Pflanzenschutz in “Alternativkulturen”

Überlegungen zu einem erfolgreichen Pflanzenschutz in Ackerbohne, Erbse, Sojabohne, Kürbis, Mohn, Kümmel, Lein und Sorghumhirse.

Ackerbohne - das Fraßbild des Blattrandkäfers ? er gehört zu den Rüsselkäfern ? ist leicht am
Ackerbohne – das Fraßbild des Blattrandkäfers ? er gehört zu den Rüsselkäfern ? ist leicht am “bogenförmigen” Fraß an den Außenrändern der Blätter erkennbar. Dieser Fraß ist nicht das Hauptproblem, folgenschwerer ist der Schaden, den die 6 bis 7 mm großen, weißen Larven an den Wurzeln anrichten, indem sie die Wurzelknöllchen zerstören. ©ZVG
Betrachtet man die österreichische Anbaufläche von Ölkürbis, kann man bei dieser Kultur eigentlich nicht mehr von einer “Alternativkultur” im klassischen Sinn sprechen. Ölkürbis ist 2016 zu einer Hauptkultur geworden.
Aus Pflanzenschutz-Sicht ist der Kürbis hingegen eine “Kleinkultur”. Es gibt sehr wenig zugelassene Produkte. Eine Herbizidanwendung ist im Vorauflauf mit den Produkten Flexidor, Dual Gold, Centium CS, Spectrum oder Successor 600 möglich.

Ölkürbis

Sojabestand im 8-Blatt-Stadium - Hirsen und andere Gräser werden mit den bekannten Gräsermitteln im Nachauflauf kontrolliert. Als Schädling taucht in manchen Jahren der Distelfalter auf, dessen Raupen Fraßschäden verursachen. Sollte eine Bekämpfung notwendig sein, steht Karate Zeon zur Verfügung. ©ZVG
Sojabestand im 8-Blatt-Stadium – Hirsen und andere Gräser werden mit den bekannten Gräsermitteln im Nachauflauf kontrolliert. Als Schädling taucht in manchen Jahren der Distelfalter auf, dessen Raupen Fraßschäden verursachen. Sollte eine Bekämpfung notwendig sein, steht Karate Zeon zur Verfügung. ©ZVG
Die angeführten Produkte brauchen ausreichend Bodenfeuchte, um eine befriedigende Wirkung erzielen zu können. Zu viel Niederschlag beeinträchtigt aber umgekehrt die Verträglichkeit. In der Praxis wird häufig eine Tankmischung aus 250 ml Flexidor + 250 ml Centium CS + 1,25 l Dual Gold eingesetzt. Die Hektarkosten liegen dann bei ca. 130 Euro (exkl. MwSt.).
Im Nachauflauf könnte Buctril mit 1,5 l/ha ausgebracht werden. Achtung: Die Anwendung ist nur als Zwischenreihenbehandlung zugelassen. Liegt der Schwerpunkt auf der Bekämpfung von Schadhirsen und anderen Gräsern, wird Fusilade Max empfohlen.

