Der biologische Landbau in der Steiermark erfuhr vor allem in den letzten Jahren einen großen Schub und will weiterwachsen, verkündet der 1980 gegründete Verband Bio Ernte Steiermark.
Eigentlich wollte der Verband Bio Ernte Steiermark sein 40-Jahr-Jubiläum mit einem großen Fest auf einem obersteirischen Biobauernhof begehen. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation musste es abgesagt werden. „So wird es wohl ein 40 plus-Fest werden“, bedauerte Obmann Thomas Gschier, „dieses könnte dann in der Bio-Schule Grottenhof stattfinden.“
So ist aus der Feier „nur“ eine Pressekonferenz geworden, in welcher Gschier zusammen mit Geschäftsführer Josef Renner sowie den beiden Bio-Landwirten Leopold Günther aus St. Marein bei Graz und Eva König aus Eppenstein über die aktuelle Situation berichtete. Mit am Podium waren auch Landesrat Hans Seitinger und LK-Vizepräsidentin Maria Pein.
Wunsch und Realität
Was 1980 als Zusammenschluss von 30 Biobäuerinnen und Biobauern begann, entwickelte sich zu einer landesweiten „Bewegung“ mit mittlerweile mehr als 4000 Betrieben. Gründungsobmann war Ökonomierat Franz Kappel aus St. Marein bei Graz. Er feierte heuer im April den 95. Geburtstag. „Wurden die Bio-Pioniere zu Beginn oft noch belächelt, zählt der biologische Landbau heute zu den tragenden Säulen unserer Landwirtschaft“, sagte Seitinger. Er stellte aber fest: „Viele Menschen, die mehr Bio-Lebensmittel fordern, kaufen aber nicht Bio, sondern sind reine Preisverkäufer.“
Das von der Landwirtschaftskammer ins Leben gerufene Biozentrum Steiermark stärkt, so Maria Pein, den Biolandbau insbesondere durch Beratung und gezielte Weiterbildung. Der Ist-Stand ist beachtlich. Konkret ist jeder fünfte in der Steiermark produzierte Apfel schon ein Bio-Apfel. Auch der Bio-Weinbau hat sich sehr gut entwickelt. Auf knapp zehn Prozent der Flächen wachsen derzeit Bio-Weinreben.
Spartenüberblick
Wachstumspotenzial aufgrund der steigenden Nachfrage haben die Biobauern auch bei Milch und Eiern. Bei Bio-Eiern soll die Eigenversorgung bis zum Jahr 2030 von derzeit 21 auf 25 Prozent, bei Bio-Milch von derzeit 24 auf 30 Prozent ausgebaut werden. Wachstumsnischen meldet Geschäftsführer Renner auch für Bioferkel und Bioweiderinder. Möglich ist das aber nur, wenn der Markt mitwächst. 1980 noch eine Produktionsform mit Selbstversorgungscharakter hat sich der Versorgungsgrad von Bio-Lebensmitteln seit 2000 verzehnfacht. Österreichweit wurde Ende des vergangenen Jahres die Zwei-Milliarden-Euro-Umsatzgrenze überschritten.
In die Zukunft blickend, sagte Obmann Gschier: „Bio-Landbau heißt Arbeit an dessen Weiterentwicklung, Investitionen in Technik und Forschung zu tätigen und nicht stehen bleiben. Die Suche nach neuen Sorten im biologischen Obst- und Weinbau, die den klimatischen Anforderungen standhalten und eine weitere Einsparung von Kupfer und Schwefel nach sich ziehen, steht ebenso an wie die verstärkte Forschung beim Biosaatgut.“
Zukunftspläne
In den nächsten zehn Jahren sollen, so Gschier, schon 35 Prozent der Fläche in der Steiermark biologisch bewirtschaftet werden. Zudem wünscht er sich einen Bio-Anteil von 55 Prozent in den Gemeinschaftspflegeeinrichtungen. Große Hoffnungen setzt er auch in den Ausbau der steirischen Bio-Modellregionen. Künftig soll es sogar einige Bio Ernte Steiermark-Läden geben.
Dass die Bio-Landwirtschaft eine eigene Lebensphilosophie ist, betonte die Milchbäuerin Eva König: „Ich bin einfach von ganzem Herzen gerne Landwirtin und möchte dieses Feuer weitergeben. Die große Liebe zur Natur, das tägliche Arbeiten mit Tieren und der respektvolle Umgang mit unseren Ressourcen sind meine Motivation.“