Josef Mertelseder aus Mining im Innviertel setzt bei Traktor und Mähdrescher bereits sei über zehn Jahren Pflanzenöl als Treibstoff ein. Das Pflanzenöl stammt aus der regionalen Ölmühle “Innöl” unter Geschäftsführer Günter Hasiweder. Im Gespräch mit Josef Breinesberger vom Bundesverband Pflanzenöl Austria erläuterten Mertelseder und Hasiweder ihre Erfahrungen mit dem alternativen Treibstoff.
Was waren die Beweggründe für den Pfanzenöleinsatz auf ihrem Betrieb?
Mertelseder: Meine Triebfeder war das technische Interesse. Mich faszinierte die Möglichkeit, die eigenen Maschinen mit regional hergestelltem Treibstoff zu betreiben. Ausgelöst wurde dies durch die Diskussion im Maschinenring Braunau und durch die Idee, eine gemeinschaftlich betriebene Ölpresse zu errichten.
Welche Fahrzeuge betreiben Sie mit dem regional gepressten Rapsöl?
Mertelseder: Ich setze am Betrieb John Deere Traktoren ein. Der erste Traktor wurde im Rahmen des 35-Traktorenprojekts für den Rapsölbetrieb umgerüstet. Anschließend kam ein JD 7530 mit 180 PS auf den Betrieb. Dieser Traktor wurde im 2nd VegOil-Projekt von John Deere ausgewählt und einem laufenden Monitoring unterzogen. Der neueste Traktor ist ein JD 6125 R mit 125 PS, der letztes Jahr vom Lagerhaus serienmäßig mit Pflanzenölbetrieb und entsprechenden Garantieleistungen von John Deere ausgeliefert wurde. 2008 habe ich auch meinen Mähdrescher JD CTS 9780i mit einem Zweitanksystem im Eigenbau umgerüstet.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Pflanzenöl als Treibstoff gemacht?
Mertelseder: Ich verfahre im Jahr zwischen 12.000 bis 14.000 Liter Rapsöl. Dabei achte ich darauf, dass dieses Öl den geforderten Spezifikationen entsprechend den DIN-Anforderungen entspricht. In den kühleren Jahreszeiten mische ich dem Rapsöl etwas Diesel bei. Dies ist auch eine Empfehlung von John Deere. Ab null Grad Celsius wird auch die elektrische Vorwärmung des Kühlwassers in Betrieb genommen. Eine derartige Vorwärmung würde auch die Lebensdauer jeder anderen Dieselmaschine positiv beeinflussen. Bei meinem Teleskoplader, der nur leichte Arbeiten verrichtet, verwende ich weiterhin Diesel, da das dortige Lastprofil nicht ideal ist für den Pflanzenölbetrieb. Die beiden Traktoren werden für alle Feldarbeiten eingesetzt, von der Saat, über Pflege bis zur Ernte und Bodenbearbeitung. Beim Starten hatte ich bisher nie Probleme. Man muss nur die vorgeschriebenen Vorglühzeiten einhalten. Insgesamt kann ich zusammenfassen, dass Pflanzenöl als Treibstoff, bei Beachtung bestimmter Rahmenbedingungen, im Praxisbetrieb ohne Probleme einsetzbar ist.
Welche Besonderheiten sind beim Einsatz von Rapsöl zu beachten?
Mertelseder: Wichtig ist, dass man ungünstige Motorlaufzeiten vermeidet. Das heißt, der Motor soll nach einem Kaltstart möglichst rasch auf Betriebstemperatur kommen. Beispielsweise überlege ich mir dazu nach getaner Arbeit bereits, was ich am nächsten Tag machen werde, und hänge allenfalls die benötigte Maschine bei der Rückkunft auf den Hof gleich an. Ebenso überlege ich mir, wo ich den Traktor abstelle, damit lassen sich Kaltstarts weitgehend vermeiden, die einfach nur dadurch erforderlich werden, weil man den Traktor umstellen muss.
Gibt es Probleme, wenn der Traktor längere Zeit nicht betrieben wird?
