John Deere setzt auch beim Traktorantrieb verstärkt auf elektrische Lösungen. Anlässlich eines Workshops präsentierte Prof. Peter Pickel, stellvertretender Leiter des European Innovation and Technology Center der John Deere GmbH & Co. KG (JD-ETIC), seine Vision eines energieautonomen landwirtschaftlichen Betriebs mit integrierten, elektrischen Landmaschinen. “Der Landwirtschaft kommt nicht nur bei der Erzeugung von Nahrungsmitteln, sondern auch als Produzent von erneuerbaren Energien eine Schlüsselstellung zu”, so Pickel. Beides lieöe sich sinnvoll miteinander kombinieren, allerdings erfordere dies einen Quantensprung bei der Nutzung neuester Technologien. Grundsätzlich verfolgt der “Hirsch” bei der Traktor-Elektrifizierung mehrere Lösungsansätze: eine Hybridvariante und rein elektrisch angetriebene Traktoren mit Batterien und Stromkabeln.
Hybrid: Bereits auf der Sima 2015 wurde das Hybridkonzept “BatteryBoost” von John Deere ausgezeichnet. Die Batterien werden hier anstelle eines Ballastgewichts an einen teilelektrischen Traktor (wie etwa den John Deere 6RE) angekoppelt und können dem Traktor sowie dem Arbeitsgerät über 100 kW (also mehr als 130 PS) Extraleistung elektrisch zur Verfügung stellen. Die elektrische Verbindung erfolgt über die standardisierte Traktor-Geräte-Schnittstelle der Agricultural Industry Electronics Foundation (AEF). Die Hauptvorteile des Systems sollen in Kraftstoffeinsparungen bei gleichzeitiger Leistungserhöhung, der Einfachheit des Ankoppelns und darin liegen, dass auf dem Betrieb nachhaltig erzeugte Energie genutzt werden kann. In Zeiten, in denen das Trägerfahrzeug nicht im Einsatz ist, kann die Batterie durch eine neuartige bi-direktionale Lade- und Entlademöglichkeit am Netz betrieben werden und so zur Pufferung der Energieerzeugungsanlagen auf dem Bauernhof eingesetzt werden.
Rein elektrisch: Der Prototyp des rein elektrischen Traktors soll laut www.electrive.net über eine aufladbare Batterie mit 130 kWh verfügen. In einem Video auf dieser Webseite (eingebettet auch in der Rubrik Technik unter BauernZeitung.at) stellt Pickel die Eckdaten des im Rahmen des Verbundprojekts “Sesam” (siehe Kasten unten) entwickelten Traktors vor. Demnach hat der Schlepper eine Leistung von 400 PS und kann drei bis fünf Stunden elektrisch betrieben werden. Laut Pickel könnte der vollelektrische Traktor “vielleicht” 2025 oder 2030 am Markt verfügbar sein. Das Problem sei die Batterie. Für energieintensive Arbeiten wie das Pflügen könnte sie “noch etwas grööer sein”. Daher könnte ein Kabel, das den Traktor am Feld mit Strom versorgt, eine interessante Lösung sein.
Sesam: Verbundprojekt für E-Traktoren
Das Projekt “Sesam – Entwicklung eines vollelektrischen Traktors” wird gemeinsam vom European Innovation and Technology Center der John Deere GmbH & Co. KG (JD-ETIC), dem Lehrstuhl für Mechatronik in Maschinenbau und Fahrzeugtechnik der Technischen Universität Kaiserslautern (MEC) und der B.A.U.M. Consult GmbH München/Berlin (BCMB) durchgeführt. JD-ETIC koordiniert das Gesamtvorhaben und ist an allen Entwicklungsschritten beteiligt (siehe auch www.sesam-project.de).