Regio Day – wo Bauern die Verbraucher treffen

Der durch seinen "Brief an den Verbraucher" bekannt gewordene "Bauer Willi" aus dem Rheinland (D) ruft nun in Österreich, Deutschland und Südtirol zur Teilnahme am Regio Day am 1. Oktober auf.

Ziel des Regio Days ist es, den Konsumenten die Lebensmittelproduktion zu zeigen, zu erklären und vielleicht sogar selbst ausprobieren lassen, wie etwa bei der Erdäpfelernte. So sollen mehr Wertschätzung und Verständnis für die bäuerliche Arbeit geschaffen werden. ©BMLFUW/Alexander Haiden
Ziel des Regio Days ist es, den Konsumenten die Lebensmittelproduktion zu zeigen, zu erklären und vielleicht sogar selbst ausprobieren lassen, wie etwa bei der Erdäpfelernte. So sollen mehr Wertschätzung und Verständnis für die bäuerliche Arbeit geschaffen werden. ©BMLFUW/Alexander Haiden
Konsumenten und Produzenten unkompliziert in Kontakt miteinander bringen – das war die Motivation von “Bauer Willi”, den Regio Day ins Leben zu rufen. Der streitbare “Bauer Willi” ist manchen vielleicht noch von seinem “Brief an den Verbraucher” in Erinnerung. Dieser hatte im vergangenen Jahr für viel mediales Aufsehen gesorgt. In seinem Brief wandte sich “Bauer Willi” direkt an den Konsumenten und warf ihm vor, gleichzeitig hohe Ansprüche an die Lebensmittel zu stellen und möglichst wenig dafür bezahlen zu wollen. Warum er den Brief geschrieben hat und was sein Ziel war: “Ganz ehrlich? Ich hatte kein Ziel. Ich wollte mir lediglich den Frust von der Seele schreiben”, so “Bauer Willi”. Damit hatte Willi Kremer-Schillings wohl vielen Bauern direkt aus dem Herzen gesprochen und gleichzeitig auch den angesprochenen Verbraucher berührt (Den Brief kann man online unter www.bauerwilli.com nachlesen).

Das Hoftor öffnen

Seither ist die Internetseite von “Bauer Willi” und seinem Berufskollegen und Mitstreiter “Bauer Alois”, auf der regelmäßig Blogs (Tagebuch-ähnliche online Einträge) veröffentlicht werden gut besucht. Diese öffentliche Präsenz wollen die beiden nun für den sogenannten Regio Day nutzen. Willi und Alois rufen ihre Berufskollegen in Deutschland, Österreich und Südtirol sowie Bäcker, Fleischhacker, Winzer, Händler und Unternehmer – eigentlich alle, die mit Lebensmitteln zu tun haben, auf, mitzumachen und am 1. Oktober 2016 selbst einen Regio Day zu veranstalten. Was die Initiatoren erreichen wollen? “Dass sich möglichst viele Menschen der Vielfalt unserer heimischen Produkte wieder bewusst werden.” Die einfache Botschaft dabei lautet: Heimische Produkte sind gut für die Umwelt, die Region, für die Erzeuger, die Verarbeiter, den Handel und natürlich auch diejenigen, die die regionalen Produkte verzehren.
Mit Aktionen aller Art kann man beim Regio Day mitmachen. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Es geht vor allem darum, das Hoftor zu öffnen, den Verbrauchern zu zeigen, wie Weizen wächst oder wie man Kühe melkt. Auch ein kleiner Wochenmarkt mit regionalen Lebensmitteln, zu dem man die Nachbarn einlädt oder zur Mithilfe bei der Wurstproduktion oder in der Bäckerstube auffordert, kann helfen, den Kontakt zwischen Erzeugern und Verbrauchern herzustellen oder zu verbessern. Der 1. Oktober ist dabei bewusst als Veranstaltungsdatum gewählt, da an diesem Tag vielerorts das Erntedankfest gefeiert wird.

