Mit Ende 2018 werden 1.000 neuralgische Straßenabschnitte in Niederösterreich mit 84.000 Wildwarngeräten ausgestattet sein. Damit werden nächtliche Wild-Unfälle um bis zu 70 Prozent verringert. Das ist die Arbeit des seit zehn Jahren laufenden Pilotprojektes des Landes Niederösterreich gemeinsam mit dem NÖ Landesjagdverband sowie der Universität für Bodenkultur zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Im Beisein von Landesrat Ludwig Schleritzko, Landesjägermeister Josef Pröll und dem Leiter der Abteilung Straßenbetrieb beim Amt der NÖ Landesregierung, Ronald Dobrovits, wurden kürzlich in der Straßenmeisterei Krems die für heuer angekauften Wildwarngeräte wie Reflektoren, akustische Melder etc. an die Jägerschaft und den NÖ Straßendienst zeitgerecht vor der in den Herbstmonaten gefährlichsten Zeit ausgegeben.
Um die Zahl der Wildunfälle zu reduzieren, wurde vor zehn Jahren am Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur ein ehrgeiziges Pilotprojekt ins Leben gerufen. Neben dem Ziel, die Wildverluste in Niederösterreich maßgeblich zu verringern, gilt es, Erfahrungswerte der Unfallprävention in der Praxis zu sammeln und durch wissenschaftliche Analysen auszuwerten. Das Land Niederösterreich finanziert gemeinsam mit dem NÖ Landesjagdverband sowie unterschiedlichen Partnern das Projekt. Rund 30.000 Wildtiere werden pro Jahr auf Niederösterreichs Straßen getötet. Besonders im Herbst steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Rehe, Wildschweine, Füchse oder Hasen von Autos erfasst werden.
„Wir können stolz sein auf dieses Projekt, denn es ist einzigartig in Österreich. Damit nehmen wir eine Vorreiterrolle im Umweltschutz, aber auch in Sachen Verkehrssicherheit ein. Zwei Themen, die mir sehr wichtig sind. Denn wir wollen dafür sorgen, dass man nicht nur möglichst rasch, sondern vor allem möglichst sicher von A nach B kommt. Und gleichzeitig geht es uns darum, den Verkehr auch möglichst nachhaltig zu gestalten – das gilt sowohl im Bereich Klimaschutz als eben auch hier im Umweltschutz bzw. Tierschutz“, so Mobilitäts-Landesrat Ludwig Schleritzko.
Zum Einsatz kommen neben neuesten optischen und akustischen Wildwarnreflektoren auch Duftstoffe und ökologische Begleitmaßnahmen, wie z. B. höhere Mähfrequenzen des Straßenbegleitstreifens, zum Einsatz. Ende 2018 werden dann bereits mehr als 1.000 neuralgische Straßenabschnitte in Niederösterreich mit über 84.000 Wildwarngeräten auf einer Länge von 1.250 Kilometern ausgestattet sein. Durch die wissenschaftlich fundierten Grundlagen und der gut durchorganisierten und praxis-zielgerichteten Lösungsansätze konnten bereits gute Erfolge mit diesen Maßnahmen erreicht werden: In bereits umgesetzten Streckenabschnitten konnten die Rehwild-Nachtunfälle um bis zu 70 Prozent reduziert werden. Aufgrund des Erfolgs wird dieses Projekt gemeinsam mit allen Beteiligten weitergeführt, um die Verkehrssicherheit auf Niederösterreichs Straßen weiter zu erhöhen. „Der NÖ Straßendienst möchte einerseits für die Verkehrsteilnehmer sichere Straßen zur Verfügung stellen und andererseits Fallwildunfälle drastisch reduzieren. Daher haben alle Maßnahmen für die Erhöhung der Verkehrssicherheit oberste Priorität”, so Ronald Dobrovits.
Die niederösterreichischen Jägerinnen und Jäger unterstützen das Projekt seit Beginn an. Mit ihrer Mithilfe konnten in den vergangenen zehn Jahren 385 Jagdreviere mit modernen Wildwarnreflektoren ausgestattet werden. „Die Lebensräume unserer Wildtiere werden durch Neu- und Ausbauten von Verkehrswegen immer mehr zerstückelt und zwingen die Wildtiere zur Überquerung von Straßen. Die Zunahme des Straßenverkehrs sowie die zum Teil zu hohen Fahrgeschwindigkeiten stellen ein weiteres Risiko dar. Gemeinsam mit den Projektpartnern erhöhen wir damit die Verkehrssicherheit für Tier und Mensch“, unterstreicht Landesjägermeister Josef Pröll die Wichtigkeit des Projektes. Zwei Drittel der Projektkosten werden durch die NÖ Jägerschaft gemeinsam mit Partnern finanziert. Ein Drittel wird vom Land Niederösterreich (Landschaftsfond und NÖ Straßenbetriebe) zur Verfügung gestellt. Die Planung der Maßnahmen und wissenschaftliche Betreuung des Projektes wird vom NÖ Landesjagdverband übernommen.
Die Montage der Hilfsmittel an gefährdeten Straßenabschnitten im Landesstraßennetz von Niederösterreich erfolgt gemeinsam von den betroffenen Straßenmeistereien und der Jägerschaft. Die Gefahrenstellen wurden von der Universität für Bodenkultur gemeinsam mit der Jägerschaft festgelegt und überprüft.
Kürzlich wurden rund 11.000 Wildwarngeräte wie Reflektoren, akustische Melder, Vergrämungsmittel (Duftzäune) ausgegeben, um in 36 neuen Jagdrevieren auf einer Länge von 160 Straßenkilometern angebracht zu werden. Alle Projektteilnehmer ersuchen die Straßenbenützer, besonders auf den Straßenabschnitten, die durch Waldgebiete oder entlang von landwirtschaftlich genutzten Flächen führen, Vorsicht walten zu lassen.
- Bildquellen -
- Wildwarngeraete: NLK Filzwieser