Man sieht es der einjährigen Pflanze, die ursprünglich in Amerika beheimatet war, kaum an, doch botanisch gesehen, zählt der Kürbis nicht zum Gemüse, sondern zu den Beeren. Interessant ist jedoch auch, dass die Anzahl an Kernöl produzierenden Betrieben mit Direktvermarktung im Land ob der Enns stetig steigt. „Unter den Spezialölen hat sich das Kübiskernöl hierzulande mittlerweise einen festen Platz in den Küchen erobert“, so die neue Agrarlandesrätin Langer-Weninger. Umso erfreulicher sei es daher, dass Melanie und David Roitner in einem ehemaligen Stallgebäude des Geymayr-Gutes in der Gemeinde Krenglbach als Pioniere die erste Kernölpresse in Oberösterreich in Betrieb nehmen.

Ein bedeutender Schritt für das ölreiche Oberösterreich

Seit den Anfängen des Ölkürbis-Anbaus in Oberösterreich im Jahr 2010 hat sich die bewirtschaftete Fläche verzehnfacht. Dies sei auf die günstigen Anbaubedingungen zurückzuführen, betonte LKOÖ-Vizepräsident Grabmayr bei der Besichtigung des Be-triebes der Familie Roitner. „Im Bundesländervergleich weisen unsere Bäuerinnen und Bauern mit circa 900 Kilogramm trockene Kerne pro Hektar meist die besten Erträge auf“, so Grabmayr. Es sei daher eine äußerst positive Entwicklung, dass sich der Anbau seit dem harten Rückschlag im Jahr 2016, in dem ein starker Preisverfall zu verzeichnen war, wieder auf einem Niveau von knapp 2000 Hektar etabliert hat.

Quelle: Bauernzeitung - Jank / LKOÖ
Die Ernte wurde seither jedoch nahezu gänzlich im Rahmen eines Vertragsanbaues an steirische Kernölproduzenten vermarktet. Die geernteten Kübiskerne mussten nach der Trocknung zur anschließenden Röstung und Pressung in die Steiermark transportiert werden. Für viele Landwirte bedeutete dies einen großen logistischen Aufwand. Das fertige Kürbiskernöl fand darüber hinaus nur in geringen Mengen den Weg zurück ins Land ob der Enns. „Mit der neuen Ölpresse bleibt nun auch die Verarbeitung der Kerne in der Region“, so Langer-Weninger. Darüber hinaus sei das Angebot der Lohn-Pressung an die umliegenden Bäuerinnen und Bauern eine große Bereicherung für die Direktvermarktung, betont sie. Laut Gemüsebaureferent Stefan Hamedinger rechnet man anfangs mit der Verarbeitung von circa zehn Prozent der hier angebauten und geernteten Kerne. In den nächsten ein bis zwei Jahren würden jedoch bis zu 100 Betriebe von der Lohnpresse profitieren.

Vom Kernölpendler zur eigenen Lohnpresse

Am Hof der Familie Roitner begann man mit dem Anbau des Ölkürbis vor fünf Jahren. Um die Kerne jedoch pressen zu lassen, mussten auch die Roitners diese jährlich in die Steiermark transportieren. Doch auch andere Kulturen wie Leinsamen, Raps, Hanf, Schwarzkümmel oder Walnüsse aus eigenem Anbau, ließ die Familie für den Eigenbedarf pressen, erzählt Melanie Roitner, die 2018 das Gewerbe für Ölmühlerei anmeldete. „Durch die vielen Leerfahrten und die daraus gewonnen Erkenntnisse, entstand der Traum einer eigenen Ölpresse“, so die Betriebsführer, die sich schließlich zu einer Investition von etwa 200.000 Euro für eine Kürbiskernrösterei und eine Kernölpresse entschlossen. „An einem Press Tag können wir nun circa 500 Kilogramm Kürbiskerne zu 200 Liter grünem Gold veredeln“, erklären die ehemaligen Kernölpendler. Die hofeigenen Produkte werden ab Hof, auf Märkten, über den Lebensmittelhandel, sowie an die Gastronomie vermarktet. „Das Jahr 2020 war für uns als Direktvermarkter ein absolutes Highlight“, betont das Ehepaar. Deshalb stellte man einen Verkaufsautomaten auf, in dem mittlerweile auch andere Lebensmittel von umliegenden Betrieben verkauft werden.
Aber auch für andere Kürbisbauern ist nun eine zeitnahe und flexible Kernölherstellung möglich. „Mit der Frischegarantie hoffen wir auf eine gute Auslastung der neuen Lohnpresse und wir laden alle Berufskollegen ein, die neue Anlage zu nützen“, so Melanie Roitner.