Österreich: Klimaerwärmung schlägt sich deutlich in aktuellen Waldschäden nieder

Die Borkenkieferschäden werde immer massiver. Foto: agrarfoto.com

Höhere Temperaturen und Wassermangel setzen die Wälder in Teilen Österreichs erheblich unter Druck. Die letzten Jahre geben einen Vorgeschmack auf mögliche Entwicklungen.

Alles begann mit dem Sommer 2015. Der Buchdrucker vermehrte sich im Norden von Österreich in einem Ausmaß, das bisher nicht bekannt war. Die Schäden durch Borkenkäfer betrugen im Jahr 2018 österreichweit 5,2 Millionen Kubikmeter und für 2019 ist keine Verbesserung zu erwarten. Den Großteil der Schadholzmengen verursachte der Buchdrucker an Fichte. Auch in Teilen Deutschlands und in der Tschechischen Republik stellt sich die Situation ähnlich dar.

In Österreich ist vor allem das Wald- und Mühlviertel am stärksten betroffen, mehr als zwei Drittel der Borkenkäferschäden fielen 2018 dort an. Ganz deutlich besteht ein Zusammenhang mit der Sommertemperatur und der Trockenheit. Die Buchdruckermassenvermehrung ist eine klare Auswirkung der geänderten klimatischen Bedingungen der letzten Jahre. „Für den Buchdrucker ergibt sich eine andere Dynamik als bisher bekannt: Es sind nicht große Mengen an Brutholzangebot nach Windwürfen oder Schneebrüchen, die eine Massenvermehrung ermöglichen, sondern die Fichtenbestände sind auf großer Fläche angreifbar“, sagt Dr. Peter Mayer, Leiter des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW).

Fichte kommt überraschend schnell in Bedrängnis

Waldwachstums-Modelle prognostizierten die Probleme der Fichte in den von Borkenkäfern betroffenen Regionen bei verschiedenen Szenarien des Temperaturanstiegs. „Die Situation kommt daher prinzipiell nicht unerwartet, erschreckend ist die Geschwindigkeit, mit der eine Baumart auf großer Fläche in Bedrängnis kommt“, meint Dr. Gernot Hoch, Forstschutzexperte des BFW. Und weiter: „Die letzten, extremen Jahre geben einen Vorgeschmack auf Klimawandelszenarien.“

In den betroffenen Gebieten sind regionenweise auch andere Baumarten in schlechtem Zustand, Trockenheit ist dabei ein wesentlicher Faktor. Verstärkt wird diese durch höhere Temperaturen: Da die Verdunstung deutlich ansteigt, kommt es für die Vegetation auch bei gleichbleibender Niederschlagsmenge früher zu Wassermangel.

Insekten und Pilze an Kiefer

Die Weißkiefer stirbt in den letzten Jahren im Wald- und Weinviertel vermehrt nestweise ab. Fast immer sind Borkenkäfer wie etwa Sechszähniger und Zwölfzähniger Kiefernborkenkäfer beteiligt. Es sind in der angespannten Situation Forstschutzmaßnahmen (wie bei der Fichte) angeraten, das heißt befallene Kiefern sollten rechtzeitig vor Abschluss der Brutentwicklung aus dem Wald gebracht werden. An der Schwarzkiefer ist es wiederum vor allem ein pilzlicher Krankheitserreger, Diplodia sapinea. Der Pilz kommt weit verbreitet als Endophyt in den Kiefern vor, ohne Symptome zu verursachen. Warme Winter begünstigen sein Wachstum, trockene Sommer schwächen den Wirtsbaum, so wird der Pilz zum Pathogen und verursacht das Triebsterben der Schwarzkiefer. Massiver Befall bringt die Bäume zum Absterben. Beispielsweise können kurzfristig das Entfernen stark betroffener Bäume und mittelfristig die Beimischung anderer Baumarten der Krankheit entgegenwirken.

Tanne regional geschwächt

Auf die Tanne wird im Hinblick auf die Klimawandelszenarien einige Hoffnung gesetzt, sie ist jedoch nicht generell gefeit vor negativen Auswirkungen extremer Trockenheit. Eine derartige Situation kann sich auch in an sich niederschlagsreichen Gebieten ergeben: Der in Teilen Vorarlbergs extrem trockene Sommer 2018 schwächte Tannen so stark, dass sie attraktive Wirte für den Befall durch die Tannenborkenkäfer-Arten wurden. Ein für dieses Bundesland ungewohnt hoher Schadholzanfall war und ist die Folge. Ein bei uns neu in Erscheinung getretenes Pathogen bei Ahornarten, insbesondere am Bergahorn, gibt Anlass zur Sorge. Cryptostroma corticale ist ein Pilz, der lange unbemerkt im Holz wachsen kann. Bei sehr hohen Sommertemperaturen kommt es zu verstärktem Wachstum des Pilzmyzels, das schließlich die Rinde erreicht und diese zum Absterben bringt. Nun entwickeln sich die typischen Symptome der Rußrindenkrankheit: Es bildet sich eine schwarze Schicht mit einer enormen Mengen von Sporen. Diese bergen auch ein Risiko für die menschliche Gesundheit, da sie Lungenerkrankungen auslösen können. Im Sommer 2018 wurde erstmals nestweises Absterben von Bergahorn in einem Waldbestand im Weinviertel beobachtet. Diese Krankheit könnte im Sommerwarmen Osten weiter bedeutend werden.

Empfehlung des BFW: auf Vielfalt bei Baumarten und Strukturen setzen

Wenn auch der Fokus in der Forstwirtschaft aufgrund der dramatischen Lage derzeit auf der Fichte und deren Borkenkäfern liegt, dürfen die anderen Baumarten nicht unbeachtet bleiben. „Die Beispiele zeigen, dass es eine Reihe von Schadorganismen gibt, die von höheren Temperaturen und insbesondere von Trockenstress bei den Wirtsbäumen profitieren können“, betont Forstschutzexperte Gernot Hoch. Aus Sicht des Waldschutzes gelte die Empfehlung, auf Vielfalt bei Baumarten und Strukturen zu setzen. Denn die meisten der in Zukunft potentiell gefährlichen Schadorganismen werden umso leichteres Spiel haben, je höher der Anteil ihrer Wirtsbaumart in einem Gebiet ist.

Die letzten Jahre geben einen Hinweis darauf, dass auch ein moderater Temperaturanstieg die Waldbewirtschaftung vor enorme Herausforderungen stellt. Umso dringlicher sind Maßnahmen in allen gesellschaftlichen Bereichen, die der weiteren globalen Erwärmung entgegen wirken.
Quelle: BFW

 

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  • Flaechen Mit Kaeferbefall 3 ID91395: agrarfoto.com
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