Melanie Kraler und Isabella Walder, die sich nach der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt Lienz für den Aufbaulehrgang an der HBLFA Tirol entschieden haben, haben sich im Rahmen ihrer Diplomarbeit mit der Wurmkiste als Miniaturdarstellung des Nährstoffkreislaufes im Boden, dem Boden, den Bodenlebewesen, Kompostwürmern und der Düngung beschäftigt. Betreut wurden sie dabei von Mag.a Gabriele Pallua und DI Daniel Nigg.
Die Schülerinnen bauten im Frühjahr 2019 zwei Wurmkisten, in denen alle Abbauprozesse zu Wurmhumus stattfinden. In diese Kisten wurde jeweils eine Startpopulation Würmer gegeben. Anschließend wurden sie 40 Wochen lang mit rund 20 kg Bioabfällen gefüttert. Während der Versuchszeit (von 2. Mai 2019 bis 6. Februar 2020) standen die Entwicklung des Wurmbestandes und die Wurmhumusuntersuchungen, die für die Analyse der Anwendungsmöglichkeiten des Wurmhumus wichtig sind, im Vordergrund.
Indikatoren für Bodengesundheit
Humus ist ein besonders wichtiger Bestandteil im Boden, da durch ihn die Böden fruchtbarer werden und er die Fähigkeit besitzt, CO2 aus der Atmosphäre zu binden. Für den Humusaufbau ist aber aktives Bodenleben nötig. Ein sehr wichtiger Vertreter dabei ist der Regenwurm, der Ton-Humus-Komplexe bildet. Aus diesen Komponenten können Mikroorganismen in der Folge stabile Humusformen aufbauen. Regenwürmer sind Indikatoren für die Bodengesundheit. Sie sind wichtige Teilnehmer am Stickstoffkreislauf. Der Stickstoffkreislauf de la miniature wird in einer Wurmkiste nachgebildet. Da Stickstoff ein wichtiger Parameter für das Pflanzenwachstum ist, gilt es den Boden ausreichend damit zu versorgen. Da herkömmliche Stickstoffdünger aber nicht nachhaltig sind, sollte im Hausgarten natürlich gedüngt werden.
Alles, was die Natur zurücklässt, wird vom Regenwurm aufgesammelt und zu Wurmhumus verarbeitet. Kompostwürmer bevorzugen ein vielfältiges Nahrungsangebot. Neben Rasenschnitt, Laub oder Pflanzenteilen, die für die Würmer auf einem Kompost- oder Misthaufen zu finden sind, eignen sich auch Bioabfälle als Futter für die Kompostwürmer. Besonders gut geeignet sind dabei Eierschalen, Kartoffelschalen, Salat- und Gemüseabfälle und Kaffeesatz. Laut Wormsystems GmbH ist es wichtig, dass keine Knochen, Chemikalien, Milchprodukte und gekochte oder gesalzene Speisen in die Wurmkiste kommen. Weiters muss darauf geachtet werden, dass den Würmern eine 2 bis 4 cm dicke Schicht aus frischem Biomüll zur Verfügung steht. Ein erwachsener Kompostwurm wiegt ca. 0,4 bis 0,9 Gramm und verarbeitet pro Tag etwa die Hälfte seines Eigengewichtes zu Wurmhumus. Im Zeitraum von 3. Juni 2019 bis 24. Dezember 2019 wurden acht Wurmbestandsmessungen durchgeführt. Die Wurmkokons geben Auskunft über die Vermehrung der Kompostwürmer. Der Wurmbestand hat sich im Laufe des Versuches stark erhöht. Beispielsweise konnten bei den Wurmbestandsmessungen häufig Wurmkokons gefunden werden.
Bewundernswerte Leistung
Die Arbeit, die die Würmer in der Versuchszeit von einem halben Jahr geleistet haben, nämlich 20 kg Bioabfälle zu Wurmhumus zu verarbeiten, ist bewundernswert. Aus der Wurmkiste können zwei Abbauprodukte gewonnen werden: Wurmhumus und Wurmtee. Der Wurmhumus ist der Wurmkot, der durch die Verdauung von Substrat, Mikroorganismen und mineralischer Zusatzstoffe in der Wurmkiste entsteht. Der Wurmtee ist das flüssige Kompostextrakt. Im Wurmtee werden verschiedene Stoffe, die sich auf der Haut der Würmer befinden, Nährstoffe und Mikroorganismen gebunden. Er ist somit ein optimales, flüssiges, lagerfähiges Düngemittel für alle Pflanzen. Er darf nicht unverdünnt verwendet werden, sondern muss im Verhältnis 1:10 mit Wasser gemischt werden.
Um die Kompostreife zu überprüfen, wurde ein Kressetest durchgeführt. Wenn die Kresse schlecht keimt, handelt es sich um Rohkompost. Wenn sie einwandfrei keimt, dann ist es Reifekompost. Weiters kann man mit dem Kressetest feststellen, ob es sich beim Wurmhumus um ein Düngemittel oder ein Substrat handelt. Durch die Wurmhumusuntersuchungen und den Kresseversuch wurde herausgefunden, dass es sich beim Wurmhumus um ein Düngemittel handelt. Dieser Wurmhumus als Düngemittel liefert den Pflanzen für ihr Wachstum Nährstoffe und kann im Hausgarten gut eingesetzt werden. Er kann beispielsweise optimal im Gemüsebau, für Topf- und Balkonpflanzen oder für die Blumen- und Baumaufzucht verwendet werden. Zweimal wurde der Wurmhumus bezüglich pH-Wert, Leitfähigkeit, Nitrat- und Ammoniumstickstoff untersucht.
In der Wurmkiste konnte man den Würmern für ihre Arbeit optimale Bedingungen schaffen. Im Vergleich mit der Landwirtschaft, wo bestimmte Umweltbedingungen, wie beispielsweise Temperaturen, nicht beeinflussbar sind, dauert es verhältnismäßig lange, bis sich Humus aufbauen kann. Auch im Hinblick auf das Klima ist Wurmhumus von besonderer Bedeutung, da er die Fähigkeit besitzt, CO2 zu binden. Daher sollte besonders in der Landwirtschaft und im Hausgarten der Humusaufbau gefördert werden. Dies kann durch eine schonende Bodenbearbeitung, eine gute Fruchtfolge oder die Förderung des Bodenlebens erreicht werden. Für all diejenigen, die keinen Zugang zu einem Garten haben, aber trotzdem Pflanzen besitzen, kann mit Hilfe einer Wurmkiste Humus produziert werden.
Da bei der Herstellung von herkömmlichen Stickstoffdüngern Erdöl verwendet wird, bietet sich Wurmhumus als eine gute Alternative an, selbst Stickstoffdünger herzustellen. Ein weiterer Vorteil der Wurmkiste ist es, dass man Bioabfälle verwertet und aus einem „Abfallprodukt“ neue, wertvolle Produkte herstellt.
Ganz allgemein ist die Wurmkiste eine gute Alternative, pflanzenverfügbaren Stickstoff zu produzieren, und sie bietet darüber hinaus die Möglichkeit, die eigenen Bioabfälle in wertvollsten Humus zu verwandeln. So lässt sich abschließend sagen, dass die Wurmkiste einerseits gut die Prozesse der Natur in Miniatur darstellt, andererseits auch eine biologische Alternative für jedermann ist.
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- 04 Fertige Wurmkisten Foto Melanie Kraler: Privat/Melanie Kraler