Wo Käfer sind, sind wenig später auch Gelege, wo Gelege sind, sind wenig später auch Larven. Und wo Larven sind, fehlen den Pflanzen wenig später die Blätter. So hat Christian Landzettel, Fachberater für Kartoffelbau beim Verband Bioland in Bayern, den jährlichen Entwicklungszyklus des Kartoffelkäfers beschrieben. Das Insekt hat das Potenzial zu Totalschäden. Umso wichtiger ist eine wirkungsvolle Regulation. Allerdings gibt es auch im Bio-Bereich die Debatte um Wirkung und Zulassung der geeigneten Mittel. Wer ökologische Nebenwirkungen vermeiden will, muss einen höheren Bekämpfungsaufwand in Kauf nehmen.
Nur zwei Wirkstoffe sind zugelassen
Mit gut 23 Prozent von insgesamt rund 10.000 ha Speisekartoffelfläche ist der Bio-Kartoffelbau ein bedeutendes Segment mit hoher Wertschöpfung im Bio-Ackerbau. Umso wichtiger ist eine wirksame Regulierung des Kartoffelkäfers. Es gibt grundsätzlich drei „natürliche“ Insektizide, die zu dessen Regulierung infrage kommen, davon sind derzeit allerdings nur zwei zugelassen:
• „Neem Azal“, ein Produkt auf Neemöl-Basis, das aus den Samen des indischen Neembaumes gewonnen wird. Der Wirkstoff „Azadirachtin“ verursacht eine Hemmung der Häutung, allerdings nur in den beiden kleinsten (L1, L2) von insgesamt vier Larvenstadien.
• „Novodor“, ein „Bacillus thuringiensis“-Gift, das den Verdauungstrakt der Larven angreift.
• „SpinTor“ mit dem Wirkstoff „Spinosad“, der aus dem Bakterium „Saccharopolyspora spinosa“ gewonnen wird.
SpinTor ist zwar registriert und auch nach Bio Austria-Standard zugelassen, allerdings ist das Produkt bienengefährlich und schädlich für Nützlinge. Deshalb übernehmen zwei große heimische Handelsmarken keine mit diesem Mittel behandelten Bio-Kartoffeln. Auch bei deutschen Bio-Verbänden ist SpinTor verboten, was für den Export von Erdäpfeln zu berücksichtigen ist. Dabei wäre SpinTor das kostengünstigste Bio-Insektizid.
Für Novodor, das selektiv auch auf die beiden älteren Larvenstadien wirkt, gab es im Vorjahr keine Zulassung in Österreich. Für heuer wurde ein Antrag auf Notfallzulassung gestellt, der allerdings noch nicht entschieden ist. Derzeit hofft man auf eine Genehmigung durch das Bundesamt für Ernährungssicherheit noch rechtzeitig vor der Saison.
Preisverdoppelung auf 300 Euro/Hektar
Somit bleibt von den Insektiziden aktuell nur das Mittel Neem Azal aussichtsreich für die Anwendung. Doch ausgerechnet hier könnte aufgrund einer Missernte bei Neem-Samen in Indien Knappheit drohen. Laut Importeur soll heuer nur die Hälfte bis zwei Drittel der Vorjahresmenge zur Verfügung stehen. Bis dato soll sich der Preis deshalb bereits verdoppelt haben. Eine Behandlung mit 2,5 l/ha dürfte sich bereits mit mehr als 300 Euro zu Buche schlagen. Dazu kommt das erforderliche Fingerspitzengefühl, das eine Neem- Azal-Anwendung verlangt.
Laut Franz Haslinger, Kartoffelbauberater bei Bio Austria, wirkt das Produkt zwar selektiv auf Kartoffelkäferlarven, sicher allerdings nur auf die beiden kleinsten Larvenstadien. Steht nur Neem Azal alleine zur Verfügung, dann müsste das Produkt bereits bald nach dem Schlüpfen der ersten Gelege eingesetzt werden, gefolgt von einer zweiten Anwendung zum Hauptschlupf. Möglich wäre laut Indikationserweiterung heuer auch eine dritte Anwendung, nur wird die Sache dann richtig teuer.
Bei einer Kombination Neem Azal und Novodor könnte man mit Ersterem bis zum Hauptschlupf zuwarten, gefolgt nach vier bis fünf Tagen von Novodor, um noch die größeren Larvenstadien zu „erwischen“.
Auf Kleinflächen wäre die punktuelle Bekämpfung mit der Rückenspritze eine Möglichkeit, Kosten zu senken. Alternativen wären auch Käfersammelgeräte oder der Schutz der Dämme mit speziellen Netzen.
Abstand halten
Wichtigste Vorbeugemaßnahmen gegen Käferbefall sind ein ausreichender Abstand zu den Kartoffelschlägen des Vorjahres und die konsequente Beseitigung von Durchwuchskartoffeln in allen Kulturen. Übrigens: Ein informatives Schädlingsportrait über den Kartoffelkäfer findet man auf dem Youtube-Kanal des Julius Kühn Instituts.
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- Kartoffelkaefer Untersuchen 5 ID36418: agrarfoto.com