Wie die Konzernführung gestern mitteilte, wurde das bereits Anfang August angekündigte Finanzierungspaket mit den Großaktionären und kreditgebenden Banken nun (fast) endgültig fixiert. Damit stehen der mit über 5 Mrd. Euro verschuldeten BayWa wieder 550 Mio. Euro an frischem Geld zur Verfügung. Konkret schießen die Hausbanken des Münchner Traditionskonzerns über sogenannte Überbrückungskredite 272 Mio. Euro zu. Außerdem stellen die beiden größten Aktionäre, die Bayerische Raiffeisen Beteiligungs-AG (BRB AG) und die Raiffeisen Agrar Invest (RAIG) Gesellschafter-Darlehen in Höhe von insgesamt 125 Mio. Euro zur Verfügung. 75 Mio. Euro haben die Gesellschafter bereits überwiesen. Die RAIG, welche 28 Prozent der Konzernanteile hält, steht ihrerseits übrigens im Eigentum der Raiffeisen Ware Austria Handel und Vermögensverwaltung (64 %) und der Raiffeisen Agrar Holding GmbH der Leipnik-Lundenburger Invest Beteiligungs Aktiengesellschaft (36 %) und bildet damit den Österreich-Konnex in der aktuellen Misere.
RWA kauft BSV-Anteile, RAIG übernimmt Getreide
Die BRB unterstützt die BayWa gemeinsam mit der Frankfurter DZ Bank außerdem durch Ablöse der Beteiligung der BayWa an ihrer Holding. Das lässt man sich nochmals 120 Mio. Euro kosten. Die heimische Raiffeisen Ware Austria erwirbt indes um 10 Mio. Euro die BayWa-Anteile an der BSV Saaten GmbH, einem bayrischen Saatguthersteller. Die Hilfsleistungen aus dem heimischen Raiffeisenkonzern sind damit aber noch nicht am Ende. „Zur kurzfristigen Liquiditätsbereitstellung“ habe die RAIG und „ihr nahestehende Unternehmen“ von der BayWa auch Getreide zum Marktpreis im Wert von 20 Mio. Euro erworben, heißt es in einer Aussendung.
Stundung bis Ende September
Mit den kreditgebenden Banken hat die BayWa indes eine Stundung der fälligen Darlehensrückzahlung bis Ende September vereinbart, um das beauftrage Sanierungsgutachten fertigstellen zu können. „Die Wirksamkeit der Vereinbarungen steht unter dem Vorbehalt verschiedener üblicher Bedingungen“, teilte der BayWa-Vorstand noch mit. Damit sei jedoch „in den nächsten Tagen“ zu rechnen. Der Vorstand gibt sich aufgrund der konstruktiven Gespräche für die Zukunft der BayWa jedenfalls optimistisch. Auf Basis des für Ende September erwarteten Gutachtens werden man ein Konzept für eine nachhaltige Sanierung sowie eine Neuregelung der Finanzierung erreichen.
In Zukunft „weniger Schulden“
„Wir wollen unseren Kunden, Lieferanten sowie Finanzierungspartnern auch in Zukunft wieder als der gewohnte verlässliche Partner zur Seite stehen“, erklärte BayWa-Geschäftsführer Marcus Pöllinger. Man werde deshalb „rasch die notwendigen Konsequenzen ziehen, um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen“, ergänzte er. Das nun fixierte Finanzierungspaket sei ein ein erster, wichtiger Schritt. Für die Zukunft bringt Pöllinger seine Strategie wie folgt auf den Punkt: „Weniger Schulden und ein strategischer Fokus auf Profitabilität der Geschäftsfelder.“
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