Fichtenrundholz, Güteklasse B, um 65 Euro zu verkaufen – vor einem Jahrzehnt hätte das noch jeder Waldbauer als schlechten Scherz abgetan. In diesem Jahr ist es leider traurige Realität und historischer Tiefpunkt.

Aktuell liegt der Preis in Oberösterreich mit 70 Euro pro Festmeter leicht über dem Negativrekord, dennoch deutlich unter dem Zehnjahresmittel von 90 Euro.

Marktentwicklung 2020

Schadensereignisse und die Auswirkungen der Corona-Pandemie prägten das erste Halbjahr 2020. „Der Rundholz­absatz brach in März und April um 35 Prozent ein, wodurch eine große Menge nicht wie geplant im Frühling abgefahren werden konnte. Trotz zusätzlicher Bemühungen wie der Einlagerung von rund 10.000 Festmeter Rundholz in Nass­lagern, konnte der unerwartete Ab­satzeinbruch nicht zur Gänze ausgegli­chen werden“, schildert Franz Kepp­lin­ger, Obmann des oberösterreichischen Waldverbandes die Entwicklungen. Aufgrund der geringen Schadholzmengen im Sommer habe sich die Absatzsitu­ation mit Juni aber entspannt. Kepplinger hält daher die Auflösung sämtlicher Lager bis Jahresende für plausibel. Damit würde es 2021 auch keine Altlasten geben, die den Preis drücken.

Aktuell ist die Holzmarktlage stabil. Rundholz wird wieder nachgefragt, jedoch stagniert der Preis weiterhin auf niedrigem Niveau. „Die Rundholzlager in den Werken sind aktuell gut gefüllt und die scheinbar weiterhin verfügbaren Schadholzmengen aus den benachbarten Ländern haben die Preisverhandlungen für das vierte Quartal wesentlich beeinflusst“, skizziert Kepplinger die Ursachen für das weiterhin niedrige Preisniveau.

Besonders bei Schleifholz ist die Lage angespannt. Der Absatz ist überwiegend weggebrochen, sodass für das Sortiment nur der Faserholzpreis angesetzt wird. Negative Auswirkungen hat das auf die Erlöse von höherwertigem Durchforstungsholz. Kepplinger rät daher den Zeitpunkt für Bestandseingriffe nach Dringlichkeit zu wählen. Notwendige Pflegemaßnahmen sollen jedoch nicht aufgeschoben werden.

Nur zu Tiefstpreisen – mit Ausnahme von Langzeitverträgen – verkaufen lässt sich derzeit Energieholz.

Qualitätsbrennholz hingegen wird kundenseitig verstärkt nachgefragt und erzielt entsprechend gute Preise.

Für Unmut unter Oberösterreichs Forstwirten sorgt indes, dass im Süden Österreichs die Preise spürbar gestiegen sind (80 Euro pro Festmeter). Ursache für die Preisdifferenz: Die Sägewerke hierorts liegen im Einzugsgebiet von Kalamitätsholz und sind daher besser mit Fichtensägerundholz bevorratet.

Maßnahmen zur Verbesserung

„Die Waldbesitzer sind zunehmend frustriert und der Wille zur aktiven Waldbewirtschaftung sinkt“, zeigt sich Michaela Langer-Weninger besorgt. Oberösterreichs Landwirtschaftskammer-Präsidentin fordert daher: „Ein klares Bekenntnis der Industrie zu heimischem Holz, die Forcierung des Holzbaus und den Ausbau von Biomassekraftwerken.“

Auch für eine rasche Umsetzung des 350 Millionen schweren Investitionspakets der Bundesregierung tritt Langer-Weninger ein. Die zur Umsetzung des Waldfonds erforderliche und von der EU-Kommission zu bewilligende Sonderrichtline soll mit November stehen. Neben der Wiederaufforstung und der Abgeltung der Borkenkäferschäden liegt ein wichtiger Schwerpunkt des Waldfonds auf der Forschung zum Thema Holzgas und Biotreibstoff. Letztere könnten zukünftig interessante Einkommensstandbeine für Waldbesitzer werden.

Holz richtig verkaufen

Eine Verbesserung der aktuellen Einkommenssituation soll das neue Online-Beratungstool der Landwirtschaftskammer „Holzfairkaufen“ bringen. Auf www.holz-fair-kaufen.at finden Landwirte den aktuellen Marktbericht sowie eine Darstellung der Holzmarktsituation in den Bundesländern in Form eines Ampelsystems. Zudem wird über den optimalen Ablauf beim Holzverkauf informiert. Es gilt die Prämisse: „Erst verkaufen, dann Baum umschneiden.“ Denn nur so kann auch ein guter Preis erzielt werden.

- Bildquellen -

  • Web Holz Ohnetext: milan - stock.adobe.com, Grafik: Bauernzeitung/jank, Quelle: ÖSTAT
- Werbung -
AUTORElisabeth Hasl
Vorheriger ArtikelVernunft hat gesiegt, Bezeichnungsschutz für Milch wird verstärkt
Nächster ArtikelEh klar, die Bauernlobby