Schweinepest: Der Mensch ist ein Hochrisikofaktor bei der Übertragung

Die Jagd im Ausland und Arbeiter aus betroffenen Ländern bergen hohes Risikopotential. Schweinehalter sind gefordert, alle Biosicherheitsmaßnahmen sofort umzusetzen.

Ob ein Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Österreich zu verhindern ist, kann derzeit nicht beantwortet werden. (c) Fotolia - Fotohansel

Für den Menschen ist das Virus der Afrikanischen Schweinepest (ASP) ungefährlich. Es besteht keinerlei Gefahr für die Gesundheit des Menschen, sowohl im Kontakt mit Schweinen als auch beim Verzehr von Fleisch- und Wurstprodukten. Sehr wohl spielt der Mensch aber eine wesentliche Rolle bei der Übertragung.

“Es gilt deshalb, die breite Bevölkerung hinsichtlich des Themas zu sensibilisieren und die Biosicherheit entlang der Verkehrswege zu erhöhen”, betont Agrarlandesrat Max Hiegelsberger. Er hatte deshalb Anfang dieser Woche zu einem Runden Tisch geladen. Daran nahmen Vertreter der Land- und Forstwirtschaft, der Schweinebranche, vom Landesveterinärdienst und der Tierärztekammer, der AGES, des Landesjagdverbandes, der Wirtschaft und der Gesundheit teil.

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Die Übertragung über Speiseabfälle gilt als hoher Risikofaktor. (c) Fotolia – Fotohansel

Gefahr der Einschleppung ist hoch

Aktuell tritt die Afrikanische Schweinepest im Baltikum, Polen, Rumänien, der Ukraine und der Tschechischen Republik sowohl bei Wild- als auch Hausschweinen vor. Von den niederösterreichischen Grenze ist sie nur mehr 80 Kilometer entfernt. In Österreich gibt es bisher keinen Fall, die Gefahr der Einschleppung ist allerdings hoch.

So stellt etwa die Jagd in betroffenen Ländern wie Tschechien ein hohes Risikopotenzial dar. Nicht nur Trophäen oder Kadaver können die Krankheit “mitnehmen”; auch über Kleidung, Schuhe, Transportmittel, Ausrüstung oder Jagdutenisilien ist eine Übertragung möglich. Aber auch ein Jagdhund gilt als hohes Risikopotenzial. Der oö. Landesveterinärdirektor Thomas Hain empfiehlt daher, von solchen Jagden abzusehen.

Ein besonderes Risiko stellt das Verfüttern oder illegale Entsorgen kontaminierter Küchen- und Speiseabfälle dar. Auf diesem Weg – vermutlich hat ein LKW-Fahrer aus einem betroffenen Land eine infizierte Wurstsemmel weggeworfen, die ein Wildschwein gefressen hat – dürfte die Seuche bis nach Tschechien gelangt sein. Somit gelten Reisende, Fernfahrer, Arbeitskräfte aus ASP-Regionen – also Saisonniers genauso wie Pflegekräfte oder Montagearbeiter – und Jagdtouristen als Risikofaktoren. Die AGES hat deshalb eine breit angelegte Informationskampagne gestartet, die auf Plakaten in verschiedenen Sprachen in Krankenhäusern oder auf Bahnhöfen vor der Ausbreitung der Seuche warnt.

“Alle Beteiligten am Runden Tisch sind sich der Bedrohung durch die Afrikanische Schweinepest bewusst. Seitens des Bundes, des Landes und der Landwirtschaft werden alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um eine Einschleppung in den heimischen Schweinebestand zu vermeiden”, sagt Hiegeslberger. Trotzdem habe man vieles nicht in der Hand, weshalb eine breite Sensibilisierung umso wichtiger sei. Erfahrungen aus den betroffenen Ländern zeigen zudem, dass das Infektionsrisiko in den Sommermonaten höher ist als im restlichen Jahr.

Auf Bundesebene wurde eine “Task Force” eingerichtet, die aktuell an der Abstimmung eines Maßnahmenkatalogs mit den Jagdbehörden und Vertretern der jägerschaft arbeitet. Überlegt werden auch Abschussprämien für Wildschweine, um deren Bestand zu reduzieren.

Im Seuchenfall würde Schweinemarkt zusammenbrechen

Natürlich sind besonders die Schweinehalter gefordert, jegliche Vorkehrungsmaßnahmen zu treffen. “Alle Biosicherheits-Maßnahmen, die das Risiko einer Seucheneinschleppung in den Schweinebestand reduzieren können, sollen umgehend zur Anwendung kommen. Notwendige bauliche Maßnahmen dürfen nicht mehr aufgeschoben werden”, betont Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Reisecker.

Das ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) hat die Broschüre “Biosicherheit Schwein” veröffentlicht, die als Grundlage für die Umsetzung von Biosicherheitsmaßnahmen in der Schweinehaltung empfohlen wird. Sie steht hier zum Download bereit.

Das Land Oberösterreich unterstützt im Rahmen der Investitionsförderung Investitionen zur Verbesserung der Hygienemaßnahmen im Schweinebereich mit einer reduzierten Förderuntergrenze von mindestens 5000 Euro Nettokosten, unter anderem für die Sicherung von Ausläufen zum Außenwildbereich, Hygieneschleusen, Verladerampen mit Rücklaufsperreinrichtung, Waschplätze für Tiertransporter und Container für Kadaver.

Ein Ausbruch der ASP in einem Betrieb hätte nicht nur für diesen schwerwiegende Folgen. Alle Schweine des Betriebes müssten getötet werden. Bereits im Falle eines Verdachts greifen aber auch die definierten Schutz- und Überwachungszonen. Tritt die ASP auch nur bei Wildschweinen auf, greifen dennoch großräumige Handeslbeschränkungen in den betroffenen Gebieten. Zudem wäre Österreich für Exporte von Schweinefleisch gesperrt, was einen massiven Preiseinbruch zur Folge hätte. Ein Ausbruch in Deutschland wäre für die heimische Schweinebranche sogar noch schlimmer, weil Deutschland viel Schweinefleisch nach China exportiert und somit der EU-Markt entlastet wird. Bei einem Exportverbot wäre vielzuviel Schweinefleisch am europäischen Markt. “China hat zuletzt unmissverständlich klargestellt, dass von ASP befallene Länder für mindestens drei Jahre keine Schweinefleischprodukte in ihr Land verbringen dürfen”, so Franz Reisecker.

Laufend aktuelle Informationen zur Schweinepest bietet die AGES.

 

 

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AUTORAnni Pichler
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