Das nächste Virus steht vor der Tür

Was wäre wenn? Ein Auftreten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Oberösterreich und das Szenario, das ein solches nach sich ziehen würde, wurde kürzlich beim dritten Runden Tisch zu diesem Thema erörtert.

Max Hiegelsberger (2.v.r.) mit Landesveterinärdirektor Thomas Hain (l.) sowie Heinz Krammer und Birgit Kaltenböck (beide Abteilung Ernährungssicherheit und Veterinärwesen) vor dem neuen Seuchen-Lkw.

Die Bedrohung kommt immer näher. Das zeigt sich seit dem ersten Auftreten eines ASP-Falles auf deutschem Bundesgebiet am 10. September 2020 mit aller Deutlichkeit. Mehr als 60 Fälle sind seither in Brandenburg bekannt geworden. In Oberösterreich bereitet man sich umfassend vor, um für den Ernstfall gerüstet zu sein.

Laufende Vorbereitung für den Ernstfall

Oberösterreich ist mit 40 Prozent der Erzeugung das führende Bundesland am Schweinesektor. „Wir haben daher auch einen großen Schaden zu befürchten“, sagt Agrarlandesrat Max Hiegelsberger. Er hat daher den bereits dritten Runden Tisch zum Thema ASP einberufen, um alle, die im Fall des Falles mit dem Seuchengeschehen zu tun haben, auf die Situation vorzubereiten.

„Die Seuche kann uns jederzeit treffen“, stellt Birgit Kaltenböck von der Abteilung für Ernährungssicherheit und Veterinärwesen des Landes im Hinblick auf die Übertragungswege klar. Neben der direkten Übertragung von Tier zu Tier sei es vor allem die indirekte Übertragung, die man kaum im Griff habe. Diese könne über achtlos entsorgte Speisereste genauso stattfinden wie über Kleidung oder Fahrzeuge.

„Der ASP-Erreger ist sehr wider­standsfähig und überlebt monatelang. In gefrorenem Fleisch sogar jahrelang“, erklärt Kaltenböck. „Würde die Seuche nur über Wildschweine ausgebreitet, könnte man von einer Ausbreitung von maximal 50 Kilometer pro Jahr ausgehen. Überhaupt nicht einschätzbar ist jedoch die indirekte Übertragung“, resümiert die Expertin, die auch in der „ASP-Task Force“ auf nationaler Ebene mitwirkt. Hier könne nur mit Bewusstseinsbildung und Informationskampagnen entgegengewirkt werden. Das geschieht auch bereits.

Früherkennung und damit möglichst rasches Handeln ist wichtig. Seit Dezember 2019 werden alle aufgefundenen Wildschwein-Kadaver auf die anzeigenpflichtige Tierseuche untersucht. Kadaver gelten als bedeutendste Infektionsquellen, weshalb diese rasch und sicher abtransportiert werden müssen. Für den Seucheneinsatz hat das Land Oberösterreich nun einen eigenen Lkw angeschafft.

Wildschwein-Population im Land wird erhoben

In Oberösterreich werden pro Jahr 1000 bis 3000 Wildschweine erlegt. Nun steht zur Diskussion, ob diese generell mehr bejagt werden sollen. Auf jeden Fall wird jetzt daran gearbeitet, die Population der Tiere im Land genau zu erheben. Vor allem im Bereich der Inn-Auen sei das bedeutend, da viele Tiere nachts von Bayern über den Inn schwimmen, sich dann in den agrarischen Gebieten aufhalten und wieder zurückschwimmen, wo sie in den Schutzgebieten ihre Ruhe haben.

Was passiert nun tatsächlich, wenn ein ASP-Fall in Oberösterreich auftritt? Wird ein infiziertes Wildschwein gefunden, so reichen die Maßnahmen vom Festlegen eines Seuchengebietes samt Betretungsverbotes bis hin zu Auflagen zur Biosicherheit für schweinehaltende Betriebe in dem Gebiet, vor allem hinsichtlich Verbringungen von Schweinen. „Zusätzlich können eine Umzäunung, ein Ernteverbot oder ein Forstarbeits-Verbot erforderlich sein“, so Kaltenböck. „Es wird notwendig werden, Zäune zu errichten“, bestätigt Hiegelsberger, „überall dort, wo infizierte Wildschweine auftreten.“ So könnten Wildschweine in die umzäunten Bereiche „hineingefüttert“ und bejagt werden.

Sollte ein ASP-Fall in einem Betrieb auftreten (Maßnahmen siehe unten), Ma, wären die Auswirkungen enorm. Allein durch die Situation in Deutschland sind hierzulande die Preise bereits deutlich eingebrochen. „Ein Fall würde in kürzester Zeit dazu führen, dass unsere Exporteure nicht mehr nach Asien liefern dürfen“, so Hiegelsberger. Die Seuche könne zur existenziellen Bedrohung für die gesamte Branche werden. Eine schnelle regionale Eingrenzung des Virus sei daher das Ziel, um auch Exportbeschränkungen regional halten zu können.

Handbücher des Bundes über einen ASP-Ausbruch beim Hausschwein oder beim Wildschwein sind kurz vor Fertigstellung. Für Assistenzeinsätze stehe das Bundesheer „als verlängerter Arm der Behörde“ bereit, so der Militärkommandant von Oberösterreich, Dieter Muhr.

 

Maßnahmen im Falle eines ASO-Ausbruchs beim Hausschwein:
Alle Schweine am betroffenen Betrieb werden gekeult, der Betrieb und kontaminierte Fahrzeuge müssen gereinigt und desinfiziert werden. Beides geschieht unter Aufsicht. Rund um den Betrieb wird eine Schutzzone (Radius drei Kilometer) und eine Überwachungszone (Radius zehn Kilometer) errichtet. Innerhalb dieser Zonen würde für etwa eineinhalb Monate ein absoluter Stillstand gelten, das heißt, in diesem Zeitraum dürften keine Schweine verbracht werden. Innerhalb der Schutzzone werden die Betriebe und deren Bestände erhoben und die Schweine untersucht.

Hinweis: Welche Auswirkungen ein ASP-Fall in Österreich auf den Schweinemarkt hat, lesen Sie im Artikel: https://bauernzeitung.at/261518-2/

- Bildquellen -

  • ASP3 Hain, Grammer, Hiegelsberger, Kaltenböck Vor Neuem Seuchen LKW C La…: Land oö/mallinger
- Werbung -
AUTORGabi Cacha
Vorheriger Artikel„Gemeinden haben ­große Verantwortung“
Nächster ArtikelASP bedeutet zugleich Bedrohung und Chance