Leobener Bauern schlagen Alarm. Vermutlich wurde ein 300 Kilo schweres Jungrind auf einer Alm im Bezirk Leoben von einem Wolf gerissen.
In der bisher erst kurzen Weide- und Almsaison haben Wölfe in der Steiermark bereits 23 Tiere (21 Schafe, ein Kalb und ein Jungrind) teils in Hofnähe und am helllichten Tag tödlich gerissen. Bei der jüngsten Wolf-Attacke kam ein 300 Kilogramm schweres Jungrind auf der Kreuzenalm bei Trofaiach ums Leben.
Jetzt schlagen die Leobener Bauern Alarm. „Offenbar ist in unserer Gegend ein besonders aggressives Wolfspärchen auf Raubzug. Denn derart große Rinder können nicht von einem einzigen Problemwolf getötet werden. Hier müssen mindestens zwei Raubtiere zugeschlagen haben,“ sagt der Leobener Kammerobmann Andreas Steinegger. Und weiter: „Im Kampf mit dem Jungrind wurden handgroße Wolfsfährten hinterlassen, etwa 100 Kilogramm Fleisch geschnappt, um möglicherweise auch die Nachkommen zu versorgen.“
„Für die Tierhalter ist die Wolfsbedrohung zermürbend und untragbar. Die tierfreundliche Weide- und Almhaltung unserer bäuerlichen Familienbetriebe ist in ernster Gefahr,“ unterstreicht LK-Präsident Franz Titschenbacher. Und er führt ins Treffen: „Die Gesellschaft wünscht sich Tierwohl, das die Bauern durch die Alm- und Weidehaltung auch liefern. Doch alle diese Tierwohl-Bemühungen werden durch den strengen Schutzstatus des Raubtieres Wolfes untergraben, weil es zu riskant ist, Tiere auf den Almen und Weiden grasen zu lassen.“
Präsident Titschenbacher verlangt daher: „Die Entnahme von Problemwölfen in landwirtschaftlich genutzten Räumen und im Siedlungsgebiet ist erforderlich.“ Das Bundesland Salzburg zeigt dies bereits vor: Mitte Juni hat die Bezirkshauptmannschaft St. Johann der Entnahme eines Problemwolfs stattgegeben. Jedoch muss sichergestellt werden, dass Problemwölfe rasch identifiziert und entsprechend rasch gehandelt werden kann.
„Schon seit mehreren Wochen berichten Bauern aus der Region über Alarmsignale bei ihren Weidetieren. Diese sind verängstigt, unruhig und auch gegenüber ihren Besitzern ungewohnt scheu. Egal ob es sich um Rinder oder Schafe handelt, – wer einmal eine Herde in Panik gesehen hat, weiß, welche Schäden entstehen können. Da ist ein immenser Aufwand notwendig, um die Tiere wieder einigermaßen zu beruhigen,“ beschreibt der Mauterner Bürgermeister und Landwirt Andreas Kühberger die Situation in seiner Region.
Laut übereinstimmenden Berichten mehrerer Wildbiologen sind Attacken auf Menschen in Zukunft nicht sehr wahrscheinlich, können aber auch nicht ausgeschlossen werden. Um für eine Lösung im Sinne unserer Bauern zu sorgen, haben Kühberger und der steirische Almwirtschaftsverein eine Petition vorbereitet, die von den steirischen Nationalratsabgeordneten der neuen Volkspartei Corinna Scharzenberger, Karl Schmidhofer Ernst Gödl und Christoph Stark unterstützt wird.
„Die Zukunft unserer Almbewirtschaftung ist in Gefahr. Mit dieser Petition möchten wir ein Signal für unsere Almbauern setzen. Es muss in Zukunft möglich sein, dass sie ihre Herden aktiv schützen können. Außerdem muss der Schutzstatus des Wolfes gesenkt und die Entnahme von Problemwölfen, wie diesem im Bezirk Leoben, ermöglicht werden,“ fasst Kühberger wichtige Punkte der Initiative zusammen.
Anton Hafellner, Obmann des steirischen Almwirtschaftsvereins, lässt wissen: „Von manchen Experten wird die Behirtung als wirksame Schutzmaßnahme gegen den Wolf empfohlen. Doch auf der Alm, wo der jüngste Angriff stattfand, wurden die Tiere von einem Hirten betreut. Kein Hirte kann alle Tiere 24 Stunden am Tag beaufsichtigen. Man darf auch nicht den Fehler machen und den wirtschaftlichen Schaden nur auf die gerissenen Tiere beschränken. Tiere spüren die Anwesenheit eines Wolfes und flüchten instinktiv. Muttertiere können ihre Kälber verlieren. Rinder und Schafe können sich in Panik auf dem unwegsamen Gelände verletzen oder sogar abstürzen. Dazu kommt der Aufwand bei der Bergung aus hochalpinem Gelände. Wenn man nun den enormen Aufwand und die Kosten, die ein wirklich wirksamer Herdenschutz benötigen würde, dazurechnet, kann man erkennen, dass Almwirtschaft unter diesen Bedingungen nicht mehr rentabel sein kann.“
Beitragsfotos: KK