Tag der Jagd

Anlässlich des Tags der Jagd sprachen Niederösterreichs Landesjägermeister Josef Pröll und Wildökologe Leopold Obermair über den Stellenwert und den gesamtgesellschaftlichen Nutzen des Weidwerks. Als wichtiger Bestandteil eines regionalen Kultur- und Naturhandwerks zählen auch verschiedene Präventivmaßnahmen zu den Aufgaben der Hubertusjünger.

Wildökologe Leopold Obermair hat federführend die Überarbeitung des neuen Jagdprüfungsbehelfs umgesetzt, den er gemeinsam mit Landesjägermeister Josef Pröll (r.) präsentiert hat.

Besonders auf die gute Zusammenarbeit mit den Bäuerinnen und Bauern wurde vom obersten Jagdvertreter Bezug genommen, sei es im Zuge der Kitzrettung, im Management von Großraubtieren oder bei der Vorsorge gegen die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Außerdem wird erstmals der Landwirtschaft in der neuen Auflage des Jagdprüfungsbehelfs in einem eigenen Kapitel besonderes Gewicht beigemessen. Auf insgesamt 832 Seiten ist im Standardwerk für die Ausbildung von Jungjägerinnen und Jungjägern ein großer Teil des Wissens zusammenfasst, das für die Ausbildung zur Jungjägerin oder Jungjäger nötig ist. Eine erstklassige Schulung ist wichtig, insbesondere auch deshalb, weil sich die Jagd immer größerer Beliebtheit erfreut. Laut Jahresbericht 2022 ist die Anzahl der Mitglieder im Landesjagdverband auf 36.471 – 10,5 Prozent davon sind Frauen – gestiegen.

“Andere reden, Jägerschaft handelt”

„Während andere reden, handeln die Jägerinnen und Jäger: Sie pflanzen Sträucher und Bäume, säen Wildäcker, hegen Wildtiere und sensibilisieren für die Bedürfnisse von Flora und Fauna“, betonte Pröll. So wurden bei der Wildökolandaktion seit Bestehen insgesamt bereits 3,73 Millionen Sträucher und Bäume gesetzt. Ausgepflanzt entspricht es der Strecke von Wien nach Athen beziehungsweise rund 2.500 Fußballfeldern. Auch 2022 sind wieder 15 Hektar neu hinzugekommen. Die Jagd arbeitet bei der Lebensraumgestaltung intensiv mit Land- und Forstwirtschaft zusammen.

„Die drei Säulen der Landnutzung sorgen gemeinsam für gesunde Natur- und Lebensräume, die ihre Funktionen erfüllen können. Es muss allen klar sein: Niemandem ist mit einer Spaltung der Gesellschaft geholfen. Aktuelle Herausforderungen lassen sich nur lösen, wenn alle gemeinsam anpacken“, so Pröll.
„Die Jägerinnen und Jäger erhalten zudem Tradition und Brauchtum und machen Niederösterreich zum Jagdmusikland Nummer eins, produzieren hochwertiges Wildbret und tragen zur Minimierung von Wildunfällen auf den Straßen bei. Das macht die Jagd zu einem Teil von Niederösterreich“, erklärte Pröll.

Auch aktuell haben die Jägerinnen und Jäger eine wichtige Aufgabe zu erfüllen: die Kitzrettung. Sie tragen gemeinsam mit Landwirten Rehkitze und Junghasen sowie Gelege von bodenbrütenden Vögeln zur ersten Mahd aus Feldern aus und bewahren sie so vor Verletzungen beziehungsweise Zerstörung durch das Mähwerk. Dadurch werden
die Jungtiere, die auf ihre Tarnung vertrauen und nicht flüchten, geschützt. Aber auch landwirtschaftliche Nutztiere könnten durch verunreinigten Grasschnitt an Botulismus erkranken und verenden.

Der Landwirtschaft zugute kommen zudem die Maßnahmen zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest. Dazu zählen die Ausbildung von ASP-Spürhunden gemeinsam mit der Polizei und die Bestandsregulierung, die sich im Bedarfsfall als besonders effizient erwiesen hat, um das Ausbreitungsrisiko zu minimieren. Landesjägermeister Pröll betonte: „Die Jagd kommt ihrer Rolle als Partner der Land- und Forstwirtschaft nach.“

“Jagd passt sich stetig an”

„Der Klimawandel verändert die Kultur- und Naturlandschaft sowie auch die Wildtierbestände. Gleichzeitig entwickeln sich die Technik und wissenschaftliche Erkenntnisse permanent weiter. Das hat Folgen für die Land- und Forstwirtschaft, für die Wildhege und den Jagdbetrieb sowie das wildökologische Wissen, das für die Ausübung des Handwerks Jagd nötig ist“, erklärte Wildökologe Obermair.

„Die Jagd passt ihr Wissen, die Ausbildung und den Jagdbetrieb daher laufend an die neuen Gegebenheiten an. Teil dessen ist der neue Jagdprüfungsbehelf, der auf 832 Seiten einen großen Teil des Wissens zusammenfasst, das für die Ausbildung zur Jungjägerin oder Jungjäger nötig ist“, so Obermair.

Quelle: NÖ Jagdverband
Das Kapitel zur Landwirtschaft ist im niederösterreichischen Jagdprüfungsbehelf neu hinzu gekommen.

Dementsprechend wurden mit der grundlegenden Überarbeitung wichtige Kapitel wie Hege, Jagdbetrieb, Bejagungsrichtlinien, Jagdwaffen und Optik, Sicherheit sowie Jagdhunde neugestaltet. Gänzlich neu hinzu kamen unter anderem das Kapitel zur Landwirtschaft und zum Ansprechen. Auch die Weiterbildung wird laufend optimiert.
So gab es 2022 insgesamt 173 Seminarveranstaltungen zu unterschiedlichen jagdlichen Themen, die regionale Unterschiede berücksichtigen und zu einer standortgerechten Hege und Pflege der Lebensräume und Wildtiere beitragen.

Positive Mitgliederentwicklung

Lebensraumentwicklung, Wissen über die Natur sowie die Wildbretproduktion sind auch die Hauptgründe, das Handwerk Jagd zu erlernen. Dabei steigt der Zuspruch zur Jagd weiter an. Die Zahl der Mitglieder im NÖ Jagdverband lag am Jahresende 2022 bei 36.471 Mitgliedern – Tendenz weiter steigend.

Besonders erfreulich ist der steigende Frauenanteil, der aktuell bei 10,5 Prozent liegt. Die Jagd wird aber nicht nur weiblicher, sondern auch jünger. Das Durchschnittsalter der angehenden Jungjägerinnen und -jäger liegt bei 34 Jahren und damit 20 Jahre unter dem aktuellen Altersschnitt der Mitglieder.

Über den NÖ Jagdverband

Der NÖ Jagdverband ist die Interessenvertretung der rund 36.400 Jägerinnen und Jäger in Niederösterreich. Im Interesse seiner Mitglieder setzt sich der NÖ Jagdverband für gute Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges Jagdwesen auf Landes-, Bundes- oder EU-Ebene ein. Im Interesse des heimischen Wildes kümmert er sich um den Erhalt und die Verbesserung von Lebensräumen, um so für einen artenreichen und gesunden Wildbestand in Niederösterreich zu sorgen, der im Einklang mit der land- und forstwirtschaftlichen
Nutzung des Landes steht.

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Abschusszahlen 2022

- Bildquellen -

  • Kapitel Landwirtschaft: NÖ Jagdverband
  • Jahresbericht des NÖ Jagdverbands: Georges Schneider
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AUTORred. AR
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