Mischkulturen sind nichts Ungewöhnliches – im Grünland, in der Forstwirtschaft und auch im Zwischenfruchtanbau sind sie gängige Praxis. Weniger verbreitet ist das Verfahren im modernen Ackerbau, aber auch hier waren Mischkulturen bis zum Beginn der Mechanisierung üblich – beispielsweise Mais-Kürbis-Gemenge, Mais-Bohnen-Gemenge oder Menggetreide.
In jüngerer Vergangenheit ist das Interesse an Mischkulturen zur Körnerfruchtproduktion wieder gestiegen, insbesondere im ökologischen Landbau. Die Überlegungen gehen hier meist Richtung Futterproduktion, aber auch die Qualitätsproduktion, z. B. von Backweizen, kann im Ökolandbau eine Zielrichtung sein.
Wechselwirkungen
Das Ziel des Anbaus von Mischkulturen sind höhere Erträge, sowohl mengen- als auch qualitätsmäßig, und eine höhere Ertragsstabilität. Ersteres wird aus der Sicht des Pflanzenbaus idealerweise durch die bessere Ausnutzung der begrenzenden (“limitierenden”) Ertragsfaktoren Licht, Wasser, Nährstoffe erreicht:
• Die unterschiedlichen Blattapparate der Mischungspartner können die fotosynthetisch aktive Strahlung besser nutzen als eine Einzelkultur.
• Die unterschiedlichen Wurzelsysteme ermöglichen die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen aus verschiedenen Tiefen.
Der Bedarf und das Aneignungsvermögen von Nährstoffen unterscheiden sich zudem zwischen den Arten, und hier bestehen zum Teil fördernde Beziehungen. So kann in Getreide-Körnerleguminosen-Gemengen die Stickstofffixierung der Leguminosen im Vergleich zu ihrem Saatanteil erhöht sein, denn das Getreide senkt den mineralischen N-Bodengehalt, wodurch die Leguminose zu einer höheren N-Fixierung angeregt wird.
Aus der Sicht des Pflanzenschutzes können Mischkulturen ertragsmindernde (“reduzierende”) Faktoren wie Unkräuter, Schädlinge und Krankheiten hintanhalten. Beispielsweise führt eine höhere Bodenbedeckung zu einer besseren Unkrautunterdrückung. Auch der Schädlings- und Krankheitsdruck kann in Mischkulturen im Vergleich zu Reinkulturen geringer sein, stellen die unterschiedlichen Kulturpflanzen doch eine räumliche Barriere für Krankheitserreger und Schädlinge dar.
Bessere Ertragsstabilität
Ein großer Vorteil der Mischkultur liegt in der höheren Ertragsstabilität. Kommt es bei einem Mischungspartner beispielsweise durch Schädlinge oder Krankheiten zu einer Ertragsreduktion, dann kann die zweite Kulturpflanze die nun für sie vermehrt vorhandenen Ertragsfaktoren besser nutzen.
Gerade bei ungünstigen Witterungsbedingungen wie Dürre können Mischkulturen Vorteile bieten, da Kulturpflanzen zu unterschiedlichen Zeitpunkten einen kritischen Wasserbedarf haben. Körnerleguminosen sind beispielsweise während der Blüte sehr empfindlich, dies führt auch zu deren hohen Ertragsschwankungen. Herrscht bei Monokulturen in einer kritischen Phase Dürre, drückt dies den Ertrag, während bei Mischkulturen eine Kultur den Ertragsausfall der anderen kompensieren kann.
Weizen-Erbse-Versuch
Die Universität für Bodenkultur (Boku) hat an der Versuchswirtschaft Groß-Enzersdorf im Marchfeld einen zweijährigen (ungedüngten) Versuch mit Weizen-Erbsen-Gemengen durchgeführt, bei dem der Wechselweizen Xenos und die winterharte Erbse Cherokee jeweils in Reinsaat und in Gemengen mit folgenden Mischungsverhältnissen gesät wurden:
VarianteWeizen : Erbse (%)
1)75 : 25
2)50 : 50
3)25 : 75
4)12,5 : 87,5
Die Gemenge wurden sowohl im Herbst- als auch im Frühjahrsanbau getestet. Die Ergebnisse werden als Mittelwerte der vier Umwelten (zwei Jahre × zwei Saattermine) dargestellt.
