Ölgehalt sind die Vorteile im Ölertrag noch deutlicher.
LID Constructor mit mittelhohem Wuchs, mittelguter Standfestigkeit und überwiegend günstigen Krankheitseigenschaften zeigte mittlere bis überdurchschnittliche Ertragsleistungen in allen drei Anbauregionen. Protein- und Ölgehalt liegen im mittleren Bereich.
Simpol mit mittlerer Wuchshöhe ist gut standfest. Deutliche Mehrerträge erzielte Simpol oft dort, wo eine gute Standfestigkeit gefordert war. Die Krankheitseigenschaften sind günstig ausgeprägt. Deutlichere Ertragsvorteile werden im Alpenvorland realisiert bei guten mittleren Kornerträgen im Trockengebiet und in Südostösterreich.
Australia reift ähnlich wie Altona oder Delphi PZO. Trotz ihrer Langwüchsigkeit (Note 8) ist die Standfestigkeit mittelgut ausgeprägt. Die Sorte kann einen Befall mit Peronospora, Bakteriosen oder Virosen gut abwehren bei einer mittleren Neigung zu Samenflecken. Die großkörnige Australia zeigte bei mittelhohem Ölgehalt in allen Anbauregionen relevante Ertragsvorteile, insbesondere aber im Alpenvorland.
Von den bereits gelisteten 00-Sojabohnen überzeugt Annabella (Reife 5) mit raschem Jugendwachstum, mittelguter Standfestigkeit und mittelguten Krankheitstoleranzen. Ihre Korn- und Proteinerträge liegen in allen drei Anbauregionen über dem Standardmittel. Protein- und Ölgehalt sind mittel ausgeprägt.
P005A74 und RGT Satelia (Reife 5) mit hellem Nabel zeigen eine mittlere bzw. mittelgute Standfestigkeit. P005A74 bringt knapp mittlere Kornerträge. Jenny, ES Mentor und RGT Siroca sind für die Speisesojaproduktion geeignet. Einen sehr hohen Proteingehalt weist auch Supernova auf.

Bei den späteren 00-Sorten erfüllt die raschwüchsige Lenka als hellnabelige, großkörnige und proteinreiche Züchtung wichtige Anforderungen für die Speisesojaproduktion. Die Neigung zu Lagerung, Sclerotinia- Anfälligkeit und Samenflecken ist jeweils gering bis mittel. Altona, Alvesta, Artoga, Atacama und Sonali (weißblühend) entsprechen ertraglich in allen drei 00-Anbaugebieten, Sonali vor allem im Alpenvorland. Delphi PZO und Orakel PZO, beide sehr hochwüchsig und mittelgut bzw. mittel standfest, erzielten im pannonischen Trockengebiet und insbesondere im Alpenvorland deutliche Mehrerträge. Ihre mittlere bzw. mittelstarke Anfälligkeit für Sclerotinia ist zu beachten.

| Dipl.-Ing. Klemens Mechtler, Abteilung für Nachhaltigen Ackerbau, AGES Wien |

Den Ratgeber zu den späten Sojasorten der Reifegruppen 0 und I finden sie hier:
“Späte Sojasorten müssen zum Standort passen”

- Bildquellen -

  • : HUGO CARLONE - STOCK.ADOBE.COM, MIKHAILOV STUDIO - STOCK.ADOBE.COM
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AUTORKlemens Mechtler
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