Derzeit liegt der Milchpreis in Österreich zwischen 44 und 50 Cent netto, dazu gibt es Zuschläge für Biomilch (knapp zehn bis 13 Cent), für Heumilch (etwa fünf bis sechs Cent) oder Bioheumilch (etwa 15 Cent). Die erst kürzlich erhöhten Auszahlungspreise sind angesichts der Verteuerungen in den vergangenen Monaten wichtig: Die Preise für Getreide und Eiweißschrote zum Beispiel haben sich um etwa 50 Prozent erhöht. „Auch die Verfügbarkeit von Futtermittel wird, gesamteuropäisch gesehen, in den nächsten Monaten ein Thema sein“, ist Oberösterreichs Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger überzeugt.
Aktuelle Milchpreise noch mit „Luft nach oben“
Auch die Molkereien hätten mit massiven Kostensteigerungen zu kämpfen, ebenso mit Verfügbarkeiten. „Es hat schon Fälle gegeben, wo gewisse Produkte nicht geliefert werden konnten, da das entsprechende Verpackungsmaterial dafür nicht geliefert werden konnte“, so Waldenberger. Verkaufs- beziehungsweise Regalpreise zu erhöhen werde daher notwendig sein. „Wir erwarten uns vom Handel, dass von den höheren Verkaufspreisen auch ein höherer Anteil an die Lieferanten weitergegeben wird“, sagt der LK-Präsident, der für „Solidarität innerhalb der Wertschöpfungskette“ plädiert. Er weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass die heimischen Milchpreise noch nicht das Niveau internationaler Notierungen erreicht hätten. „Da gibt es noch Luft nach oben“, so Waldenberger, der sich bei einem Pressegespräch zum Thema Milchwirtschaft ebenso wie LK-Direktor Karl Dietachmair und Milchexperte Michael Wöckinger zu keinen Spekulationen über konkrete Zahlen hinreißen ließ. Die Auszahlungspreise seien ohnenhin schwer genug zu vergleichen, da dafür neben dem Produktportfolio und den Verwertungsmöglichkeiten des jeweiligen Verarbeiters auch Parameter wie Liefermenge, Inhaltsstoffe oder spezielle Tierwohlbonifikationen eine Rolle spielen und diverse Zu- oder Abschläge zu berücksichtigen sind. Momentaufnahmen seien daher mit Vorsicht zu genießen.
Molkereigenossenschaften stabilisieren den Milchmarkt
Auf jeden Fall sei die Milchverarbeitung in Österreich gut aufgestellt und agiere innovativ und sehr am Markt orientiert. Mit der Verarbeitung in Molkereigenossenschaften befindet sich ein größerer Teil der Wertschöpfungskette in bäuerlicher Hand. Die Milchlieferung an ein heimisches Unternehmen bedeutet auch Arbeitsplätze und Wertschöpfung für die Region und das Land. „Mit einer Lieferung von oberösterreichischer Milch ins benachbarte Ausland fließt Wertschöpfung ab“, betont Waldenberger. Auch das Abgrenzen der Produkte werde damit schwieriger. „Der Konsument will heimische Produkte. In den Regalen wird auch künftig Ware aus dem Ausland zu finden sein. Wenn heimische Milch in den Produkten aus dem Ausland zu finden ist, wird der Konsument hier vielleicht bald nicht mehr unterscheiden.“
Technologisierung und Digitalisierung prägend
Insgesamt sei die heimische Milchwirtschaft von großer Vielfalt geprägt – und Oberösterreich in einer tragenden Rolle: „Von einem Viertel der gesamtösterreichischen Milchproduzenten wird hier ein knappes Drittel der österreichischen Milchmenge erzeugt“, sagt LK-Direktor Dietachmair. Technologisierung und Digitalisierung seien in der Milchwirtschaft so stark wie in kaum einer anderen Sparte. „Mehr als zehn Prozent der Betriebe setzen Melkroboter ein, dieser Anteil wird noch deutlich steigen“, so Dietachmair.
Milch in Zahlen
Oberösterreich ist Milcherzeugerland Nummer eins in Österreich. 2021 wurden 1,082 Millionen Tonnen Milch angeliefert, das sind knapp 32 Prozent der österreichischen Menge (3,403 Mio. t). Ein Fünftel der oberösterreichischen Milchmenge entfällt auf Spezialsorten (69.385 t Heumilch, 115.083 t Bio-Milch, 32.129 t Bio-Heumilch).
Zum Stichtag 31. Dezember gab es in Oberösterreich 6084 Milchlieferanten und 161.638 Milchkühe. 630 Betriebe arbeiten mit Melkrobotern.
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