Mängel riechen: Die Zukunft der Lebensmittelbranche

Die elektronische Nase soll Mängel bei Pflanzen riechen.

Jeder sechste Oberösterreicher ist direkt oder indirekt in der Lebensmittelbranche tätig. Allein in der Oö. Lebensmittelindustrie sind in 110 Betrieben fast 7000 Menschen beschäftigt, die jährlich 3,3 Milliarden Euro erwirtschaften. Mit der Landwirtschaft, den Gewerbe- und Handwerksbetrieben und dem Handel kommen noch circa 6000 Arbeitsplätze dazu. „Die Lebensmittelbranche ist also ein starker Motor für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich. Und sie ist bereit für die Zukunft dank intelligenter Technologien wie Sensorik, Robotik und digitale Lösungen“, betonte Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner anlässlich der „Upper Food 2024“ in Linz, der Jahrestagung des Lebensmittel-Clusters. Dort wurden vergangene Woche Trends und neue Entwicklungen in der Lebensmittelbranche vorgestellt und diskutiert.

Riechende Sensoren

Eines der „intelligenten Technologien“ präsentierte das Tullner Start-up Nosi (Network for Olfactory System Intelligence). Eine künstliche Nase soll unter anderem die Qualität von Lebensmitteln oder das Wohlbefinden von Pflanzen und Tieren ermitteln und überwachen. Dabei wird Sensoren ein Geruchssinn antrainiert, um Gerüche zu digitalisieren und bei Mängel reagieren zu können. „Die Sensoren stellen wir selber her. Mit chemischem Sensormaterial und einer elektrischen Verstärkung, die das dann direkt ausliest. Das ist ein kleines Handheld-Gerät“, erklärt der Gründer und CEO Patrik Aspermair. Alle gewonnenen Daten der Sensoren werden in einer Geruchsdatenbank gesammelt dem Gehirn der elektronischen Nase. Durch maschinelles Lernen können Geruchsmuster dann wiedererkannt werden.

Vielseitig einsetzbar

Quelle: Nosi GmbH
Aspermair forscht seit 2018 an der Technologie.

Einsatzbereiche gibt es laut Aspermair dafür viele. So soll zum Beispiel durch unterschiedliche Geruchsstoffe der Pflanze Trockenheit, Befall oder Fäule erkannt werden. Dafür soll jede Pflanze mit einem Sensor ausgestattet werden, um individuell reagieren zu können. „Es kann autonom gesteuert werden, wieviel gebe ich der Pflanze. Wieviel Wasser, wieviel Pestizid, welches Fungizid muss ich besprühen. So wird nicht einfach auf alle gesprüht, sondern zielgerichtet, um auch hier ressourcenschonend zu sein“, erklärt Aspermair. Interessant seien laut dem Gründer auch Anwendungen in Stallungen. Zum Beispiel könne mithilfe von Nosi der Ammoniak-Level im Schweinestall ermittelt werden, um automatisiert die Fenster für Frischluft zu öffnen. „Und das Schönste daran ist, dass es immer derselbe Sensor ist. Ich lasse ihn quasi neu lernen, so wie das der Sommelier macht, der sich einmal auf Wein spezialisiert hat“, so Aspermair. Konkrete Gespräche für Anwendungen von Nosi gab es bereits viele. Zum Einsatz kam der Sensor jedoch bis jetzt nur zu Forschungszwecken. „Wir sind gerade dabei unsere Technologie in ein Produkt zu überführen, mit allen Kennzeichnungen, der Vermarktung und einem Preisschema. Da sind wir jetzt noch in der Startphase“, erklärt der Gründer. Auch Anwendungen der Sensoren außerhalb der Lebensmittelbranche sind laut dem Aspermair für Nosi interessant. Die Geruchsdatenbank soll pro Jahr um 2,7 Milliarden Gerüche wachsen und dadurch neue Bereiche erschließen.

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