Wir brauchen junge Menschen, die ihre Zukunft auf den heimischen Familienbetrieben sehen“, wird Harald Hochedlinger, Obmann der Bauernbund-Jugend, nicht müde zu betonen.
Im Interview mit der BauernZeitung erklärt er, was er sich von der Politik dazu erwartet, aber auch, mit welchen Aktionen die jungen Bäuerinnen und Bauern selber für ein positives Image ihres Berufsstandes sorgen möchten.
BauernZeitung: „Ihr müsst den Wandel selbst bestimmen und gestalten“, hat Kommunikationsexpterte Daniel Kapp vor Kurzem in einer eurer Diskussionsveranstaltungen der Land- und Forstwirtschaft mit auf den Weg gegeben. Ist das eine völlig neue Erkenntnis für Sie?
HOCHEDLINGER: Nein, ganz und gar nicht. Das ist bereits jetzt gelebte Praxis in der Bauernbund-Jugend. Als Bäuerinnen und Bauern sind wir ja tagtäglich mit den Forderungen von NGOs und selbsternannten Experten nach mehr Tierwohl, weniger Pflanzenschutz und vielem mehr konfrontiert. Wir sind daher bemüht, dass wir das Bild von der heimischen Land- und Forstwirtschaft, dass die Gesellschaft von uns bekommt, selber zeichnen. Wir müssen aktiv auf die Menschen zugehen und sie entsprechend informieren. Und das müssen wir auf möglichst vielen Ebenen machen. Daher haben wir auch Kooperationen mit unterschiedlichsten Partnern, wie beispielsweise dem Verein für Konsumenteninformation (Anmerkung: VKI) oder dem Radiosender Kronehit.
Sie haben Kronehit angesprochen. Da kommen seit Kurzem jede Woche junge Power-Bauern aus Niederösterreich zu Wort. Welches Ziel verfolgt die Bauernbund-Jugend damit?
Im Rahmen der Kooperation mit Kronehit kommen junge Bäuerinnen und Bauern zu Wort, die davon erzählen, was auf den Betrieben gerade passiert. Warum es beispielsweise gerade im Frühjahr notwendig ist, Gülle auszubringen, um nur ein Beispiel zu nennen. Gleichzeitig machen sie die Hörerinnen und Hörer aufmerksam, warum es so wichtig ist, auf die regionale Herkunft der Lebensmittel zu achten. Wie unabhängige Medienanalysen zeigen, spricht Kronehit eher eine städtische und jüngere Hörerschaft an, also das ideale Zielpublikum für unsere Botschaften.
Regionale Lebensmittel sind somit im Trend. Aber kann ich beim Einkaufen auch wirklich erkennen, wo ein Produkt herkommt?
Da sind wir bei einem weiteren wichtigen Thema: Unsere Bäuerinnen und Bauern produzieren nach höchsten Qualitätsstandards. Zudem schützen regionale Lebensmittel das Klima, weil lange Transportwege wegfallen. Das spricht sich allmählich auch unter Konsumentinnen und Konsumenten herum und macht regionale Herkunft als Einkaufskriterium bedeutender. Zudem hat die Corona-Pandemie klar die Wichtigkeit der Eigenversorgung mit Lebensmitteln aufgezeigt.
Mich ärgert es daher immer wieder, wenn mit idyllischen Bildern oder ganz einfach mit rot-weiß-roten Wimpeln und Fähnchen versucht wird den Eindruck österreichischer Herkunft für bestimmte Produkte zu erwecken. Gemeinsam mit dem NÖ Bauernbund und den Bäuerinnen haben wir daher in Zusammenarbeit mit dem VKI den Lebensmittel-Check ins Leben gerufen, um Etikettenschwindel und Mogelpackungen den Kampf anzusagen.
Wie funktioniert der Lebensmittel-Check und wer kann mitmachen?
Mitmachen kann jeder, der beim Lebensmitteleinkauf aufmerksam ist und sich von falschen, unklaren oder widersprüchlichen Herkunftskennzeichnungen getäuscht fühlt.
Einfach ein Foto des betreffenden Produktes machen und unter Angabe von Datum des Auffindens und des Geschäftes (Filiale) auf der Homepage des NÖ Bauernbundes hochladen. Wir werden diese Meldungen an den VKI weitergeben, dessen Experten die Vorwürfe von ausgewählten Produkten prüfen. Die entsprechenden Ergebnisse werden sowohl vom VKI als auch vom Bauernbund veröffentlicht.
Sie sind aber nicht nur als Obmann der Bauernbund-Jugend, sondern auch als Landeskammerrat in der Landwirtschaftskammer um die Anliegen der jungen Bäuerinnen und Bauern bemüht. Was sind hier die aktuellen Themen?
Die Verhandlungen zur künftigen GAP (Gemeinsame Agrarpolitik) gehen in die Zielgerade. Da sind wir gefordert, die Interessen unserer jungen Hofübernehmerinnen und Hofübernehmer einzubringen und bestmöglich durchzusetzen. Maßnahmen wie Top-Up-Zahlungen und Existenzgründungsbeihilfe für Betriebsübernehmer, die sich bereits bewährt haben, sind beizubehalten und entsprechend weiterzuentwickeln. Da ist momentan viel zu tun für uns.
Was uns dabei sehr zugute kommt ist die wertschätzende Gesprächsbasis sowohl mit Bauernbundobmann und LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf als auch Landwirtschaftskammer Präsident Johannes Schmuckenschlager. Hier finden wir immer ein offenes Ohr für unsere Anliegen und auch starke Unterstützer in den Verhandlungen auf allen Ebenen.
Nachlesen, nachhören und mitmachen
Lebensmittel-Check
Augen auf beim Lebensmitteleinkauf: Wer sich durch Aufmachung, Kennzeichnung oder Werbung für ein Lebensmittel irregeführt oder getäuscht fühlt, kann dies ab sofort melden. Ausgewählte Meldungen werden von Experten des VKI geprüft und vom VKI im Magazin „Konsument“ (Print beziehungsweise Online) sowie vom NÖ Bauernbund veröffentlicht.
Junge Power-Bauern auf Kronehit
In Kooperation mit Kronehit wurde die Sendereihe „Junge Power-Bauern“ ins Leben gerufen. Junge Bäuerinnen und Bauern geben einen Einblick in ihre Arbeit und ihren Betrieb.
Alle Folgen zum Nachhören:
noebauernbund.at/jungepowerbauern
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- 13 01 44 21 NO.: NÖ Bauernbund