Der internationale Getreiderat IGC senkte dieser Tage seine weltweite Ernteprognose für Weizen, Futtergetreide und Mais. Begründet wurde dies mit den schlechten Aufwuchsbedingungen in Europa und am Schwarzen Meer. Dies kompensiert in den Versorgungsbilanzen des kommenden Wirtschaftsjahres auch die nach unten revidierten Verbrauchszahlen, wie sie etwa die US-Maiserzeuger durch den Einbruch der Ethanolerzeugung treffen. In Summe bleibt im kommenden Wirtschaftsjahr die weltweite Getreideproduktion – insbesondere die von Mais – laut IGC auf Rekordniveau.
Geringere Weizenernte in der EU
Besonders deutlich soll heuer die Weizenernte in der EU sinken – und zwar mit einem Minus von 15 % gegenüber dem Vorjahr. Der Regen der vergangenen Tage, auch wenn er die Feuchtigkeitsdefizite nicht ausgleichen kann, setzte aber zu Wochenbeginn die internationalen Weizenterminbörsen unter Druck. Ebenso gaben die im April schon um 12 % gesunkenen internationalen Maispreise wegen der Ethanolkrise in den USA weiter nach. Bei den Ölsaaten drückten neu aufgeflammte Streitigkeiten zwischen den USA und China auf die Sojanotierungen und in der Folge auch auf den Raps.
Flaute am heimischen Kassamarkt
Im Gegensatz zu den von regen Weltmarktexporten noch immer relativ fest getragenen Weizennotierungen in Paris zeigen die von den Kassamarktpreisen bestimmten Weizennotierungen an der Wiener Produktenbörse seit Wochen nach unten. Auf den Sturm folgte die Flaute.
Die Privatkonsumenten sitzen auf den gehamsterten Haushaltsmehlmengen, der Tourismus und die Gastronomie sind nach wie vor gesperrt und Italien befindet sich ebenfalls noch im Corona-Stillstand. Vor diesem Hintergrund berichten Marktteilnehmer bei Brotgetreide von einem flauen Bedarf der Mühlen. Auch von den ersten bevorstehenden Öffnungsschritten seien keine großen Sprünge zu erwarten. Lediglich Qualitätsweizen, von dem aus der Ernte 2019 nicht viel am Markt ist und den auch inländische Mühlen benötigen, befestigte sich eine Spur. Billiger wurden Sojaschrotimporte.
Trockenheit im Osten dauert an
Im Vorfeld der Preisbildung an der Wiener Produktenbörse erwarteten Branchenkreise für den Mittwoch dieser Woche keine grundlegenden Trendwenden oder Preissprünge bei Brotweizen oder Mahlroggen.
Allerdings gilt die Ernte 2019 auch schon als weitgehend abgehakt, die Blicke richten sich fast ausschließlich auf die neue Ernte. Die Regenfront, die Europa dieser Tage überquert, wird die bisherigen Niederschlagsdefizite in der ostösterreichischen Kornkammer bei Weitem nicht ausgleichen können. Damit werden die Ertragserwartungen in die neue Ernte zunehmend getrübt, lediglich die Sorge um Lagerraumdruck nimmt damit ab.
Christian Posekany, AIZ