Bauernbund wehrt sich gegen ATV-Sendung

Norbert Lackenbauer in der Reportage.

Der Aufschrei nach der ATV-Sendung „Was zerstört Österreich“ am Mittwochabend ist groß. Direkt nach dem Quotenbringer „Bauer sucht Frau“ strahlte der private Sender eine Reportage aus,  in der es im Wesentlichen um die Umweltbelastung durch die konventionelle Landwirtschaft geht. Eine Darstellung, die eine Vielzahl an Zuschauern, vor allem aus der Bauernschaft, verurteilt.

Auch der Bauernbund reagierte umgehend in einer Stellungnahme in den sozialen Netzwerken: „Wir sind fassungslos über eine derartig unseriöse und faktenbefreite Berichterstattung.“ Die Bauernfamilien seien in der Sendung diffamiert worden. Der Beitrag, den 131.000 Zuschauer (Marktanteil 9%) verfolgt haben, gehe meilenweit an der Realität in der Landwirtschaft vorbei. Der Bauernbund kritisiert auch auf das Fehlen von „echten“ Experten aus der Landwirtschaft. In der Sendung seien lediglich Vertreter von NGO’s  als „Experten“ zu Wort gekommen.

Zahlreiche Bauernbündler, allen voran Präsident Georg Strasser und Direktor Norbert Totschnig, verwehrten sich in Protestbriefen an ATV gegen die Darstellung der Landwirtschaft in der Sendung. Auch aus den Ländern kommt Kritik.

„Diese Aussagen sind für uns nicht in Ordnung und diese können wir fachlich nicht nachvollziehen. Das Wohlergehen der Tiere und auch die Bewahrung von fruchtbaren Boden stehen für alle Landwirtinnen und Landwirte Österreichs an oberster Stelle. Die heimischen Bäuerinnen und Bauern arbeiten 365 Tage im Jahr nach den höchsten Umwelt- und Produktionsstandards weltweit“, wehrt sich Niederösterreichs Bauerbund-Direktor Paul Nemecek gegen die „unfassbare Entgleisung“ des TV-Senders.

Strasser: “Beginnen wir aktiv zu kommunizieren”

Der Bauernbund trifft damit einen Nerv vieler Landwirte, die sich durch diese Sendung diskriminiert fühlten. In den sozialen Netzwerken gehen derzeit die Wogen hoch. Die negative Darstellung etwa der Gülleausbringung, die eigentlich auf höchsten Standards basiert, stieß auf viel Unmut, ebenso wie die Gegenüberstellung eines Bauern, der von Schweinehaltung lebt, mit einem Vertreter einer NGO, der Besitzer von zwei Haus(tier)schweinen ist. Allgemeiner Tenor in den sozialen Netzwerken: „Diese Sendung ist einzig und allein gegen die Landwirtschaft!“

Besagter Schweinebauer ist übrigens Norbert Lackenbauer aus Poysdorf. Der Niederösterreicher erklärte: „Mit etwas ,Bauchweh’ habe ich zugestimmt, dass für den ATV-Beitrag bei uns gedreht werden kann, denn wenn nicht wir über unsere Produktion reden, tun das andere.“ Einen halben Tag lang sei am Hof gefilmt worden, sein Mitarbeiter und er seien viel gefragt worden. „Wir konnten unsere Produktion vorstellen und erklären. Was aber daraus gemacht wurde, haben wir nun gesehen“, zeigt er sich ebenfalls enttäuscht. Seine Aussagen seien im Gegensatz zu denen der NGO-Vertreter immer wieder hinterfragt und letztlich in ein schlechtes Licht gerückt worden.

Bauernbund-Präsident Georg Strasser stärkt dem Poysdorfer via Facebook den Rücken. Lackenbauer habe gezeigt, „dass man sich als Landwirt nicht für seine Arbeit verstecken muss“. Er habe mit sehr ehrlichen Antworten „die Landwirtschaft realitätsnah und authentisch dargestellt“. Strassers ruft die Bauern dazu auf: „Zeigen wir alle gemeinsam, wie Landwirtschaft in Österreich aussieht und beginnen wir, aktiv zu kommunizieren.“

Erst am Mittwochvormittag sorgte ein orf.at-Bericht zur vermeintlich fehlenden Tierwohl-Standards bei Schweinefleisch für Aufsehen. Auch hier kamen zunächst nur Vertreter von NGO’s zu Wort. Der Verband der Österreichischen Schweinbauern (VÖS) wehrte sich, wie berichtet. Mehr dazu unter: Bauern verwehren sich gegen Vorwürfe

(V.S./B.W.)

 

- Bildquellen -

  • Bildschirmfoto 2020 11 27 Um 11.50.26: ATV
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