Ein großer deutscher Wursthersteller hat als erstes europäisches Unternehmen Gespräche mit der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) über die Zulassung eines Laborfleischprodukts aufgenommen. Auch in der Schweiz läuft ein Zulassungsverfahren. In Singapur und in den USA wird Kunstfleisch bereits verkauft.
Für die heimische Landwirtschaft stellt das Thema Laborfleisch eine rote Linie dar. Daher riefen Präsident Franz Titschenbacher und Landesrätin Simone Schmiedtbauer in einer Pressekonferenz gemeinsam zur Teilnahme an der Petition gegen Laborfleisch auf. Sie richtet sich an die Bundesregierung, um ein Verbot von Laborfleisch im nächsten Regierungsprogramm zu verankern und auf europäischer Ebene einzufordern.
„Künstlich hergestelltes Fleisch ist keine Lösung. Wir sagen Ja zu natürlichem Fleisch von unserer kleinstrukturierten Landwirtschaft, aber ein klares Nein zu Kunstfleisch“, betonte Titschenbacher und begründete das: „Es ist kurzsichtig, sich in eine gefährliche, krisenanfällige Abhängigkeit einiger weniger milliardenschwerer globaler Monopolisten zu begeben, während die heimischen bäuerlichen Familienbetriebe unser Land flächendeckend bewirtschaften, natürliche Lebensmittel herstellen und Garanten für eine sichere Lebensmittelversorgung sind.“
Weiters sagte er: „Fleischimitate aus dem Labor sind nicht natürlich. Sie haben keinen Mehrwehrt, weil sie ein unsicheres Nachbauprodukt mit vielen Fragezeichen sind.“ Und entgegen falsch kolportierter Green-Washing-Theorien erzeugt laut Titschenbacher Laborfleisch bei der Herstellung bis zu 20-mal mehr C02 als es bei Fleisch aus natürlicher Tierhaltung der Fall ist.
Krisensicherheit
In dieselbe Kerbe schlug Schmiedtbauer. „Laborfleisch von Großkonzernen ist ein Angriff auf unsere bäuerlichen Familienbetriebe und eine Gefahr für die Umwelt und das Klima. Eine kleinstrukturierte und familiengeführte Landwirtschaft erhält nicht nur unsere Kulturlandschaften, sondern sichert in Krisenzeiten auch unsere regionale Versorgung mit Lebensmitteln“, so die Agrarlandesrätin.
Unterstützung bekamen die beiden Agrarier von der Ernährungswissenschaftlerin Sandra Holasek von der Med Uni Graz: „Für mich lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt kein wirklicher Vorteil dieser Fleisch-Alternative erkennen. Es gibt auch Null Daten darüber, wie Laborfleisch von unserem Körper aufgenommen wird.“ Ihr Ratschlag: „Weniger Fleisch essen, dafür zu hochwertiger regionaler Qualität greifen und mit dem Konsum von Eiern und Milch den Bedarf an Eiweiß, B12, Zink und Eisen abdecken!“
Josef Mosshammer, Landesinnungsmeister Lebensmittel in der WKO, fragte: „Lassen wir uns von der Industrie Fake-Essen auftischen und opfern wir unser kulinarisches Kulturgut? Es ist an der Zeit, für den Erhalt der Landwirtschaft, des Handwerks und unseres kulinarischen Erbes in den Kampf zu ziehen.“ Und Spitzenkoch Christof Widakovich betonte: „Fleisch ist eines der wertvollsten und natürlichsten Lebensmittel. Es ist etwas Besonderes und soll auch etwas Besonderes bleiben.“
Quelle: LK/Danner
Wer pflegt Landschaft?
Nachdenklich gab sich die Farmfluencerin und Jungbäuerin Melanie Haas: „Als junge Landwirtin und Rindfleischproduzentin mache ich mir ernsthafte Sorgen um die Zukunft unseres Betriebes im Almenland. Wir haben mit Almo-Qualitätsfleisch unsere Haupteinnahmequelle und tragen damit auch zur Artenvielfalt, zur Biodiversität und zur Landschaftspflege bei. Das Thema Laborfleisch ist für mich deshalb nicht nur ein besorgniserregendes, sondern auch ein sehr emotionales – da hängt so viel dran, für Mensch, Tier und Natur.“
Was ist Laborfleisch?
Laborfleisch wird aus Stammzellen hergestellt. Dabei werden Stammzellen oder Muskelzellen von lebenden Tieren entnommen. In einem Bioreaktor werden den Zellen dann die erforderlichen Nährstoffe für ihr Wachstum zugeführt. Das Nährmedium besteht zum Teil aus fötalem Kälberserum. Um dieses zu gewinnen, muss ein trächtiges Rind geschlachtet werden. Das Serum kommt aus dem noch schlagenden Herzen des Fötus. Sobald sich die Zellen vermehrt haben und Muskelgewebe entstanden ist, kann es verarbeitet werden.
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