Ackerbohne

Bei der Ackerbohne konzentriert sich der Haupteinsatzzeitraum ebenfalls auf den Vorauflauf. Folgende Produkte besitzen eine Zulassung: Afalon, Brabant Linuron, Stomp Aqua, Spectrum Plus, Stallion Sync Tec, Bandur, Boxer.
Häufig werden Tankmischungen aus Bandur + Stomp Aqua, Boxer + Stomp Aqua, oder Boxer + Brabant Linuron gespritzt. Ein gutes Preis- Leistungsverhältnis mit ca. 62 Euro/ha bietet eine Mischung aus 3,5 l Boxer + 1,5 l Stomp Aqua.
2015 kam neu Stallion Sync Tec mit 3,0 l/ha und Kosten von 67 Euro/ha auf den Markt. Die Leistung dieser Variante war gut, lediglich gegen Ausfallraps und z. B. Hederich zeigten sich Schwächen.
2016 steht Pulsar 40 mit 1,0 l/ha im Nachauflauf zum Einsatz bereit. Es handelt sich dabei um eine Notfallzulassung gem. Art. 53; demnach darf das Mittel zwischen 1. April und 30. Juni 2016 verwendet werden. Die wichtigsten Gräserprodukte sind in der Ackerbohne im Nachauflauf zugelassen.
Bei der Ackerbohne sollte auf zwei wichtige Schädlinge geachtet werden: Blattläuse und Blattrandkäfer.
Gegen die Läuse können beispielsweise angewendet werden: Biscaya, Kaiso Sorbie, Karate Zeon, Pirimor Granulat (nützlingsschonend!), und Plenum 50 WG. Bis auf Biscaya und Pirimor Granulat sind die angeführten Insektizide als “Spe 8 = bienengefährlich” eingestuft. Wir empfehlen generell keine Anwendung in blühenden Kulturen. Das Aufmacherfoto auf dieser Seite zeigt das Schadbild des Blattrandkäfers in der Ackerbohne.
Die Profis im Ackerbohnenanbau setzen Fungizide ein. Die Kultur kann von der Brennfleckenkrankheit (Ascochyta), der Schokoladenfleckenkrankheit (Botrytis), vom Ackerbohnenrost, aber auch vom Falschen, bzw. Echten Mehltau befallen werden. Tebuconazol-hältige Produkte (Folicur, Mystic 250 EW) sollten in einer Tankmischung mit Ortiva (Azoxystrobin) ausgebracht werden. Als Zusatzeffekt kann eine Einkürzung der Ackerbohnenbestände durch den Einsatz dieser Fungizide erwähnt werden.

Futtererbse

Betrachtet man die zugelassenen Produkte für den Einsatz in der Futtererbse näher, stellt man rasch fest, dass es sich um Pflanzenschutzmittel handelt, die meist auch in der Ackerbohne zur Anwendung kommen. Zusätzlich ist bei den Herbiziden noch das gute alte Tropotox erwähnenswert. Die Zulassung liegt mit zweimal 1,5 l/ha im Nachauflauf vor. Schwerpunkt setzt es in der Wirkung gegen die Ackerdistel, Melde/Gänsefuß und gegen Ausfallraps. Mit Ausnahme von Plenum 50 WG und Decis Forte sind die bei der Ackerbohne angeführten Insektizide auch in der Futtererbse zugelassen.

Sojabohne

Ob der Herbizideinsatz im Vorauflauf oder doch besser im Nachauflauf erfolgen soll, ist bei der Sojabohne eher als eine Glaubensfrage zu bezeichnen. Beide Möglichkeiten haben Vor- und Nachteile.
Artist und Spectrum Plus sind hinsichtlich Wirkungsbreite durchaus vergleichbar. Beim Mittel Artist gibt es Sorteneinschränkungen, bei der Anwendung von Spectrum Plus kann es bei ungünstigen Wetterbedingungen durch den Wirkstoff Pendimethalin zu Einschnürungen an den Sojapflanzen kommen.
Im Nachauflauf steht ab 2016 Pulsar 40 mit einer fixen Zulassung zur Verfügung. Die Aufwandmenge wurde mit 1,25 l/ha im Zwei- bis Vierblattstadium der Kultur festgelegt. In der Praxis kommt häufig eine Splittinganwendung mit zweimal 0,5 l/ha zum Einsatz, diese Anwendung ist über eine Notfallzulassung vom 1. April bis zum 30. Juni abgedeckt.
Um eine breite Mischverunkrautung abdecken zu können, kommt häufig folgende Tankmischung auf das Feld:
Erste Behandlung: 0,5 l Pulsar 40 + 7,5 g Harmony SX + 0,1 % Optiwett CS-7.
Die zweite Behandlung kann flexibel gestaltet werden. Entweder 7,5 g Harmony SX + 0,1 % Optiwett CS-7 + ein Gräsermittel (z. B. Targa Super 0,5 l/ha) oder statt des Gräsermittels + 0,5 l Pulsar 40.

Sonnenblume

Das bereits bei der Sojabohne erwähnte Herbizid Pulsar 40 ist in Imazamox-toleranten Sorten zugelassen. 1,25 l/ha, bzw. eine Splittinganwendung mit 0,75 l gefolgt von 0,5 l sind möglich. Ähnlich verhält es sich mit Express SX – eine Anwendung mit 60 g/ha, oder zweimal 30 g/ha im Nachauflauf ist nur in Express SX-toleranten Sorten gestattet. Sollen diese entsprechenden Sorten nicht zur Aussaat kommen, bleibt immer noch die Anwendung im Vorauflauf mit Produkten wie Stomp Aqua, Spectrum Plus, Bandur, Boxer, Successor 600 und Spectrum. Die Gräserherbizide Targa Super, Fusilade Max, Agil-S und Gallant Super finden bei einer Nachauflaufanwendung ihren Platz.