Höhere Gesamterträge
Weizen war in den Gemengen die konkurrenzstärkere Kultur. Der Weizenertrag nahm mit geringerem Saatanteil nur langsam ab, während dies bei der Erbse deutlich schneller ging. In der Variante 2 (Weizen : Erbse = 50 : 50) konnte der Weizen noch 84 % des Kornertrags der Reinsaat erreichen, Erbse dagegen nur noch 30 %. Die höchsten Gesamterträge wurden in der Variante 4 erreicht (Weizen : Erbse = 12,5 : 87,5 %).
Zum Ertragsvergleich zwischen den Gemengen und Reinsaaten dient der Index “Flächennutzungseffizienz”. Positive Prozentwerte besagen, dass der Anbau von Gemengen die Fläche effizienter nutzt als der Anbau der beiden Mischungspartner in Reinsaat. Die Ergebnisse des Boku-Versuchs zeigen in allen Gemengevarianten Ertragsvorteile, deren Bandbreite im Bereich zwischen +12 % bis +20 % liegt.
In Getreide-Leguminosen-Gemengen steht aufgrund der überwiegenden Selbstversorgung der Leguminose mit Stickstoff der mineralische Bodenstickstoff vor allem dem Getreide zur Verfügung, das ihn nun – aufgrund der im Vergleich zur Reinsaat geringeren Bestandesdichte – für eine höhere Aufnahme ins Korn verwenden kann.
Bei Weizenreinsaat lagen die Proteingehalte bei nur 10,0 %; im Gemenge mit dem geringsten Weizenanteil jedoch bei 12,7 %. Das lässt den Gemengeanbau vor allem für die Qualitätsproduktion im Biolandbau als interessant erscheinen.
Auch die Proteingehalte von Erbse stiegen mit abnehmendem Erbsenanteil geringfügig. Höhere Erträge und höhere Proteingehalte führten letztlich zu höheren Proteinerträgen pro Hektar – die Zunahme in den Gemengen lag hier zwischen +18 % und +32 %.
In den Gemengen verblieben nach der Ernte zum Teil höhere mineralische Bodenstickstoffgehalte als in der Weizenreinsaat. Auch die Stickstoffmenge in den Ernterückständen war höher. Beides führt dazu, dass nach dem Gemengeanbau mehr Stickstoff für die Folgefrucht zur Verfügung steht als nach Getreide.
Neben den gezeigten Vorteilen bleiben jedoch einige Herausforderungen.
Auch Herausforderungen
Bereits bei der Saat muss man sich für eine einheitliche Ablagetiefe entscheiden. Somit wird das Korn einer Kultur tendenziell zu tief abgelegt, das der anderen zu flach. Bei mechanischen Sämaschinen kann es zudem bei stark unterschiedlichem Tausendkorngewicht zu einer Entmischung des Saatguts kommen. Die Wahl eines Herbizids ist in Gemengen schwierig, Gemenge werden jedoch zumeist ohnehin im ökologischen Landbau angebaut.
Bei der Sortenwahl ist auf ähnliche Reifezeitpunkte zu achten. Erwartet man eine frühere Reife der Leguminose, ist die Platzfestigkeit der Sorte von Bedeutung. Bei der Ernte ist eine optimale Mähdreschereinstellung wichtig, um Bruchkorn und Druschverluste zu vermeiden. Sollen die Gemengepartner getrennt vermarktet werden, dann muss die Ware getrennt werden, was insbesondere beim Bruchkorn schwierig ist. Wird die Ernte verfüttert, entfällt dieser Schritt.
Kurz gefasst: Pro & Kontra Mischkultur
Beim gemeinsamen Anbau von Weizen und Erbse sind höhere Kornerträge (bis zu 20 %) und Proteinerträge (bis zu 32 %) möglich. Auch der Vorfruchtwert ist höher als bei der Weizenreinsaat. Einige technische Herausforderungen bei der Saat, Kulturführung und Ernte gilt es aber zu meistern.
REinhard Neugschwandtner,
Hans-Peter Kaul,
Universität für Bodenkultur, Wien