Lenksystem und Operations Center von John Deere im Test

Mit dem John Deere Operations Center können Landwirte mehr aus ihren Maschinen und Einsätzen herausholen. In einem praxisnahen Versuch im Waldviertel wurde nun getestet, was der Einsatz im Zusammenhang mit dem Lenksystem konkret bringt. Erfahren Sie mehr von Florian Köck vom Innovation Farm-Standort LK-Technik Mold in dem Video oben oder lesen Sie den ausführlichen Beitrag.

Viele Landwirte haben sich in den letzten Jahren für ein Lenksystem entschieden. Dieses bietet großes Potenzial zur Steigerung der Effizienz in der Durchführung verschiedener Arbeitsprozesse, sowie zur Erhöhung des Arbeitskomforts. Mit der Weiterentwicklung der Technologie steigen auch die Möglichkeiten dieser Lenksysteme. Die Kombination eines Lenksystems mit einer Telemetriesoftware ist eine der jüngsten Entwicklungen, die den Landwirten eine beispiellose Genauigkeit und Effizienz bei ihren Arbeiten ermöglicht. In der Praxis wird dieses Potenzial von den Landwirten jedoch häufig nicht voll ausgeschöpft. Hier gilt es anzusetzen und durch das Anbieten von Schulungsmaßnahmen und Tipps den Nutzungsgrad des vielfältigen Funktionsumfangs zu steigern. Unabhängig von der Erfahrung kann die Produktivität und Rentabilität gesteigert werden, wenn die Vorteile eines Lenksystems in Verbindung mit einer Telemetriesoftware erkannt und genutzt werden.

Die Schaltzentrale: das „John Deere Operations Center“

Das John Deere Operations Center ist eine kostenlose Telemetriesoftware, die speziell zur Verwaltung von landwirtschaftlichen Maschinen und Arbeitsprozessen genutzt werden kann. Das System bietet verschiedene Funktionen und Tools, die es den Landwirten ermöglicht, ihre Arbeitsprozesse effizienter und effektiver zu gestalten.

Maschinen und Geräte anlegen

Um das Potential der Online-Plattform ausschöpfen zu können, sind die Traktoren im Idealfall mit einem JD-Link Modul ausgerüstet. Dieses Modul ist die Telematik-Einheit, die eine Übertragung von Daten zwischen den Maschinen und dem Operations Center möglich macht. Das JD-Link Modul kann auf verschiedenste Daten wie Maschinenleistung und Betriebsstunden zugreifen und so auch zur Planung von Wartungsarbeiten und zur Verbesserung der Effizienz genutzt werden. Über eine integrierte GPS-Einheit kann auch auf den Standort der Maschine zurückgegriffen werden.

Dieses Modul kann ebenso auf Traktoren anderer Hersteller montiert werden, um auch gemischte Flotten im John Deere Operations Center verwalten zu können. Über die Seriennummer schaltet der John Deere Partner die Fahrzeuge auf dem Account frei. Anbaugeräte können jedoch von den Landwirten eigenständig in der Software hinterlegt werden.

Arbeitsaufträge planen

Nachdem Feldgrenzen importiert bzw. angelegt wurden, können Arbeitsaufträge für die Feldbestellung, Anwendung, Ernte oder Bodenbearbeitung generiert werden. Bei der Planung können bereits Faktoren wie der Traktor, das Anbaugerät, der Fahrer, die Fahrspuren und beispielsweise eine Applikationskarte hinterlegt und anschließend per Mausklick zum entsprechenden Gerät gesendet werden. Über eine App auf dem Smartphone bzw. Tablet oder mit einem USB-Stick können die Aufträge übertragen werden, zweites ist insbesondere für ältere Geräte ohne verbauten JD-Link Modul notwendig. Im Optimalfall erfolgt die Planung zu Zeiten mit wenig Arbeitsauslastungen außerhalb der Saison oder während Schlechtwetterperioden. Sobald die Zündung das nächste Mal betätigt wird, importiert das System den Auftrag. Beim Überqueren der Feldgrenze wird der Auftrag automatisch gestartet. Dies erspart tatsächlich einiges an Rüstzeit, da sofort mit den richtigen Einstellungen die Arbeit begonnen werden kann.

