„Nun gilt es, die Marktanteile bei Zucker zu verteidigen“

Die Rübenernte 2021 wurde bis Mitte November zu etwa 75 Prozent eingebracht. Erträge, Zuckergehalt und vor allem der voraussichtliche Rübenpreis stellen sich besser dar als erwartet. Agrana-Chef Markus Mühleisen und Rübenbauern-Präsident Ernst Karpfinger sehen die Zuckersparte auf Wachstumskurs und rufen auf, Anbauverträge abzuschließen.

Rübenbauern- Präsident Ernst Karpfinger und Agrana-Chef Markus Mühleisen raten dazu, die Rübenflächen noch auszuweiten. Noch besteht die Möglichkeit der Kontrahierung. Foto: BZ/Maad

Nutzen Sie jetzt die Chance zur Kontrahierung für den Anbau 2022!“– mit diesem gemeinsamen Appell wenden sich Agrana-Boss Markus Mühl­eisen und Ernst Karpfinger als oberster Rübenbauer im Land an die Landwirte. Aufgrund des seit dem Vorjahr recht frühen Kontrahierungstermins sind aktuell noch Flächen zur Zeichnung offen. Dies sollte aber bald geschehen, denn die Planungssicherheit, die Agrana den Rübenanbauern bietet, braucht das Unternehmen für das nächste Geschäftsjahr auch selbst.
Markus Mühleisen: „Vor allem die sprunghafte Entwicklung auf den Energiemärkten zwingt uns zu vorausschauender Absicherung, beispielsweise bei unserer Gasversorgung.“ Agrana benötige deshalb bereits jetzt eine fundierte Planungsgrundlage für die Kampagne 2022.

Attraktive Konditionen
Den Landwirten bietet Agrana unverändert attraktive Konditionen für den Zuckerrübenanbau. Mühleisen fasst dies in drei wesentlichen Punkten zusammen:
• Ein mehrjährig laufender Vertrag,
• ein im europäischen Vergleich „recht hoher“ Mindestpreis – somit also eine Absicherung nach unten,
• und eine Erfolgskomponente, durch die die Landwirte von verbesserten Zuckergehalten der Rübe sowie auch von steigenden Zuckerverkaufspreisen profitieren.
Konkret sei bereits zur Abrechnung der diesjährigen Ernte ein um zwei Euro erhöhter Mindestpreis für Lieferrechtsrübe von netto 34 Euro/t vereinbart, so Mühl­eisen. Aufgrund des heuer deutlich höheren Zuckergehaltes ergibt sich zudem ein Mehrerlös von vier Euro. In Summe erzielen die Landwirte für Lieferrechtsrübe im Vergleich zum Vorjahr somit ein Preisplus von sechs Euro je Tonne bzw. von knapp 500 Euro je Hektar.

Rübe ist konkurrenzfähig
Zur Konkurrenzkraft der Zuckerrübe gegenüber Mais oder Sojabohne meint Karpfinger, dass die derzeitige Preisentwicklung bei diesen Kulturen überraschend schnell gekommen sei. Es gebe keine Garantie, dass dies von Dauer sei. Es sei im Jahr 2022 auch wieder ein Rückfall möglich, insbesondere, wenn aufgrund von Anbauausweitungen ein Überangebot entstehe. Eine „echte Verknappung“ sieht der Landwirt bei Weizen, der jedoch nicht in direkter Konkurrenz zur Zuckerrübe steht.
Auch Karpfinger ist von der Attraktivität des Agrana-Angebots überzeugt. „Der Zuckermarkt und damit die Rübenpreise reagieren aufgrund der Marktstruktur zwar langsamer, dafür auch nachhaltiger.“ Den derzeitigen Aufwärtstrend bei Zucker hält Karpfinger für gut begründet. „Die Jahre der Überproduktion sind vorbei“, ist er überzeugt. Am EU-Binnenmarkt sei das Gleichgewicht wieder hergestellt. Da die Verkaufskontrakte für Zucker meist über mehrere Monate laufen, brauche es allerdings einige Zeit, bis höhere Preise ausverhandelt werden können und auch bei den Landwirten ankommen.
Zur internationalen Marktsituation ergänzt Mühleisen, dass der Importdruck aus Übersee schwach sei, vor allem weil Brasilien aufgrund der hohen Erdölpreise große Mengen an Zuckerrohr in die Ethanolproduktion umleite. Ein weiteres Handicap für Zuckerlieferungen aus Südamerika sind die steigenden Kosten für die Schiffsfracht. Mühleisen: „In der EU ist ein Lagerabbau bei Zucker gegeben.“ Nach der Ausnahmesituation in den vergangenen Jahren bringe dies den Markt wieder in ein „normales Fahrwasser“.

