“Vor 100 Jahren, zum Zeitpunkt der Einführung des Frauenwahlrechts nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, waren es Österreichs Bäuerinnen, deren Hände Arbeit die Produktion in den landwirtschaftlichen Familienbetrieben mit aufrechterhielten. Mit der Schaffung des Frauenwahlrechts wurde am 12. November 1918 ein entscheidender Meilenstein zur Gleichstellung von Frauen und Männern gesetzt”, erinnert Bundesbäuerin Andrea Schwarzmann, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Österreichische Bäuerinnen anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März an das Gedenkjahr “100 Jahre Frauenwahlrecht” und speziell an die Leistungen der Frauen in der Landwirtschaft.
Bäuerinnen-Charta für eine partnerschaftliche Interessenvertretung
“Die Frauen in der Landwirtschaft sind unverzichtbar für die Sicherung einer flächendeckenden bäuerlichen Bewirtschaftung. In Österreichs Landwirtschaft liegt ihr Anteil bei 48 Prozent, und rund 78 Prozent der Betriebe werden partnerschaftlich bewirtschaftet”, erklärt die Bundesbäuerin. Neben der Verantwortung für Familie und Haushalt übernehmen Bäuerinnen vermehrt betriebliche Aufgaben. Außerhalb der Höfe gebe es bei der partnerschaftlichen Aufteilung beziehungsweise bei der Besetzung von Funktionen in Organisationen der Agrarwirtschaft noch einen großen Aufholbedarf, so Schwarzmann. Um den Bäuerinnen die Türen in alle wichtigen Positionen der Agrarwirtschaft und des ländlichen Raumes zu öffnen, hat die Arge Bäuerinnen im Vorjahr eine Charta erstellt.
Arge fordert 30 Prozent Frauenanteil
Schwarzmann: “Die Zukunft der ländlichen Regionen liegt in den Händen der Frauen. Sie haben eine Schlüsselposition inne und aus diesem Grund ist es überaus wichtig, dass künftig mehr Bäuerinnen bei allen wichtigen Entscheidungen der Agrarwirtschaft und des ländlichen Raumes mitreden. Unser Ziel ist es, eine partnerschaftliche Interessenvertretung im ländlichen Raum mit einem Frauenanteil von 30 Prozent zu erreichen. Dies würde die Unternehmenskultur, Praxisnähe, Kommunikation und die zukunftsgerichteten Perspektiven unserer bäuerlichen Familienbetriebe positiv unterstützen.”
Engagierte Bäuerinnen aktiv unterstützen
Mit der Bäuerinnen-Charta soll ein neues Bewusstsein für die Handlungsmöglichkeiten beider Geschlechter geschaffen sowie politisch aktive Frauen gestärkt, motiviert und gefördert werden. Frauen und Männer sollen in ihren jeweiligen Potenzialen gestärkt und Aufgaben völlig unabhängig vom Geschlecht verteilt werden. Gleichzeitig ist auf die Vereinbarkeit von Familie, Betrieb und öffentlicher Funktion zu achten. Eine partnerschaftliche Organisation mache es möglich, dass Frauen und Männer gleichberechtigt in den Interessenvertretungen teilhaben können, betont Schwarzmann. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist unter anderem eine familienfreundliche Sitzungs- und Organisationskultur. Aber auch das Bewusstsein bei den Mitgliedern für ein partnerschaftliches Familienleben gilt es zu schärfen, sodass traditionelle Rollenerwartungen in den Hintergrund treten. “Bäuerinnen, die neu oder wieder einsteigen, sind aktiv zu unterstützen”, fordert die Bundesbäuerin.
Die Arbeitsgemeinschaft Österreichische Bäuerinnen (www.baeuerinnen.at) wurde 1972 gegründet und vertritt die Interessen von rund 130.000 Frauen in der heimischen Landwirtschaft. Die bundesweite Koordinierung der in allen Bundesländern vertretenen Arge erfolgt in der Landwirtschaftskammer (LK) Österreich. Die Vorsitzende der Arge, Andrea Schwarzmann, ist Bergbäuerin im Biosphärenpark Großes Walsertal, Vorarlberg, und bewirtschaftet in Raggal einen Bergbauernhof mit Milchwirtschaft und Alpwirtschaft.
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