Die Absage aller Versammlungen und Veranstaltungen mit erhöhtem Personenaufkommen, starke Einschränkungen bei Transporten, aber dennoch die Grundversorgung der Tierbestände und die Grundfunktionen in der Zucht sichern – das ist in den kommenden Wochen die wesentliche Herausforderung für Österreichs Rinderhalter als wichtige Vorsorgemaßnahmen gegen die rasche Ausbreitung des Coronavirus.
Ab Hof-Vermarktung von Zuchtvieh soll möglich bleiben
Für die heimische Zuchtrindersparte teilt die Tierzucht Austria (ZAR) mit, dass alle Großveranstaltungen, Arbeitsgruppen, Ausschüsse und Besprechungen abgesagt werden mussten. Das betrifft etwa den „Dairy Grand Prix“, der am 21. und 22. März in der Schorenhalle in Dornbirn hätte stattfinden sollen. Die Veranstaltung wurde bereits auf März 2021 verschoben. Nicht stattfinden wird auch der „Waldviertler Kuhfrühling“ am 20. März.
Große Probleme werden in den kommenden Wochen speziell in der Zucht- rindervermarktung befürchtet. Die Versteigerungen am 1. April in Rotholz und wenige Tage zuvor in Maishofen wurden bereits abgesagt. Weitere Absagen der Versteigerungen in Dornbirn, Imst, Bergland, Rotholz und Freistadt könnten folgen.
Die Möglichkeit der Vermarktung von Zuchttieren ab Hof soll aber weiterhin bestehen bleiben. Aus derzeitiger Sicht sind Direktlieferungen zwischen Betrieben bis auf Weiteres möglich. Auch hier gilt, dass nur wirklich notwendige Lieferungen durchgeführt werden sollen. Soziale Kontakte müssen dabei stark reduziert werden, mit Abständen zwischen einzelnen Personen von mindestens einem Meter.
Eine enorme Herausforderung für den Zuchtviehmarkt stellen auch die die verschärften Einreiseverbote in vielen EU-Ländern und Drittstaaten dar. Dies schränkt den Export von Zuchttieren stark ein.
In Italien etwa bestehen im Personenverkehr strikte Ausreisebestimmungen. In Deutschland gibt es bei den bisher verordneten Maßnahmen starke Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern. Hier müssen die einzelnen Lieferungen „situationsbezogen“ gestaltet werden. Die Zuchtviehvermarktung in die Türkei hat in den vergangenen zwei Jahren ohnehin stark an Bedeutung verloren,. Auf diesem Markt wird mit keinen großen Verwerfungen gerechnet.
Fazit: Die Entwicklungen am Zuchtviehmarkt sind derzeit kaum abschätzbar. Für die Preisbildung wird mangels Versteigerungen die von den Zuchtverbänden ermittelte Relation zwischen Angebot und Nachfrage maßgeblich sein.
Maßnahmenpaket für Kälber- und Nutzviehmärkte
Von den Landeskontrollverbänden wurde beschlossen, dass die routinemäßigen Überprüfungen durch die Kontrollorgane der LKVs mindestens bis Sonntag, 29. März 2020, ausgesetzt werden.
Was die Kälber- und Nutzviehabsatzmärkte betrifft, so wird derzeit mit den verantwortlichen Mitarbeitern des Landwirtschaftsministeriums an einem Maßnahmenpaket gearbeitet. Ziel ist es, die Märkte weiter bedienen zu können, gleichzeitig aber auch alle nötigen Vorsichtsmaßnahmen zu setzen, um das Übertragungsrisiko und damit die allzu rasche Ausbreitung des Corona-Virus zu verringern.
Die Preisbildung für Kälber und Nutzvieh wird sich wie gewohnt an den Versteigerungen messen. Wo dies nicht möglich ist, werden Angebot und Nachfrage auf Ab Hof-Ebene maßgeblich sein. Die Rinderbörsen trachten danach, Hinweise zur nachfragekonformen Vermarktung von Schlachtrindern zu geben.
Bis wann die angespannte Lage dauern wird, kann aus heutiger Sicht nicht beantwortet werden. Alle Beteiligten arbeiten aber für die Bäuerinnen und Bauern mit Hochdruck an der Sicherstellung von Absatz- und Vermarktungsmöglichkeiten für deren Tiere. Das gemeinsame Ziel aller ist es, den für die allgemeine Versorgungssicherheit notwendigen Kälber- und Nutzviehhandel unter strikten Auflagen durchführen zu können.
Hans Maad
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- Kaelber: Noegenetik