Arbeitsvorgänge analysieren

Eine weitere wichtige Funktion, die genauer betrachtet wurde, ist die Analyse. Das System sammelt Daten aus verschiedenen Quellen wie Sensoren, GPS und anderen Quellen und bietet eine umfassende Analyse der landwirtschaftlichen Prozesse. Die Daten können zur Optimierung der Maschinenleistung und zur Verbesserung der Effizienz der Arbeitsprozesse genutzt werden. Aus den aufgezeichneten Daten wird direkt im Operations Center eine Applikationskarte generiert und so kann mit gezielten Maßnahmen auf die Heterogenität der Feldstücke reagiert werden.

Verbindung zu anderen Anwendungen

Auch externe Software-Lösungen wie die Telemetrie-Portale von Steyr, Case, New Holland und Claas können mit dem Operations Center verbunden werden. So können die Vorteile anderer Anwendungen auch auf der Plattform genutzt werden. Im Mai 2022 wurde am Standort der LK- Technik Mold mithilfe der Verbindung zur App „Solorrow“ eine teilflächenspezifische Maisaussaat geplant und umgesetzt. Die Applikationskarte wurde vom Smartphone direkt in das Operations Center importiert.

Untersuchung möglicher Ausbaustufen für die bestmögliche Nutzung

Quelle: Florian Köck
Blick aus der Kabine und auf die Displays des Testtraktors

In diesem Innovation Farm Use-Case des Standortes LK-Technik Mold wurde in Zusammenarbeit mit dem Lagerhaus Technik-Center Korneuburg ein umfassender Test eines John Deere-Lenksystems in Kombination mit dem John Deere Operations Center durchgeführt. Ziel des Tests war es, das Potential des Lenksystems mithilfe der Anbindung an die Telemetriesoftware zu steigern.

Der Test wurde unter realen Bedingungen direkt auf dem Feld durchgeführt. Es wurden 8 identische, trapezförmige, ein Hektar große Flächen als Versuchsparzellen ausgemessen. Als Versuchstraktor wurde ein John Deere 6130R Ultimate Edition mit JD Link Modul und einem Star Fire 6000 inklusive Mobile RTK vom Lagerhaus Technik Center Korneuburg, zur Verfügung gestellt. Eine Agrisem Scheibenegge mit einer Arbeitsbreite von 2,9 m wurde am Heck des Traktors installiert und ein 600 kg schweres Frontgewicht sorgte an der Vorderseite für eine ausgeglichene Gewichtsverteilung. Der Versuch wurde am 24.09.2022 in Form einer einfachen Bodenbearbeitung nach der Stoppelbearbeitung im Waldviertel durchgeführt.

Der Versuch vergleicht 4 Varianten in doppelter Wiederholung. Für jede Wiederholung wurde ein neuer Auftrag erstellt, um die Daten im Anschluss perfekt auswerten zu können.

• Variante Manuell: Diese Variante wurde ohne den Einsatz eines GPS-Lenksystems durchgeführt. Die Fläche wurde mittels Anschlussfahren und Schwalbenschwanz–Wende bearbeitet. Das Vorgewende wurde an beiden Seiten ebenfalls händisch mittels Anschlussfahren und Schwalbenschwanz–Wende fertiggestellt.

