Zukunftsfitte Bäume gesucht

Der Borkenkäfer hinterlässt deutliche Spuren in den Nadelwäldern.

Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass nur wenige Baumarten in Europa auch flexibel genug sind, um ein Jahrhundert des vorausgesagten rasanten Klimawandels zu überstehen.

Europas Wälder wurden durch den Klimawandel bereits stark in Mitleidenschaft gezogen. Durch Dürre und Borkenkäfer sind bereits tausende Hektar an Bäumen abgestorben. Wissenschaftlerinnen und Forscher der Universität Wien und der Technischen Universität München (TUM) haben nun untersucht, mit welchen Bäumen sinnvoll wieder aufgeforstet werden kann. Je nach Region sollen demnach ein Drittel bis zur Hälfte der dort heute vorkommenden Baumarten den künftigen Bedingungen nicht mehr gewachsen sein.
Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Nature Ecology and Evolution“ veröffentlicht.

„Das ist ein enormer Rückgang“, sagt Erstautor Johannes Wessely von der Universität Wien, „insbesondere, wenn man bedenkt, dass nur ein Teil der Arten forstwirtschaftlich interessant ist“. Konkret wurden die 69 häufigeren der knapp über 100 europäischen
Baumarten im Hinblick auf das 21. Jahrhundert in Europa untersucht. Im europäischen Durchschnitt sind von diesen 69 Arten nur neun pro Standort zukunftsfit, in Österreich sollen es zwölf sein. „Bäume, die jetzt zur Wiederaufforstung gepflanzt werden, müssen sowohl unter heutigen als auch zukünftigen Bedingungen bestehen. Das ist deshalb schwierig, weil sie sowohl Kälte und Frost der nächsten Jahre wie auch einem deutlich wärmeren Klima Ende des 21. Jahrhunderts standhalten müssen. Da bleibt nur eine sehr kleine Schnittmenge“, so Wessely. In Österreich würden zu diesen klimafitten Arten etwa die Stieleiche in den tieferen Lagen und die Weißtanne in den Bergwäldern gehören.

Auch mit dem ausgewählten Set an zukunftsfitten Bäumen bleibt jedoch ein großes Problem: Für einen artenreichen Mischwald sind die durchschnittlich neun Arten wenig, betonen die Forscher. „Gemischte Wälder aus vielen Baumarten sind eine wichtige Maßnahme, um Wälder robuster gegen Störungen wie Borkenkäfer zu machen. Mancherorts könnten uns in Europa jedoch die Baumarten ausgehen, um solche bunten Mischwälder zu begründen“, erklärt Autor Rupert Seidl von der TUM.

Bäume speichern Kohlenstoff, bieten Tieren Lebensraum oder Nahrungsquelle und können zu Nutzholz verarbeitet werden – das sind alles wichtige Eigenschaften von Wäldern. Aber nicht alle Bäume erfüllen diese Funktionen gleichermaßen, nur durchschnittlich drei der neun klimafitten Baumarten könnten das leisten. „Unsere Arbeit zeigt deutlich, wie stark die Vitalität von Wäldern durch den Klimawandel beeinträchtigt wird. Wir können uns nicht nur auf einen neuen Mix aus Baumarten verlassen,
rasche Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels sind essenziell für eine nachhaltige Sicherung unserer Wälder“, so Wessely.

 

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  • 20240429 Wessely Abb1 01: Rupert Seidl
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AUTORRed. MS
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