Gülleschieber: Aktuelle Lösungen im Vergleich

Saubere Laufflächen in Milchviehställen erhöhen die Trittsicherheit, sorgen für eine gute Hygiene und vermindern Geruchs- und Ammoniakemissionen. Außerdem tragen sie dazu bei, dass die Liegeboxen und damit letztlich auch die Euter der Kühe

Zum Abschieben von Spaltenböden können sowohl fest installierte als auch mobile Schieber eingesetzt werden. ©Fübbeker
Zum Abschieben von Spaltenböden können sowohl fest installierte als auch mobile Schieber eingesetzt werden. ©Fübbeker
Das Abschieben der Gülle von Hand zu erledigen, ist körperlich anstrengend und kostet Zeit. Dem gegenüber stehen die Vorteile eines sauberen Bodens. Das Interesse an technischen Lösungen zum Abschieben von Laufflächen mit Spaltenboden ist deshalb deutlich angestiegen.

Einige Gerätetypen stehen zur Auswahl

Bei planbefestigten Laufflächen werden heute in der Regel stationäre Gülleschieber zum Abschieben eingesetzt. ©Fübbecker
Bei planbefestigten Laufflächen werden heute in der Regel stationäre Gülleschieber zum Abschieben eingesetzt. ©Fübbecker
Bei planbefestigten Böden kommen in der Regel stationäre Gülleschiebersysteme zum Einsatz. Stationäre Gülleschieber sind fest installierte Anlagen, die manuell oder automatisch gesteuert werden. Diese gibt es in der Ausführung als Falt-, Klapp- oder Kombischieber, wobei Letztere eine Kombination aus Falt- und Klappschieber darstellen. Der Gülleschieber wird über Seile oder Ketten von einem E-Motor angetrieben.Bei Spaltenböden kommen neben den stationären auch mobile Gülleschieber infrage. Die mobilen Gülleschieber unterscheiden sich in handgeführte, selbstfahrende und vollautomatisch arbeitende Ausführungen. Letztere werden auch als Reinigungsroboter bezeichnet.Aufgrund der besseren Wendigkeit werden selbstfahrende Gülleschieber häufig als Dreirad ausgeführt, diese gibt es dann als Aufsteh- bzw. Aufsitzgeräte. Der Antrieb der handgeführten und selbstfahrenden Gülleschieber erfolgt überwiegend mit Benzinmotoren. Hingegen werden die Reinigungsroboter mit E-Motoren (Batterie) angetrieben. Diese suchen die Aufladestationen in regelmäßigen Abständen selbstständig auf. Mittels Sensortechnik fahren die Roboter einen vorgegebenen Weg im Stall selbstständig ab. Diese Route ist fest einprogrammiert und kann immer wieder abgerufen werden.

Ganz unterschiedlicher Zeitaufwand

Mithilfe von Sensoren orientieren sich Roboter und fahren eine eingespeicherte Route ab. ©Fübbeker
Mithilfe von Sensoren orientieren sich Roboter und fahren eine eingespeicherte Route ab. ©Fübbeker
Wie sich die halb- und vollautomatischen Gülleschieber auf den Zeitaufwand auswirken, wird aus der Tabelle (siehe Seite 10) ersichtlich. Hier ist zu ersehen, dass die stationären Gülleschieber und Roboter aus zeitlichen Gründen positiv zu beurteilen sind, da die Arbeit automatisch durchgeführt wird. Das heißt, die Reinigung findet zu den vorher festgelegten Zeiten statt, ohne dass eine Person anwesend sein muss. Die Arbeitszeitersparnis ist beachtlich. Im Gegensatz dazu erreichen handgeführte und selbstfahrende Aufsteh- bzw. Aufsitzgülleschieber nur eine Vereinfachung der Arbeit. Die Arbeitszeitersparnis ist geringer. Um die gleiche Effizienz und Reinigungssicherheit wie bei den Robotern zu erreichen, sind bei den handgeführten und den selbstfahrenden Aufsteh- bzw. Aufsitzgülleschiebern feste Zeiten einzuhalten. Gelingt dies nicht, kommt es zu verstärkten Verschmutzungen. Diese führen letztlich zu einer stärkeren Euterverschmutzung, was den Zeitaufwand beim Melken aufgrund der zusätzlichen Euterreinigung deutlich erhöht.

