Obwohl die Prognosen für die Ernte 2020 in Europa und im Schwarzmeerraum wegen der Trockenheit laufend nach unten revidiert werden und wichtige Exportländer Weizenausfuhren stoppen um ihre Eigenversorgung zu verträglichen Preisen zu sichern, konnten die internationalen Weizenterminbörsen das Hoch der 17. Kalenderwoche nicht halten und schrieben bis zum Beginn dieser Woche wieder rote Zahlen.
An der Euronext fiel die alte Ernte wieder deutlich unter die 200 Euro-Marke und Weizen der Kampagne 2020 unter 190 Euro/t. Gewinnmitnahmen, die allgemeinwirtschaftliche Unsicherheit und vor allem angesagte Regenfälle drückten die Kurse, obwohl die erwarteten Regenmengen das bestehende Feuchtigkeitsdefizit bei Weitem nicht ausgleichen werden können.
Die Maisnotierungen an den Terminmärkten bleiben wegen des niederbrechenden Ethanolabsatzes in den USA unter Druck und auf dem tiefsten Stand seit gut zehn Jahren. Die niedrigen Preise von Maisimporten lösten in der EU ab Montag die Aktivierung eines Einfuhrzolls von 5,27 Euro/t für Maislieferungen aus.
Zähes Geschäft am heimischen Kassamarkt
Am heimischen Kassamarkt fließen die Mengen zurzeit langsamer. Laut Händlern sei die Logistik insbesondere aus Kroatien und Ungarn nach wie vor problematisch. Nach einer Kaufwelle habe sich nun eine Nachfragelücke aufgetan. Kunden aus Italien suchten kontrahierte Lieferungen mangels Bedarf zu verschieben, das Neugeschäft sei ruhig und flau, aber auch saisontypisch und das Vermarktungsjahr sei eigentlich gelaufen. Diese Meinungen von Marktbeteiligten waren in der Vorwoche rund um die Notierung an der Wiener Produktenbörse zu hören.
Dabei wurde Premiumweizen unverändert notiert, Qualitäts- sowie Mahlweizen schlossen eine Spur niedriger. Als auffällig und Ausdruck der aktuellen Marktlage kommentieren Branchenkenner das signifikante Nachgeben der Mühlennachprodukte Weizen- und Roggenkleie sowie die große Spreizung ihrer Preisbänder.
Leicht im Minus waren auch Futtergerste sowie Sojaschroteinfuhren, wobei inländischer GVO-freier Sojaschrot sogar sehr deutlich verlor.
Sommergerste und Raps leiden stark
Die Betrachtung der neuen Ernte konzentriert sich auf die Trockenheit. Zwischenzeitliche Niederschläge seien nicht ausreichend. Darunter würden vor allem die nach den Herbstregen gesäten Winterweizen- und Gerstenbestände leiden, die davor angebauten stünden noch besser da. Schlecht bestellt sei es weiter um die Sommergerste und um den in Blüte stehenden Raps. Umlagerungen alterntigen Getreides oder Lagerraumdruck rückten damit in den Überlegungen in den Hintergrund.
Christian Posekany, AIZ