Mohn und Kümmel

Zur Unkrautregulierung im Mohn kann schon im Herbst ab dem sechsten Laubblatt der Kultur Alon flüssig ausgebracht werden. Alon steht auch im Frühjahr ab dem Wiederergrünen zur Verfügung. Wesentlich breiter wirkt Boxer mit 2,5 bis 3,5 l/ha vor dem Auflaufen der Kultur. Allerdings sind die Schwächen gegen Stiefmütterchen und Kamille anzuführen. Ebenfalls im Vorauflauf wird der Spezialist gegen Klettenlabkraut, Taubnessel und Vogelmiere – Centium CS mit 0,15 bis 0,25l/ha empfohlen. Im Nachauflauf stehen drei Produkte zur Auswahl: Callisto mit 0,75 l/ha (auf eine gut ausgebildete Wachsschicht achten!), das Maisherbizid Laudis mit 2,25 l/ha ab dem vierten Laubblatt der Kultur und Lentagran 45WP mit zweimal 1,0 kg/ha ab dem zweiten Laubblatt des Mohns. Gegen Ungräser kann Fusilade Max mit 1,0 bis 2,0 l/ha eingesetzt werden.
Als wichtigster Schädling ist der Mohnkapselrüssler anzuführen. Eine Kontrolle kann mit Biscaya (0,3 l/ha) bei Befallsbeginn erfolgen.
Im Kümmel zugelassen sind die Herbizide Alon flüssig, Bandur, Boxer, Ethosat 500, Lentagran 45 WP und Fusilade Max. Bandur ist im Vorauflauf und im Nachauflauf gut verträglich. Boxer wird im Nachauflauf erst ab dem zweiten Standjahr eingesetzt. Ethosat 500 und Lentagran 45 WP haben eine Schwäche bei Kamille-Arten und teilweise bei Gänsefuö-Arten.
Die Kümmelmotte ist der bedeutendste Schädling im Kümmelanbau. 75 ml/ha Karate Zeon bei Befallbeginn bis vor der Blüte lautet die Empfehlung. Sollten Blattläuse auftreten, wäre Pirimor DG eine wirkungsvolle Alternative. Folicur ist erwähnenswert, weil es eine Zulassung gegen die Kümmel-Septoria bzw. Sklerotinia aufweist.

Lein und Sorghumhirse

Im Lein stehen als Herbizide im Vorauflauf Brabant Linuron und Callisto bereit. Im Nachauflauf verwenden Praktiker gerne auch Concert SX mit zweimal 50 g ab 5 bis 10 cm Wuchshöhe. Auch Hoestar mit 30 g/ha wäre eine Alternative gegen ein- und zweijährige Unkräuter bei einer Wuchshöhe von 10 cm des Leins. Zur Reifespritzung in Beständen zur Saatguterzeugung ist vor der Ernte 3,0 l/ha Reglone einsetzbar. Als Insektizid gegen fressende und saugende Insekten ist Karate Zeon anzuführen.
Eine durchaus interessante Alternative ist die Sorghumhirse, die auch als Kultursorghum oder Gemeine Mohrenhirse bezeichnet wird. Die langsame Jugendentwicklung stellt besondere Ansprüche an die Unkrautregulierung. Noch eine grööere Herausforderung stellt die Verungrasung mit Hühnerhirse in der Kulturhirse dar. Die Lösung sind bodenwirksame Produkte, die im frühen Nachauflauf ab Stadium 13 eingesetzt werden: Gardo Gold (2,0 bis 3,0 l/ha), Stomp Aqua (2,5 l/ha) und Spectrum (1,4 l/ha). In Wasserschutz- und Schongebieten verwenden Praktiker gerne die Tankmischung 2,0 l Stomp Aqua + 1,0 l Spectrum. Auch im Nachauflauf gibt es Möglichkeiten: Günstige Varianten wären 0,2 kg Arrat + 1 l Dash, oder 7,5 g Harmony SX + 0,1 % Optiwett CS-7. Mais Banvel und Buctril sind ebenfalls zugelassen.

Horst Kirchmayr, RWA

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