Fabriken sind ausgelastet
Laut Ernst Karpfinger seien die beiden Zuckerfabriken in Österreich heuer gut ausgelastet. Auch das für den diesjährigen Anbau gesetzte Flächenziel von 38.000 Hektar sei erreicht worden. Mit einem voraussichtlichen Durchschnittsertrag von 80 t/ha werde man etwa drei Millionen Tonnen Rüben zur Verarbeitung bringen und damit wettbewerbsfähige Kampagnedauern erreichen. Karpfinger: „Der Bestand der Zuckerfabrik Leopolsdorf steht aktuell nicht mehr zur Debatte.“ Umso wichtiger sei es, das Erreichte abzusichern. Deshalb nun auch der zu Beginn erwähnte Appell zur verstärkten Kontrahierung. Es gehe nun vorrangig darum, die Kunden und Märkte für Rübenzucker aus Österreich zu sichern.

Fahrermangel bei den Bauern
Hört man sich unter Rübenbauern im Weinviertel, im Wiener Becken und in der Westbahnregion zum Verlauf der diesjährigen Rübenernte um, so kommen durchwegs ermutigende
Signale. Mit Erträgen und vor allem mit den Zuckergehalten sind die Landwirte durchwegs zufrieden. Generell sind die Bestände heuer auffallend blattgesund, was laut Karpfinger auch auf eine neue Sortenpolitik zurückzuführen sei. Die bereits seit drei Jahren laufende Forcierung Cercospora-toleranter Sorten beginne Früchte zu tragen. Auch der Rübenderbrüssler konnte, unterstützt durch die Witterung, eingedämmt werden. Auch zum Anbau 2022 werde der Schädling laut Beobachtungsergebnissen kein großes Tehma sein.
Offen ist nocht, wie die Endabrechnung 2021 aussieht. Üblicherweise werden die Rübenlieferungen in zwei Schritten abgerechnet – mit einem Akonto drei Wochen nach der „letzten Fuhre“ in Höhe von etwa 50 Prozent und mit der Endabrechnung bis Juni nächsten Jahres. Über einen anderen Abrechnungszeitraum müsste laut Mühleisen im Zuge neuer Branchenvereinbarungen verhandelt werden.
Ein praktisches Problem ist für immer mehr Landwirte die Personalknappheit bei Ernte und Transport. Qualifizierte Fahrer für Traktoren und auch Vollernter sind immer schwieriger zu finden. Allerdings, so Karpfinger, sei hier auch die Verladung per Maus und LKW-Abfrachtung nicht die Problemlösung, weil die Frachtbranche unter demselben Mangel an Personal leide. Dagegen habe sich das System der Rübenplätze aufgrund seiner Pufferfunktion auch unter den derzeitigen Bedingungen bewährt.

Geschäftsanteile rechnen sich
Zur „Hürde“ der Zeichnung von Geschäftsanteilen merkt der Rübenbauern-Obmann an, dass man Neukontrahenten mit einer Mindestzeichnung von 0,5 Hektar entgegenkomme. Damit könne dieser den Rübenplatz benutzen und erhalte alle Vorteile, die das System biete. Zu raten ist jedem Anbauer, die Geschäftsanteile zur Gänze zu zeichnen. Denn Rübenbauernbund und ÖZVG bieten eine „sehr anständige“ Verzinsung, zudem werde das gebundene Kapital bei Beendigung der Mitgliedschaft wieder ausbezahlt. Die Kosten der Mindestzeichnung betragen in Summe 1.150 Euro und verbürgen ein Lieferrecht von 35 t Rübe (5 t Weißzucker) mit einem Aufpreis von zwei Euro je Tonne.

Flächen für 2022 jetzt sichern: Zuckerrübe bietet Mindestpreis und Erfolgsbeteiligung

Die Ausgangssituation für den Anbau von Zuckerrübe in der Saison 2022 ist günstig.
• Die Ernte 2021 bestätigt den Trend zu guten Erträgen und Zuckergehalten.
• Die Planungssicherheit durch attraktives mehrjähriges Vertragsmodell inkl.
Preisabsicherung ist gewährleistet. Der Mindestpreis beträgt 34 Euro pro Tonne
(exkl. MwSt.) für Lieferrechtsrüben bei 15,5 % bereinigtem Zuckergehalt.
• Die Weltmarkt-Zuckerpreise entwickeln sich positiv. Die Chancen auf einen Erzeugerpreis über dem garantierten Mindestpreis sind realistisch.
• Neue, cercosporatolerante aber auch herbizidtolerante Sorten („Conviso Smart“) vereinfachen die Bestandesführung.
• Das Monitoring zum Rübenrüsselkäfer zeigt auch für das kommende Jahr in den Beobachtungsgebieten eine deutliche Entspannung.
Neukontrahierungen und Flächenausweitungen sind derzeit noch möglich.
Interessenten dafür sollten sich umgehend bei der Agrana melden:
Tel. 0676/8926-11275 oder E-Mail: rohstofftz@agrana.com

Hans Maad

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AUTORRed. SN
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