Heftige Regenfälle in wichtigen Ackerbauregionen der USA ließen an der Börse von Chicago die Notierungen von Weizen- und Mais- und sogar Soja stark ansteigen. Auch die Euronext in Paris zog nach, bis US-Präsident Donald Trump Ende der Vorwoche dieser Rallye wieder ein jähes Ende setzte. Trump kündigte an, in Kürze Strafzölle auf Importe aus Mexiko, einem der wichtigsten Abnehmer von US-Agrargütern, zu verhängen. Nach einigen Tagen im Schockzustand signalisierten die internationalen Börsen Anfang dieser Woche wieder Erholung.
Unter dem Strich bleibt aber, dass durch Trumps Eskalationsstrategie bei Handelskonflikten die Landwirte weltweit unschuldig zum Handkuss kommen, und zwar ohne jeglichen Ausgleich, während die US-Farmer großzügig entschädigt werden.
Maisbestände schrumpfen
Der internationale Getreiderat (IGC) prognostiziert für die weltweiten Getreidemärkte 2019/20 zwar eine Steigende Produktion, aber ein noch größeres Verbrauchsplus. Somit sollen die Endlager zum dritten Mal in Folge und auf ein Vierjahres-Tief sinken. Dabei sollen vor allem die Maisbestände auf den niedrigsten Stand seit sechs Jahren schrumpfen, wohingegen sich die Weizenernte erholen und das Endlager auf ein neues Allzeit-Hoch anschwellen soll.
Run auf Qualitätsreserven
Am heimischen Kassamarkt verfolgt man mit Spannung die internationale Weizenrallye. Noch schwankt die Meinung darüber, ob die jüngsten Kursbefestigungen nachhaltig sind. Jedenfalls wächst in den USA die Sorge um Qualität und Erträge bei Weizen. Auch hierzulande werden nach den ertragsfördernden Niederschlägen im Mai zu Ernte nun niedrigere Proteingehalte als im Vorjahr erwartet. Für die Mühlen stellt sich die Entscheidung, wie weit man noch Aufmischweizen aus der alten Ernte auf Vorrat legen soll. Allerdings ist die Ernte 2018 weitgehend durchgehandelt. Das Hin und Her bewirkt entsprechende Preisausschläge. In der Notierungssitzung der Wiener Produktenbörse am 29. Mai ging es mit der Premiumweizennotierung recht deutlich nach oben, nämlich um sechs Euro auf ein Preisband von 197 bis 201 Euro/t.
Poolabrechnung 2018
Die Lagerhäuser leisten dieser Tage die Nachzahlungen aus der Poolvermarktung der Ernte 2018. Dem Vernehmen nach erzielten die Landwirte für die Ernte 2018 für Weichweizen um fünf bis zehn Euro pro Tonne höhere Endauszahlungspreise als für die Ernte 2017.
Beim Futtergetreide sei man beim „Zusammenkehren“ der Reste der alten Ernte, heißt es in der Branche. Die Verarbeiter seien mit Ware weitgehend gedeckt oder würden sich nur ganz kurzfristig den allernötigsten Anschlussbedarf besorgen. Die Blicke richten sich nun auf die neue Ernte, wobei mit der Aussicht auf wiederum durchschnittliche Erträge und niedrigere Qualitäten die Preise unter Druck stünden.
Christian Posekany, AIZ