Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.
Dass die Bauern im Einkommensvergleich mit anderen Berufsgruppen im unteren Drittel liegen, ist keine Erkenntnis neueren Datums. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie die Landwirtschaft selbst. Der VP-Bauernbund als mit Abstand gewichtigste politische Vertretung der Landwirte kämpft seit jeher dagegen an. Weil seine politischen Mandatare und Funktionäre, wo immer geht, auf die zunehmend existenzbedrohende finanzielle Gebarung der Bauern hinweisen, gelten sie beim Rest der Bevölkerung gerne als „Jammerer“. Wen interessiert es schon, dass Top-Ernten die Preise ebenso drücken wie schlechte, die durch billige Einfuhren aus aller Welt kompensiert werden? Dass Bauern vom Klimawandel Jahr für Jahr mehr betroffen sind? Dass Bauern globale Effekte alsbald meist mit Ebbe in ihrer Betriebskassa spüren? Dass Bauerninte-
ressen im profitablen Freihandel gegen Staats- und Konzerninteressen wenig bis nichts zählen? Fest steht: An der Landwirtschaft verdienen die Meisten besser als von ihr: Durch niedrige Erzeugerpreise der Handel, letztlich die breite Gesellschaft und – so viel Ehrlichkeit muss sein – wir alle als Konsumenten, mit mehr oder weniger schlechtem Gewissen.
Unabhängig davon: Dass auch andere „Bauernvertreter“ lauthals mit Keppeln punkten wollen ist legitim. Dass sie allein den Bauernbund als Schuldigen für alle Miseren ausmachen, ist ihr einziges „Programm“. Stimmt man den Kepplern mal in einem Kritik-Punkt zu, verspüren sie prompt vollmundig Oberwasser. Dass ihre sonstigen Berechnungen aber seit Jahren nicht aufgehen, kümmert deren wenige Anhänger allerdings kaum.