Quer durch die EU ist das Angebot an schlachtreifen Schweinen besorgniserregend gering. Extremes Beispiel ist Deutschland. Die frühere Nummer Eins des Sektors verlor binnen drei Jahren ca. ein Drittel der Schlachtungen. Land- und Fleischwirtschaft sind mitten in einem schmerzhaften Strukturbruch. Sorgen bereitet auch der Verbrauchsrückgang. Inflation und manch kostenintensiver Urlaub verstärken den allgemeinen Abwärtstrend beim Verzehr. Dennoch hat das deutsche Preismodell für die laufende Woche die Rekordmarke von 2,50 Euro/kg (+7 Cent) erklommen. Rückhalt für ihre Preisforderungen findet die Erzeugerseite durch die jüngste Stichtagszählung des Schweinebestandes, die per 3. Mai 2023 den niedrigsten Schweinebestand seit über 30 Jahren zu Tage brachte.
In Österreich ist der Schlachtschweinemarkt auch diese Woche restlos ausverkauft. Während saisonal üblich das Wachstum der Schweine hitzebedingt nachlässt – das Schlachtgewicht liegt heuer erstmals unter 98 kg – und das ohnehin nur bei 85 % liegende Angebot weiter schmälert, belebt das Sommerwetter den Absatz von Grillartikeln. Trotzdem hadern die Schlacht- und Zerlegbranche sowie die Verarbeitungsindustrie mit dem Schicksal, dass sich der LEH den Preiserhöhungen massiv entgegenstellt. In Anbetracht der hohen Rohstoffkosten und der mit Juli wirksamen 10 %-igen Lohnerhöhung in der Fleischwirtschaft, stellt sich die Frage, wie das die Branche verkraften wird. Gleichzeitig wird die heiß begehrte Ware Schlachtwein auch um teureres Geld abgesaugt. Vor diesem Hintergrund konnte die Erzeugerseite das abermals auf Jahrestiefstniveau liegende Schlachtschweineangebot – trotz Aufschlag von 7 Cent – nicht bedarfsdeckend disponieren.
Preise KW 26-27/’23 (Marktbericht vom 29. Juni 2023):
Mastschweine-Notierungspreis: EUR 2,54 (+0,07)
Berechnungsbasis: EUR 2,34
Zuchten-Notierungspreis: EUR 1,96 (+0,07)
Berechnungsbasis: EUR 1,79
Dr. Johann Schlederer