Variante AB-Linie: Die Variante AB-Linie soll die betriebsübliche Methode für die Bodenbearbeitung mit einem GPS- Lenksystem darstellen. Hier wurde bei der ersten Länge eine AB-Linie aufgenommen, welche dann die Grundlage zur Bearbeitung der Fläche ohne Vorgewende bildete. Es wurden bei der Bearbeitung immer 2 Spuren ausgelassen, um die Zeit der Wendemanöver so kurz wie möglich zu halten. Am Vorgewende wurde wie bei der Variante Manuell die Schwalbenschwanz-Wende mit klassisch, händischem Anschlussfahren angewendet.

Quelle: Foto aus dem Video
Varinate AB-Linie

• Variante 1-Click-Go Autosetup: Mithilfe des John Deere Operations Center wurden bei dieser Variante die Feldgrenze und eine Fahrspur im Voraus geplant und an den Traktor gesendet. Bei der Planung war auch das Gerät mit den richtigen Abmessungen hinterlegt. Zum Zeitpunkt der Überfahrt der Feldgrenze wurde der Arbeitsauftrag am Terminal vorgeschlagen und konnte umgehend gestartet werden. Da die Fahrspur schon gegeben war, ergab sich die Möglichkeit, die ersten 5 Fahrspuren auszulassen um die Fläche zum Schluss mit 5 Runden fertigzustellen. Hierfür wurde ein Vorgewende am Terminal angelegt. Der innere Teil wurde wie bei der Variante AB-Linie im Streifenformat mit jeweils 2 ausgelassenen Spuren bearbeitet. Dank der Markierung des Vorgewendes am Terminal waren die Aushub- bzw. Absenkzeitpunkte gut erkennbar. Das Vorgewende wurde mithilfe der Funktion „Feldgrenzenfüllung“ von John Deere bearbeitet. Hier wird eine Spur in der Form der Feldgrenze innerhalb der Außengrenze erstellt. So kann die Fläche mit 5 Runden rund um den bereits bearbeiteten Bereich fertiggestellt werden.

Quelle: Foto aus dem Video
Variante mit Click-Go Autosetup

Variante Turn Automation: Bei dem Versuch inklusive „Turn Automation“ wurde eine Version erstellt, die zusätzlich zur 1-Click- Go Variante mit der Funktion Turn Automation durchgeführt wurde. Mithilfe von Turn Automation ist es möglich, dass der Traktor am Ende jeder Länge automatisch wendet und in die nächste Spur findet. Gleichzeitig soll das Gerät automatisch und zum richtigen Zeitpunkt angehoben und wieder abgesenkt werden. Hierfür waren jedoch eine exakte Einstellung von Wendekreis, Zeitpunkten für die Bearbeitungspunkte und Wendemanöver notwendig. Damit der Wendevorgang ohne Probleme durchgeführt werden konnte, wurde der innere Bereich im Streifenformat mit 3 Spuren Abstand durchgeführt. Das Vorgewende wurde wieder mittels Feldgrenzenfüllung mit 5 Runden fertiggestellt.

Aufgenommene Parameter

Um die Varianten qualitativ und quantitativ im Nachgang bewerten zu können, wurden viele verschiedene Parameter erhoben. Die gefahrene Strecke und die bearbeitete Strecke wurden am Terminal aufgezeichnet. Die Analysefunktion im John Deere Operations Center erfasste die bearbeitete Fläche, die Gesamtarbeitszeit, der Kraftstoffverbrauch und die Flächenleistung je Wiederholung. Eine wichtige Rolle spielten auch die Zeit und der Aufwand am Vorgewende. Hierfür wurden die Wendezeiten mittels Stoppuhr und die Lenkbewegungen mittels Smart Watch ermittelt.

Ein Blick in die wichtigsten Ergebnisse des Versuches

In diesem Versuch wurde die Leistung der vier vorher angeführten Varianten untersucht. Der Fokus hierbei lag vor allem darauf, die Unterschiede zwischen der betriebsüblichen Variante AB-Linie und der Variante 1-Click-Go Autosetup herauszuarbeiten, welche eine höchst mögliche Ausnutzung ohne zusätzlichen Investitionen widerspiegeln sollte. Die Ergebnisse zeigen, dass die Variante 1-Click-Go Autosetup in Bezug auf Flächenleistung, Zeit, gefahrene Strecke und Kraftstoffverbrauch am besten abschneidet.

