Zur Klärung dieser Frage luden die Land&Forst Betriebe Österreich zu einer Fachtagung in das Wiener Haus der Industrie. Ein hochkarätiges Podium aus Wissenschaft, Politik und Aktivistenszene stand dort zur Thematik Rede und Antwort. Eingangs stellte Impulsreferentin Viktoriya Sturm vom deutschen Thünen-Institut klar, dass eine allgemein gültige Begriffsdefinition für Bioökonomie nach wie vor fehlt. Im Kontext der Klimaneutralität sei darunter eine nachhaltige, biobasierte Wirtschafts- und Lebensweise einer klimaneutralen Gesellschaft zu verstehen, so Sturm.
“Gesellschaft, Wirtschaft, Politik”
Schnell kamen die Diskutanten, darunter Manuel Pfitzner als Vertreter des Klimavolksbegehrens, Karl Kienzl vom Klimaschutzministerium, Hausherr Dieter Drexel von der Industriellenvereinigung sowie Land&Forst Betriebe-Präsident Felix Montecuccoli überein, dass kreislauforientiertes Handeln keineswegs ein alter Hut sei. Eine rasche Umstrukturierung hin zur Bioökonomie zur Erreichung der Klimaziele habe oberste Priorität, erklärte man unisono. Um das zu erreichen sind alle gefordert, wie Marktanalystin Sturm betonte: „Gesellschaft, Wirtschaft, Politik“. Sie ergänzt: „Dazu braucht es aber auch Akzeptanz unter den Betroffenen.“
Marktbasierte Transformation
Die Art und Weise der Umsetzung führte indes am Podium zu intensiven Debatten. Während Manuel Pfitzner eine Lanze für den Aktivismus brach und die Politik mit den Worten „Der Schuh drückt“ zum raschen Handeln aufforderte, versuchte Karl Kienzl vom Klimaschutzministerium zu kalmieren: „Ja, es braucht mehr. Mehr Aktivismus und auch mehr sachliche Maßnahmen.“ Er fügt hinzu: „Die Bioökonomie kann jedenfalls einen wichtigen Beitrag leisten.“ Dass der Landwirtschaft dabei eine wesentliche Rolle als Lieferant nachwachsender Rohstoffe zukommt, wurde daran anknüpfend seitens der Land&Forst Betriebe betont. Allerdings nur, wenn auch eine aktive, klimaangepasste Bewirtschaftung möglich sei. „Quoten für Schutzgebiete können weder Klima noch Biodiversität retten“, mahnte Präsident Montecuccoli mehr Bewusstsein für den Produktionsauftrag der Landwirtschaft ein. Als Fürsprecher der Industrie ergriff Dieter Drexel das Wort: „All diese Konzepte sind nur tragfähig, wenn sie auch die ökonomische Entwicklung stärken“ und spielte damit auf Österreich als Teil globaler Marktverflechtungen an. Letztlich könne nur „eine marktbasierte Transformation“ zielführend sein, so der Branchenvertreter.
- Bildquellen -
- Podiumsdiskussion: BZ / Wieltsch