Tief ins Gras kauert sich das Rehkitz, um den scharfen Spitzen des näherkommenden Motormähers zu entkommen – vergeblich. „In Tirol werden laut Schätzungen jährlich 600 bis 800 Rehkitze durch Motormäher verletzt oder getötet, die Dunkelziffer könnte jedoch noch weitaus höher liegen“, erklärt der Tiroler Landesjägermeister Anton Larcher. Um solche Szenen zu vermeiden, hat der Jägerverband eine Drohne in seinen Bestand aufgenommen, um mithilfe einer Wärmebildkamera in der Wiese liegende Rehkitze vor der Mahd zu sehen und zu retten.
Hohe Effektivität
Heute wird gemäht! Schon um halb fünf Uhr morgens begeben sich Martina Just und Christine Lettl, Wildtierbiologinnen beim Tiroler Jägerverband, auf das betreffende Feld, um ihre Drohne über die Wiese zu steuern und mit der Wärmebildkamera Ausschau nach versteckten Rehkitzen zu halten. „Wir konnten durch diese Maßnahme heuer schon 14 Rehkitze retten“, ziehen die Wildtierbiologinnen Bilanz. Jedoch betätige sich nicht nur der Jägerverband als Bambi-Retter, auch Privatpersonen suchten immer öfter Wiesen nach Rehkitzen ab. „Die Suche mit Drohnen ist so gut wie unfehlbar. Nur selten werden Kitze übersehen, wobei dies dann meist auf die Anwender und nicht auf die Technik zurückzuführen ist“, verdeutlicht Martina Just die Effektivität der Drohnenrettung.
Wolle man Mahdverluste möglichst vermeiden, solle man sich am besten an seinen zuständigen Jagdausübungsberechtigten wenden. „Am wichtigsten ist die Kommunikation zwischen Jägern und Bauern“, betont auch Landesjägermeister Anton Larcher.
Wirksame Maßnahmen
Auch ohne Digitalisierung kann man Rehkitze leicht vor ihrem Schicksal bewahren. „Am besten sollte man den Jagdausübungsberechtigten bereits am Tag vor der Mahd benachrichtigen, er sucht dann das Feld nach Kitzen ab. Möglich wäre auch das Aufstellen von Stöcken mit Plastiksäcken oder Baustellenlichtern – Bewegungen, Licht oder Geräusche können Rehgeißen dazu bringen, ihren Nachwuchs aus dem Feld zu holen“, gibt die Expertin Just Ratschläge. Die Maßnahmen dürften erst am Tag vor der Mahd angewandt werden, da sich die Wildtiere sonst daran gewöhnen. Zudem sei es ratsam, das Feld von innen nach außen zu mähen, um Wildtieren die Flucht zu ermöglichen.
„Unter keinen Umständen darf man gefundene Rehe mit den bloßen Händen anfassen. Durch den Menschengeruch nimmt die Mutter ihr Junges nicht mehr an. Am besten sollten Kitze mithilfe von Grasbüscheln, die den Geruch überdecken, an den Feldrand getragen und durch eine Kiste vom Gefahrenbereich ferngehalten werden“, schließt Martina Just.
- Bildquellen -
- LJM Anton Larcher TJV (2): Tiroler Jägerverband
- DSC 9930: Tiroler Jägerverband
- DSC 9894: Tiroler Jägerverband