Kommentar von Thomas Weber,
Herausgeber von Biorama und Buchautor.
Jede Woche kürt die Wiener Stadtzeitung „Falter“ einen „Dolm der Woche“ oder das genaue Gegenteil. Oft sind das herausragende Einzelpersonen oder Menschen, die sich durch beschämende Taten oder Wortmeldungen hervorgetan haben; seltener Parteien oder Vereine. Zuletzt lobte der „Falter“ erstmals den Verein gegen Tierfabriken (VGT) als „Hero der Woche“ – weil dieser, wieder einmal, Missstände in einem tierhaltenden Betrieb aufgedeckt hatte. Die Bilder von kranken, verkrüppelten Schweinen schockierten. Auch Hans Schlederer, Chef der Schweinebörse, sprach von „systematischer Verwahrlosung“, die einer Aufarbeitung bedürfe; nicht zuletzt, weil das Fleisch der Tiere sogar mit dem AMA-Gütesiegel vermarktet wurde. Die Arbeit des VGT wurde also aus gutem Grund gewürdigt. Wo der „Falter“ allerdings falsch liegt: Der VGT ist nicht, wie behauptet, „bei Bauern und Jägern verhasst“. Zumindest nicht bei allen. Die Methoden der Tierschützer mögen grenzwertig sein. Ein Unbehagen bleibt deshalb. Doch ich kenne dutzende Bauern und Jägerinnen, die den VGT für seine konsequente Arbeit respektieren. Er sieht genau hin, wo gesetzliche Kontrollen versagen und systemisch oder finanziell an ihre Grenzen kommen. Wir sollten uns ohnehin fragen, ob wir den Behörden nicht Laien-Kontrolleure zur Seite stellen müssen (wie es sie eine Zeit lang im Biobereich gab). Und ob es wirklich Zufall ist, dass bei Aktionen wie dem „Tag der offenen Stalltür“ so selten Betriebe mit konventioneller Schweinehaltung teilnehmen.
Denn wenn Tierhaltung Realitäten schafft, die dafür sorgen, dass Konsumentinnen und Konsumenten gleich ganz mit dem Fleischessen aufhören, wenn die Tatsachen nicht mehr im Verborgenen bleiben, dann macht diese Grundsätzliches falsch.
- Bildquellen -
- Weber Thomas: Michael Mickl