An den internationalen Getreidemärkten wägt man ab, wie stark Trockenheit und Spätfröste die Erntemengen in Europa und den USA beeinflussen und wie sehr die Folgen der Corona-Krise im kommenden Wirtschaftsjahr 2020/21 die Nachfrage dämpfen könnten. Hinzu kommt das wiederholte An- und Abschwellen des Handelskonflikts der USA mit China. Mit diesen Faktoren gingen die Notierungen auf und ab, wobei sich Weizen noch am besten hielt und Mais und Ölsaaten auch unter dem Einbruch der Erdöl- und Treibstoffnachfrage zu leiden hatten.
Am Montag dieser Woche (11. Mai) war an der Euronext in Paris der letzte Handelstag von Weizen alter Ernte 2019. Der Mai-Weizenkontrakt übersprang vor seinem Auslaufen zwar die Marke von 200 Euro/t, dies galt aber als nicht mehr sehr aussagekräftig. Die neue Ernte zur Lieferung im Dezember startete bei 190 Euro/t in die Handelswoche. Am Dienstag dieser Woche ist das Erscheinen der ersten weltweiten Ernte- und Versorgungsbilanzprognose des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA-Bericht) für die kommende Saison angesetzt. Die Monatsberichte des USDA gelten für die Terminmärkte als Wegweiser.
Mehr Schwung bei Italienlieferungen
Am heimischen Kassamarkt hat sich bei der Vermarktung der alten Ernte 2019 in der abgelaufenen Woche nicht Neues viel getan. Etwas mehr Schwung sei laut Marktteilnehmern in die Auslieferung bestehender Kontrakte nach Italien gekommen, weil mit der Lockerung des Shutdowns nun auch wieder mehr Gegenfracht in Richtung Österreich unterwegs sei. Bei der Notierung an der Wiener Produktenbörse am 6. Mai konnte sich Premiumweizen eine Spur befestigen, wobei Händler aber auf den wachsenden negativen Abstand zu den zuletzt kurz vor ihrem Auslaufen deutlich gestiegenen Mahlweizennotierungen des Mai-Kontrakts alter Ernte an der Euronext verweisen.
Erfreulich steche hervor, dass sich Mahlroggen befestigen konnte, wobei man hofft, dieser Trend werde die nächsten Wochen anhalten. Schwach gestimmt hingegen bleibe vor dem internationalen Umfeld der Maismarkt.
Als „Mau“ wird die Nachfrage von Mühlen nach Brotweizen neuer Ernte beschrieben. Es herrsche Abwarten, wie die Bilanzen der Ernte 2020 ausfallen würden.
Rispenhirse nach Rübenumbruch
Schädlingsbefall habe den Umbruch von bis zu 4.000 ha Rübenfläche notwendig gemacht. Für den Nachbau zeige sich ein wachsendes Interesse der Landwirte an Saatgut von Rispenhirse. Diese bediene eine kleine, aber feine Marktnische und verspreche Deckungsbeiträge ähnlich Mais – allerdings, so Marktkenner, auch nur so lange, als noch Platz in dieser Nische sei.
Christian Posekany, AIZ