Quelle: Innovation Farm
Die verschiedenen Varianten in Bezug auf Flächenleistung, Arbeitszeit, Stecke und Kraftstoffverbrauch (alle Werte abhängig von Arbeitsbreite und Flächenstruktur)

Im Vergleich zur manuellen und AB-Variante verursacht die Option 1-Click eine geringere Belastung des Fahrers, was die Ermüdung des Anwenders bei langen Arbeitszeiten verringert. Diese zusätzliche Fahrerentlastung gegenüber der Variante „AB-Linie“ wird erreicht durch eine um 17 %1 höhere Einschaltzeit des Lenksystems, 6 Kehrtwenden weniger, sowie einen um 5 %1 geringeren Kalorienverbrauch2. Außerdem bietet das 1-Click-Go-AutoSetup durch die Option der „Feldgrenzenfüllung“ eine höhere Präzision am Vorgewende, was die Genauigkeit der Traktorbewegungen zusätzlich erhöht und das Auftreten von Überlappungen in diesem Bereich verringert. Darüber hinaus war im Vergleich zu dem Fahren mit AB-Linie eine um etwa 3 %1 gesteigerte Flächenleistung erkennbar. Dieser Wert spiegelt sich in der Stoppelbearbeitung in etwa im selben Ausmaß bei der Kraftstoffersparnis wieder.

Quelle: Innovation Farm
Fahrerentlastung: eingeschaltetes Lenksystem (AutoTrac, l.) und Kalorienverbrauch (r.); alle Werte abhängig von Arbeitsbreite und Flächenstruktur

Insgesamt zeigen die Daten, dass die Ausnutzung des Potentials von Lenksystem und John Deere Operations Center, welches in der Variante 1-Click getestet wurde, eine hocheffiziente Variante bzw. Lösung für moderne Traktoren ist. Sie erhöht den Bedienungskomfort, die Genauigkeit und die Effizienz des Traktors und ist damit sicher ein sehr nützliches Tool für den aktiven Traktorfahrer.

Fazit aus dem Versuch der Innovation Farm: Die Versuche haben gezeigt, dass das Traktorlenksystem in Kombination mit der Telemetriesoftware einwandfrei funktioniert. Die Methode steigert die Effizienz und verringert den Bedarf an menschlicher Arbeit, was für Landwirte zu erheblichen Kosteneinsparungen führen kann. Das Operations Center liefert außerdem nützliche Informationen zum Zustand des Traktors und weist frühzeitig auf mögliche Wartungsprobleme hin. Das wird sich auch in den Betriebskosten niederschlagen. Insgesamt unterstreichen die Ergebnisse das Potenzial der kostenlosen Telemetriesoftware, landwirtschaftliche Prozesse nachhaltiger, kostengünstiger und effizienter zu gestalten. Das System ermöglicht die Echtzeiterfassung und -analyse von Daten, die Landwirte zur Verbesserung ihrer Arbeitsabläufe nutzen können und sollten.

Dieser Beitrag entstand im Rahmen der Innovation Farm, die von Bund, Ländern und der Europäischen Union im Rahmen des ländlichen Entwicklungsprogrammes LE 14–20 unterstützt wird.

www.innovationfarm.at

- Bildquellen -

  • Incab Florian Köck: Florian Köck
  • V2 AB Linie: Foto aus dem Video
  • V3 Click Go Autosetup: Foto aus dem Video
  • Variantenvergleich: Innovation Farm
  • AutoTrac Und Kalorien: Innovation Farm
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AUTORFlorian Köck und Robert Zinner arbeiten für den Innovation Farm-Standort LK-Technik Mold; Red. MS
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