Mertelseder: Ich trachte danach, den Treibstofftank grundsätzlich immer voll zu haben. Wenn der Traktor über den Winter mehrere Monate nicht verwendet wird, ist dem Rapsöl sowieso etwas Diesel beigemischt. Beim Starten im Frühjahr gibt es dann keine Probleme. Ich habe in der Nähe der Treibstoffentnahme einen kleinen Dieselsichtfilter eingebaut, wo ich im Bedarfsfall erkenne, ob der Treibstoff unrein wäre. Seit ich diesen Vorfilter habe, gibt es auch mit den Dieselfiltern keinerlei Probleme beim Pflanzenölbetrieb. Auf die geforderte Pflanzenölqualität wird mit Laboranalysen hingearbeitet. Dies ist der Schlüssel für den problemfreien Betrieb.
Wie wirkt sich der Pflanzenölbetrieb auf die Ölwechselintervalle aus?
Mertelseder: Ich wechsle das Motoröl generell nach 250 Stunden. Im Vergleich zu einem 500 Stunden-Intervall verwende ich hier ein billigeres Motoröl. Kostenmäßig läuft das auf dasselbe hinaus.
Was würden Sie interessierten Berufskollegen empfehlen?
Mertelseder: Wenn jemand ein gewisses Grundverständnis für diese Technik besitzt, so ist ein problemloser Maschinenbetrieb möglich. Über die Jahre gesehen lagen die Treibstoffkosten auf meinem Betrieb nicht höher als beim Diesel, zeitweise sogar wesentlich darunter. Ich denke, Rapsöl als Dieselersatz wäre bei den zunehmenden Traktorgrößen im Ackerbau wie auch im Grünland eine interessante Alternative. Die Treibstoffversorgung selbst ist sicher das kleinste Problem. Bei mir kommt beim nächsten Traktortausch mit Sicherheit wieder ein Rapsöltraktor auf den Betrieb.
Herr Hasiweder, Sie waren eine treibende Kraft zur Errichtung einer Ölmühle im Raum Braunau. Wann wurde die Ölmühle gegründet?
Hasiweder: Wir hatten bereits um das Jahr 2000 Diskussionen über den Ersatz von Diesel durch Rapsöl. Die Ölmühle haben wir dann im Jahr 2002 mit 91 Mitgliedern gegründet.
Wie hat sich der Einsatz von Rapsöl als Treibstoff entwickelt?
Hasiweder: Nach Gründung der Ölmühle war die Stimmung euphorisch. Das hat sich zwischenzeitlich aufgrund verschiedener Ursachen abgekühlt. Wir haben jedoch z. B. einen Rundballenpresser im Ring, der hohe Einsatzstunden je Jahr erreicht. Auf seinem Betrieb laufen zwei New Holland Traktoren, die er auf das Bioltec-System umgerüstet hat. Wenn er einen Traktor tauscht, nimmt er dieses System auf den neuen Traktor mit. Dies beweist, dass die Pflanzenöltechnik funktioniert. Abgesehen von diesem Beispiel sind natürlich auch noch andere Rapsöltraktoren vorhanden.
Welche Geschäftsfelder hat die Ölmühle?
Hasiweder: Neben dem Raps für den Kraftstoff werden Sonnenblume und Soja im Lohnverfahren für einen Futtermittelhersteller gepresst. Weiters wird noch etwas Futteröl und technisches Öl verkauft. Der Speiseölbereich ist für die Innöl bislang keine Absatzschiene.
Wie sieht die Zukunft von Innöl aus?
Hasiweder: Wir prüfen derzeit, ob wir die Pressen tauschen werden, da die Kooperation mit dem Futtermittelhersteller ausgebaut werden soll.
Die Landwirtschaft kann mit regionalen Ölmühlen Krisensicherheit beispielsweise bei Futtermitteln und Treibstoff erhalten. Eine weitere bedeutende Zukunftschance sehe ich in der regionalen Sojaproduktion.
Agraria Wels: Serienlösung von John Deere
Als erster großer Traktorhersteller bietet die Firma John Deere eine Pflanzenöllösung mit Seriengarantie offiziell am Markt an. Für die Landwirtschaft ist dies eine bedeutende Chance, heimisch produzierten Treibstoff im eigenen Bereich zu verwenden und dabei alle gesetzlichen Auflagen zu erfüllen. Im Rahmen der Agraria in Wels (30. Nov. bis 3. Dez. 2016) wird diese Pflanzenöltechnik am Lagerhausstand gezeigt. Ein entsprechender John Deere Traktor, der bereits der Abgasstufe IV entspricht, wird vertreten sein. Interessenten können sich dort entsprechend informieren. Ebenso wird am Stand der Maschinenringe über diese Technik Auskunft erteilt.
Josef Breinesberger, Pflanzenöl Austria