Reinigungsintervall und -intensität

Um eine ausreichende Sauberkeit der Laufflächen zu erreichen, sollten Spaltenböden mindestens dreimal täglich und planbefestigte Laufgänge mindestens fünfmal mal täglich gereinigt werden. Dies ist insbesondere mit dem stationär eingebauten Gülleschieber und bei Spaltenboden mit dem Roboter problemlos erreichbar. Die Häufigkeit der Reinigung kann hier sehr leicht erhöht werden, was z. B. bei Frost auch notwendig ist, um ein Anfrieren des Kots und Urins zu verhindern. Darüber hinaus können Roboter so programmiert werden, dass einzelne Stallbereiche in Abhängigkeit von der Verschmutzung unterschiedlich häufig abgeschoben werden. Um besonders bei trockenen Witterungsbedingungen das Zusetzen des Spaltenbodens zu vermindern, gibt es mittlerweile Roboter, aber auch selbstfahrende Aufsitzgülleschieber, die durch Sprühen von Wasser das Säubern der Spalten und des Zwischenraums verbessern. Letztere haben den Vorteil, neben der eigentlichen Arbeit des Gülleschiebens auch zum Einstreuen von Liegeboxen und zum Ausfegen von Hochboxen eingesetzt werden zu können. Dazu ist es allerdings erforderlich, Zusatzgeräte anzuschaffen.Nachteilig an den automatisch gesteuerten Verfahren ist, dass in der Regel während der Arbeit keine Person anwesend ist und somit eine Tierkontrolle beim Reinigen nicht stattfinden kann. Sie lässt sich zwar auch gesondert durchführen, was in der Praxis aber des Öfteren unterbleibt.

Eignung je nach vorhandenen Bauten

Wenn es darum geht, die Übergänge oder Stichgänge im Stall zu reinigen, sind stationäre Anlagen nicht geeignet. Diese Bereiche werden dann häufig von Hand gereinigt. Dagegen können mit mobilen Gülleschiebern, egal ob handgeführt als Aufsteh- bzw. Aufsitzgerät oder Reinigungsroboter ausgeführt, die Übergänge und Stichgänge mitgereinigt werden. Dabei hat der Roboter den großen Vorteil, dass diese Arbeit vollautomatisch erledigt wird. Allerdings ist es wichtig, dass keine Stufen den Arbeitsbereich des Roboters einschränken. Ebenso ist zu bedenken, dass der Einsatz eines Roboters und der von mobilen Gülleschiebern bei größeren planbefestigten Flächen begrenzt ist.Sind in mehreren Ställen planbefestigte oder mit Spalten ausgeführte Laufflächen zu reinigen, ist eine dementsprechende Anzahl an stationären Gülleschiebern erforderlich. Hingegen kann bei Spaltenböden und dem Einsatz von handgeführten und selbstfahrenden Aufsteh- bzw. Aufsitzgülleschiebern die Reinigung mit dem gleichen Gerät erfolgen. Allenfalls ist ein erhöhter Aufwand erforderlich, wenn Stufen oder Abtrennungen im Weg sind. Beim Roboter ist ein Stallwechsel aufgrund von häufig vorhandenen Hindernissen in der Regel nur selten durchführbar.

Breite Spanne bei den Anschaffungspreisen

Die Anschaffungspreise der halb- und vollautomatischen Gülleschieber variieren stark in Abhängigkeit von der Ausführung. Bei den stationären Anlagen z. B. haben die betrieblichen Gegebenheiten (Anzahl und Länge der Laufgänge usw.) einen großen Einfluss. Für eine Anlage kann ansatzweise mit einer Investitionssumme von etwa 9000 Euro ausgegangen werden. Für einen handgeführten Gülleschieber sind ca. 2300 Euro und für einen selbstfahrenden dreirädrigen Aufstehgülleschieber sind etwa 2500 Euro und für die Aufsitzausführung je nach Ausstattung min. 3500 Euro zu investieren. Roboter kosten etwa 15.000 Euro.

Fazit: Alle Schieber haben Vor- und Nachteile

Das Abschieben der Laufflächen in Milchviehställen ist für die Hygiene und Tiergesundheit von großer Bedeutung. Von der Technik her bieten sich stationäre Gülleschieber für planbefestigte und mit Spaltenböden ausgeführte Laufgänge an. Bei Spaltenböden können alternativ auch mobile Gülleschieber eingesetzt werden. Alle Gülleschieber haben ihre Vor- und Nachteile. Bei der Auswahl spielen die betrieblichen Bedingungen, wie die Anzahl der Ställe, eventuell vorhandene Stufen sowie die Größe der zu reinigenden Fläche und die Reinigungshäufigkeit eine entscheidende Rolle.

Alfons Fübbeker,
Landwirtschaftskammer Niedersachsen

Beurteilung verschiedener Gülleschieber

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