Zeit, um zu denken

Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.

Die Rezession von nach wie vor ungeahntem Ausmaß als Folge der globalen Virus-Pandemie gehört längst zu den größten Herausforderungen, die auch die Landwirtschaft seit vielen Jahrzehnten zu stemmen hat. Das Herunterfahren des öffentlichen Lebens und weiter Teile der Wirtschaft hat gewaltige Probleme aufgeworfen, die allein mit dem Ruf nach staatlichen Hilfen kaum gelöst werden können. Der heimischen Agrarwirtschaft sind binnen weniger Wochen Absatzmärkte weggebrochen, die sich auch langfristig nur schwer zurückerobern lassen. Und weil die Katastrophe von weltweiter Dimension ist, spielt der internationale Druck auf Agrarmärkte und Preise eine noch größere Rolle als je zuvor. Dazu kommt, dass Corona ein anderes Mega-Problem für die Bauern derzeit völlig überdeckt: die Auswirkungen des Klimawandels, vor allem die fortdauernde Trockenheit, aber auch andere Wetterextreme.
Auf den Äckern und Wiesen fehlen ausreichend Regen, auf Waldböden geht es sich wie auf Zunder, Schadinsekten vermehren sich hier wie dort vielerorts ungebremst.
Viele Ansätze und Lösungsmöglichkeiten in Sachen Umwelt- und Klimaschutz, um gegenzusteuern, sind zwar weithin bekannt – weil längst erforscht. Sie kamen aber schon bisher kaum zum Einsatz – weil meist teurer, als bisher gängige Bewirtschaftungsformen und Systeme (oder auch verpönt, weil entweder viel zu Bio oder andersrum zu viel Hightech und Chemie). Das Argument „zu teuer“ wird in Zeiten einer globalen Rezession weiterhin zu hören sein. Trotzdem sollte man die Zeit des Lockdown nun dazu nutzen, um zu denken.
 bernhard.weber@bauernzeitung.at
- Werbung -
Vorheriger ArtikelMaikäfer, die alle zwei Jahre fliegen?
Nächster ArtikelWas wir jetzt brauchen. Und was nicht.