Lebensmittelabfälle: Was wo getan werden kann

Private Haushalte verursachen den meisten Lebensmittelmüll. Deren Anteil zu verringern gleicht einer Herkulesaufgabe. Der Handel wird nun gesetzlich verpflichet, seine Abfälle zu dokumentieren. Über den Anteil der Landwirtschaft herrscht Unklarheit. Eine Umfrage soll Zahlen liefern.

Eines vorweg: Die Zahlen, wer für wieviele Lebensmittelabfälle verantwortlich ist, unterscheiden sich je nach Erhebungsmethode und Darstellungsform. Fix ist aber, dass Privathaushalte am meisten vermeidbare Lebensmittelabfälle produzieren. Etwa die Hälfte (manche Erhebungen gehen von bis zu 60 Prozent aus) geht auf das Abfallkonto der Konsumenten, also 500.000 Tonnen insgesamt oder circa 133 Kilo je Haushalt.

Bewusstseinsbildung schon in der Schule

„Die Haushalte sind allerdings schwer für Maßnahmen zu erreichen; auch angesichts dessen, was uns jeden Tag in Richtung Mehrkonsum eingeredet wird“, sagt Gudrun Obersteiner vom Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft an der Universität für Bodenkultur. Die Verschwendung werde oft gar nicht so wahrgenommen. Außerdem gebe es sehr unterschiedliche Gründe, weshalb etwas weggeschmissen wird. Wo bei Maßnahmen jedenfalls angesetzt werden könne, ist in der Bildung „weil Kenntnisse und Bewusstsein in Bezug auf Lebensmittelherstellung, Lagerung oder Haltbarkeit vielfach fehlen“, so Obersteiner. 

Glaubt man einer aktuellen Studie von iglo unter 1000 Befragten, ist zumindest das Bemühen vorhanden, Lebensmittelverschwendung zu re­duzieren. Höhere Lebensmittelpreise, die allgemeine Teuerung und das schlechte Gewissen sowie der Klimaschutz (vor allem unter Jugendlichen) werden als hauptsächliche Gründe angegeben.

Handel muss Lebensmittelabfälle melden

Für den Handel gilt seit 1. Oktober eine Meldepflicht. Händler (ab 400 Quadratmetern bzw. ab fünf Verkaufsstellen) müssen dem Bundesministerium für Konsumentenschutz vierteljährlich Bericht darüber erstatten, wieviele Lebensmittel weggeworfen und wieviele gespendet wurden. Kleinere Unternehmen und Lebensmittelproduzenten, die durch Direktabsatz Lebensmittel vertreiben wie etwa Bauern, sind von der Regelung nicht erfasst. Die Maßnahme bringe jedoch nur wenig Nutzen, mokkieren Handelsvertreter. Lebensmittelgroßhändler würden das seit 2017 bereits freiwillig tun, für kleinere Händler sei es „unnötige Bürokratie“. Auch Obersteiner spricht in dem Zusammenhang von einer „plakativen Maßnahme“.

Datenlücken in der Landwirtschaft

Ein weiterer Ansatzpunkt besteht in der Primärproduktion, also in der Landwirtschaft. Um dort allerdings einen Handlungsbedarf auszumachen, braucht es Klarheit über die Ausgangslage. Datenlücken gibt es sowohl in Bezug auf den insgesamten Anteil der Lebensmittelabfälle (geschätzt werden zehn bis 15 Prozent) als auch wo und in welcher Form er anfällt und wieviel vermeidbar ist. Dabei geht es etwa um Lebensmittel, die am Feld liegen bleiben, um Schwund und Verderb bei Lagerung und Verarbeitung oder um vermeidbare Verluste durch Erntetechnik. Um verwertbare Zahlen zu bekommen, sind Landwirtinnen und Landwirte aufgerufen, an einer Umfrage teilzunehmen (siehe unten).

Umfrage

Lebensmittelabfälle in der Landwirtschaft

Die Universität für Bodenkultur (Boku) erhebt im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums die Lebensmittelabfälle in der Landwirtschaft. Dabei werden Landwirtinnen und Landwirte aller Branchen freiwillig zur Teilnahme an einer Umfrage aufgerufen.
www.bokuessenswert.at

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  • Zeichenfläche 1: Quelle Zahlen: Universität für Bodenkultur, Institut für Abfallwirtschaft; Grafik: Bauernzeitung; Fotos: stock.adobe.com - New Africa, highwaystarz
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AUTORAnni Pichler
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