Regio Day als Treffpunkt

Was ihn dazu motivierte, den Regio Day ins Leben zu rufen, erklärt “Bauer Willi” wie folgt: “Wir werden immer wieder von Lesern gefragt, wo man ursprüngliche Lebensmittel kaufen kann und der Erlös beim Erzeuger bleibt. Gleichzeitig fragten uns Landwirte und andere Beteiligte in der Erzeugung von Lebensmittel, wie sie denn unkompliziert mit Bürgern in Kontakt kommen können, um ihnen zu zeigen, wie sie die Lebensmittel erzeugen oder verarbeiten. Beides lässt sich ideal verbinden, wenn die Bürger bzw. Konsumenten dorthin gehen, wo dies geschieht. Der Regio Day soll dazu der Treffpunkt sein.”

Regio Day – einfach mitmachen

• Online unter www.regioday.com in das Teilnehmer-Verzeichnis eintragen, Werbematerial wird zum Download bereitgestellt;
• Kreativität beweisen: Jeder Betrieb kann veranstalten, was er möchte. Vom Wochenmarkt bis zur Betriebsführung. Die Organisatoren fordern dazu auf, Ideen einzuschicken.
• Am 1. Oktober die Hoftür öffnen und über die eigene Arbeit informieren. www.regioday.com

“Bauer Willi” über Wertschätzung und Glaubhaftigkeit

Willi Kremer-Schillings vulgo
Willi Kremer-Schillings vulgo “Bauer Willi”: “Ich erwarte mir mehr Wertschätzung für unsere Arbeit.” ©ZVG
• Warum sollte ein österreichischer Betrieb am Regio Day teilnehmen?
Bauer Willi: “Ganz einfach: weil niemand die Fragen unserer Mitbürger zu Lebensmitteln so offen, authentisch und glaubhaft beantworten kann wie der Bauer selbst. Und er kann es auch direkt zeigen, im eigenen Betrieb. Wenn ein Mitbürger als Gast auf unsere Höfe kommt, ist das etwas ganz anderes, als wenn wir ihn mit Broschüren oder Werbeplakaten erreichen wollen. Wenn das jetzt am Regio Day in vielen Ländern gleichzeitig geschieht, fühlt man sich auch als Teil der Kampagne. Andere machen mit und das motiviert. Das gilt nicht nur für die Landwirte, sondern auch für den vor- und nachgelagerten Bereich.

Mit ihrem “Brief an den Verbraucher” sorgten Sie im vergangenen Jahr für viel Aufsehen. Was war ihr Ziel und bemerkten Sie seither eine Veränderung?
Bauer Willi: “Ganz ehrlich? Ich hatte kein Ziel, ich wollte mir lediglich den Frust von der Seele schreiben. Ich habe den Brief in einer Viertelstunde geschrieben und dabei nicht groß überlegt, sondern lediglich meiner Seele freien Lauf gelassen. Das hat die Leser wohl emotional berührt, sie haben die Wut darin bemerkt. Zur Veränderung: Die Wissenschaft sagt, dass es von der Bewusstseinsänderung bis zur Verhaltensänderung mindestens fünf Jahre braucht. Was mich freut: Die Medien nehmen dieses Thema jetzt auf.

Unter anderem warfen Sie auch Rewe vor, die Margen zulasten der Bauern auszudehnen wäre “eine Sauerei” und alles andere als fair. Erhielten Sie darauf eine Reaktion?
Bauer Willi: “Der Vorstandsvorsitzende von Rewe International hat mir per Post einen dreiseitigen Brief geschickt, persönlich unterschrieben. Der Inhalt zeigt, dass er sich mit meinem Vorwurf ernsthaft beschäftigt hat. Wir sind derzeit auf Terminsuche für ein Gespräch. Eine Solidarität mit den Bauern erwarte ich nicht, wohl aber eine höhere Wertschätzung für unsere Arbeit. Damit wäre schon sehr viel erreicht.

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